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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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Versagen.
    »Ihr kennt meine Macht.«
    Fracist Bogh dachte: Ich war ein jämmerlich schwaches Kind, ein jämmerlicher Kardinal und ein jämmerlicher Muffi. Warum sollte ich Ghë ein guter Gefährte sein? Ich liebe sie, ja. Aber weiß ich denn, was Liebe ist? Ist mein Herz nicht durch die Dogmen zu Stein geworden? Ich habe versucht, mich selbst zu zerstören, indem ich Tausende hinrichten und ermorden ließ. Das wird mir niemals jemand
verzeihen können. Und weil das so ist, kann der Tod mir nur willkommen sein.
    »Ihr kennt meine Macht.«
    Phoenix war die letzte Frau des erwählten Volkes, die letzte eines überlegenen und heiligen Geschlechts. Weder mein Herz noch mein Kopf können es ertragen, unter Gocks zu leben, unter verfluchten Menschen, deren Bäuche verfault sind und deren Samen unrein ist. Ich will keine Kinder gebären, die sich später mit Menschen einlassen, deren Gene krank sind. Sie müssten Unreine heiraten. Deshalb ist es mir tausendmal lieber, vernichtet zu werden, als mein Volk verraten zu haben.
    »Ihr kennt meine Macht.«
    Yelle wird mich nie lieben, davon war Jek überzeugt. Nicht, weil sie unfähig zur Liebe wäre, sondern weil andere Menschen ihr gleichgültig sind. Jemand, der den Lärm des Blouf hört, kann nicht den Schlag seines eigenen Herzens hören. Jemand, der das Sterben der Sterne beobachtet, kann sich nicht der Liebe hingeben. Jemand, der einen so durchdringenden Blick hat, kann andere nicht zärtlich ansehen. Trotzdem lebe ich nur durch sie und für sie. Sonst habe ich niemanden mehr, keine Familie, kein Haus … Das Einzige, was ich möchte, ist, in Yelles Herz zu wohnen. Aber sie verschließt es.
    Er sah sie an. Sie erwiderte seinen Blick nicht. Aber ihre Augen leuchteten mit einer derartigen Intensität, dass sie Wärme ausstrahlten, Wellen, die den Vibrationen des Antra glichen.
    »Ihr … kennt … meine Macht …«
    Wärme … Licht … Liebe … signalisierten die Kohäsions-Keimlinge an die Hauptplatinen.
    Tau Phraïm war kurz schwindelig geworden, doch er
fing sich schnell wieder, denn er fand es empörend, dass dieser schreckliche Kerl, dieser Handlanger der In-Creatur, das Leben seiner Freundinnen, der Schlangen, bedrohte. Sollen sich die Menschen doch ins Nichts stürzen, dachte er, aber sie haben kein Recht, die Tiere ebenfalls auszulöschen.
    Und deshalb stimmte Tau Phraïm – er stand zwischen seinem Vater und Aphykit – mit aller Kraft den Klang des Lebens an. Er konnte seinen Körper nicht mehr erkennen, sah nur noch einen Leuchtpunkt, einen Funken, der gegen die eisige Kälte des Blouf ankämpfte und nicht verlöschen wollte.
    Ich will noch mit den Reptilien pfeifen, Yelle ärgern, Jek necken, meine Eltern umarmen und im Gebirgsbach baden, alle Geheimnisse des Lebens erkunden, schlafen, träumen, wieder aufwachen und das bis in alle Ewigkeit.
    »Ihr … die Macht … Leere …«
    Leere, Leben … vibrieren … Blitz … Gewissen …
    Den Hauptplatinen fiel es immer schwerer, die Dateien zu verarbeiten. Die Kohäsions-Keimlinge agierten wie außer Kontrolle geratene zerebrale Implantate.
    Shari war völlig ruhig geblieben. Natürlich hatte er das Schwächerwerden seiner Gefährten – außer Tau Phraïm, der sich von den Attacken der In-Creatur überhaupt nicht beeindrucken ließ – bemerkt, aber diese Niederlage kümmerte ihn nicht. Im Gegenteil, je mehr die In-Creatur die Schwächen seiner Gefährten ausnutzte, umso weniger kümmerte sie sich um ihn und ließ ihm Zeit, den Gegenschlag vorzubereiten. Durch das Antra gestärkt, war er in die Tiefen seines Geistes hinabgestiegen, dorthin, wo alles Sein entsteht. Als Erstes hatte er sich gefragt, warum die Deva sie nicht zu den Inddikischen Annalen gebracht
habe. Jetzt wusste er, warum: Sie waren bereits in den Annalen.
    Sie waren die Annalen.
    Der Klang des Lebens wurde immer mächtiger in Shari und Tau Phraïm.
    »Die Macht des … des … Lebens.«
    Die In-Creatur verbarg sich, rasend vor Wut, zwischen den Hauptplatinen, denn die Kohäsions-Keimlinge hatten die Kontrolle über den Speicher des Konglomerats verloren.
     
    Auf allen Welten des einstigen Ang-Imperiums herrschte Dunkelheit und Kälte. Auf Syracusa, Marquisat, Orange, Issigor, Sbarao und den Ringen, Platonia, Ut-Gen, Oursse, den Planeten Neorops, Roter-Punkt, Zwei-Jahreszeiten …
    Die Sterne waren erloschen, überall wurde das Ende des Universums verkündet. Dieses Phänomen wurde als universales Schwinden bezeichnet, andere
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