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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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Inddikischen Annalen nicht gesehen«, sagte Fracist Bogh, als er mit Shari und Whu am Gebirgsbach spazieren ging.
    »Wir konnten sie nicht sehen, denn wir sind zwölf … wir waren zwölf«, antwortete Shari. »Wir selbst sind die Inddikischen Annalen. Aber ich lade euch ein, sie, jeder für sich, zu besuchen. Sie sind einen Umweg wert.«
    »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte Whu. »Sie können doch nicht hier und gleichzeitig woanders sein.«
    »Wir sind alle hier und woanders.«
    Whu fand die Antwort interessant, weil er nun wieder etwas erforschen, ein Rätsel lösen konnte. Denn sein Volk hatte das Lösen von Rätseln zu einer Kunst erhoben.
     
    In der Morgendämmerung des vierten Tages trennten sie sich. Nur Aphykit, Yelle und Jek blieben auf Terra Mater. Ehe sie in den Äther aufbrachen, umarmten sie sich und gaben sich das Versprechen, sich wiederzusehen. Tau Phraïm drückte Aphykit so fest an sich, dass sie einen blauen Fleck bekam.
    In der Frühe des siebten Tages entdeckte Aphykit einen neuen Strauch neben dem Busch des Narren, einen Strauch mit roten Blüten, so rot wie Tixus Blut.
     
    Yelle und Jek besuchten gern das Dorf in den Hymlyas. Sie mischten sich unter die Pilger, doch sie gingen nicht zu den beiden Sträuchern mit den ewigen Blüten, sie gingen den schmalen Pfad hoch, der zum Gebirgsbach führte. Jetzt war Frühlingsanfang, und es lagen noch Schneereste auf den Wiesen.

    Aphykit saß vor der Grotte des Narren, ihrem Lieblingsplatz. Ihr goldenes Haar zeigte Spuren von Grau, doch im Alter schien sie noch schöner zu werden.
    Den von den Reiseagenturen organisierten Pilgerreisen und dem ständigen Strom der Menschen schenkte sie kaum Aufmerksamkeit. Sie nährte sich von wilden Früchten und Essensresten, die die Pilger übrig ließen. Die Leute hielten sie für ein Original, eine Frau, die ihr Leben dem Kult der Verehrung der Ritter der Stille widmete. Sie wären erstaunt gewesen, hätten sie erfahren, dass sie Naïa Phykit war, die legendäre Gefährtin Sri Lumpas.
    »Mama!«, rief Yelle zur Begrüßung.
    Und als Aphykit in die Richtung ihrer Tochter schaute, streckte diese ihrer Mutter ihre zwei Monate alte Tochter, Abahelle, entgegen.
    Aphykit nahm das Kind in die Arme, betrachtete es lange, streichelte es und summte ihm ein altes syracusisches Wiegenlied vor.
    Dann sah sie Yelle an. Aus ihrer Tochter war eine schöne junge Frau geworden, die Tixu immer ähnlicher wurde. Sie schien mit Jek sehr glücklich zu sein. An ihrer rechten Hand glänzte der Julianische Korund.
    »Sie heißt Abahelle«, sagte Yelle. »Ich habe mich beeilt, denn ich wusste, dass du deine Enkelin sehen willst, ehe du gehst.«
    »Jetzt kann ich in Frieden gehen, meine Enkelin ist sehr schön. Wo wohnt ihr?«
    »In einem Aven auf Platonia«, antwortete Jek. »Jedenfalls momentan …«
    Er war zu einem Riesen von über zwei Metern herangewachsen; seine Frau wirkte winzig an seiner Seite. Sein rundes Gesicht drückte viel Güte aus und Geduld – diese
Eigenschaften brauchte er dringend im Zusammenleben mit Yelle.
    »Wollt ihr noch mehr Kinder haben?«, fragte Aphykit.
    »Eins genügt!«, sagte Yelle bestimmt.
    »Habt ihr die anderen Gefährten der Deva gesehen?«
    »Wir besuchen regelmäßig Phoenix und San Francisco. Sie leben in der Eiswelt und haben dort eine herrliche Stadt gebaut. Sie haben Zwillinge, und Phoenix ist wieder schwanger. Einmal haben wir Whu und seine Frau Katiaj besucht. Sie leben auf dem Sechsten Ring von Sbarao. Whu hat eine Xui-Schule gegründet, und sie haben drei Kinder. Und wir wissen, dass Fracist und Ghë eine lange Reise machen. Aber Shari, Oniki und ihre Kinder, die siehst du ja öfter als wir.«
    »Tau Phraïm ist jetzt groß«, sagte Aphykit. »Bald wird er bereit sein, den Platz des Narren der Berge einzunehmen und zum unsterblichen Wächter der menschlichen Annalen werden.«
    Eine Stunde später verabschiedete sich Aphykit mit ungewohntem Ernst von den beiden. Sie ging weder ins Dorf noch zum Exod-Vulkan, sondern lenkte ihre Schritte in Richtung des Hymlyas-Gebirges. Nicht ein einziges Mal drehte sie sich um. Dann verschmolz ihre Gestalt mit den schneebedeckten Hängen des Massivs.
    »Wir werden sie nicht wiedersehen«, sagte Yelle leise. »Sie geht zu meinem Vater. Unsere Tochter wird nie eine Großmutter haben …«
    Jek küsste seine Frau zärtlich. »Dann schenken wir ihr noch die Liebe der vier, M’a At-Skin!«
     
    Am nächsten Morgen entdeckten die Pilger einen dritten Strauch
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