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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle
Autoren: P Bordage
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Verzweiflung und Zornesausbrüchen endete.
    Der Mahdi verlangte Unmögliches von ihnen, die Selbstaufgabe. Doch im Morgengrauen half ihnen die Müdigkeit. Völlig erschöpft gaben sie sich dem Antra hin. Es wurde sehr still, und die Blüten des Buschs strahlten in hellem Glanz. Ganz plötzlich wurden alle von einem himmlischen Strom ergriffen und in die Unendlichkeit getragen. Da merkten sie, dass ihre Vereinigung nicht ihr Ich auflöste, sondern dass es durch die anderen bereichert wurde.
    Seit diesem Tag übten sie die meiste Zeit über die devakische Reise und unterbrachen ihre Übungen nur, um in Aphykits und Yelles Haus ihre gemeinsamen Mahlzeiten einzunehmen. Nur zum Schlafen suchten alle ihre eigenen Häuser auf, oder auch um den Brauch weniger spiritueller Vereinigungen zu pflegen.
    Bei der Rückkehr von jeder dieser Reisen waren sie erstaunt,
weil sie sich plötzlich wie eingesperrt vorkamen, gleichsam in ihrem Körper gefangen. Dann brauchten sie immer eine gewisse Zeit, um sich wieder normal bewegen zu können, was oft großes Gelächter hervorrief und Tau Phraïm zum Pfeifen animierte.
    Er war ein erstaunlicher kleiner Junge und steckte voller überbordender Energie, stand als Erster auf und ging als Letzter schlafen. Immer war er zu einem neuen Experiment bereit und legte einen Wissensdurst an den Tag, den die Erwachsenen kaum stillen konnten. Hatte er frei, dann spielte er mit seinen Freundinnen, den Schlangen, und behauptete, er habe bereits mehr als hundert verschiedene Arten auf Terra Mater gesehen. Aphykit hatte er besonders in sein Herz geschlossen, so wie ein Enkel seine Großmutter liebt. Sie war die Einzige, der er ohne Murren gehorchte. Und selbst Shari musste sie oft bitten zu intervenieren, wenn er etwas von seinem Sohn haben wollte.
     
    »Wann besuchen wir die Annalen?«, fragte Yelle. »Jek hat mir so oft davon erzählt, dass ich sie bald sehen möchte.«
    »Wenn wir zwölf sind«, antwortete Shari.
     
    An jenem Tag, die Sonne stand im Zenith, wurde es Nacht am helllichten Tag. Und mit der Finsternis breitete sich Eiseskälte auf Terra Mater aus.
    »Der Blouf kommt!«, rief Yelle.
    Sie hatte die anderen am Vortag gewarnt, deshalb waren alle bereit. Sie bildeten einen Kreis um den Strauch des Narren, ließen ihn aber zwischen Aphykit und Yelle offen für den Besucher. Dann riefen sie das Antra und schlossen die Augen.
    Auch mit geschlossen Augen wussten sie, dass sich ihnen
der Sämann des Nichts näherte. Die Kälte wurde noch kälter und die Finsternis pechschwarz.
    Trotzdem öffnete Aphykit die Augen einen Spalt und beobachtete Tixu. Er trug einen zerschlissenen Anzug und musterte alle elf mit kalten grün leuchtenden Augen.
    Die Augen eines Roboters, dachte sie und hatte plötzlich Angst.
    Die Deva desintegrierte sich. Hassgefühle und Tötungsgelüste erfüllten die Gemeinschaft, der Kreis brach auseinander. Ekel und Abscheu trennten sie.
    »Ihr kennt jetzt meine Macht«, sagte Tixu mit metallisch klingender Stimme und ergriff Aphykits und Yelles Hand.
    Frau? Tochter?

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Gib dich der Deva hin!
     
    Erstes Gebot der devakischen Religion.
Die Deva ist eine Entität mehrerer
gemeinsam betender Gläubiger.
     
    Du sollst sein!
    Die Neun Evangelien Ephrens,
»Lebensweisheiten«

    D as Antra! Konzentriert euch auf das Antra!«, rief Shari mit kraftvoller Stimme, die seine Gefährten beruhigte.
    Er fühlte, wie sich Tau Phraïms kleine Hand und Onikis eiskalte Hand in den seinen entkrampften.
    Gemeinsam riefen sie den Klang des Lebens an, und der Chor der Deva sang wieder mit einer Stimme.
    San Francisco und Phoenix hassten die Gocks neben ihnen nicht mehr. Jek hasste Fracist Bogh nicht mehr, diesen fanatischen Kardinal, der das Nord-Terrarium hatte vergasen lassen, bei dem sein alter Freund Artrarak getötet worden war. Whu hasste die vier Greise nicht mehr, die die Lehre verfälscht hatten, und Jankl Nanupha, der ihn zum Sklavenhändler gemacht hatte. Ghë hasste ihre Vergewaltiger nicht mehr. Fracist Bogh hasste seine Mutter und seine Lehrer der Schulen der heiligen Propaganda nicht mehr. Oniki hasste die Matrionen nicht mehr, die sie ins demütigende Exil auf die Insel Pzalion gezwungen hatten. Tau Phraïm hasste seinen Vater nicht mehr, der ihn allein unter Korallenschlangen hatte aufwachsen lassen. Yelle hasste die Menschen nicht mehr, weil sie nichts hörten, sahen oder fühlten. Aphykit hasste ihren Vater nicht mehr und auch nicht ihren zu einem Roboter
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