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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Zu einsam für eine Barohna mit all ihren Verpflichtungen des Thrones und den Menschen gegenüber.« Er zuckte nochmals mit den Schultern. »Und die Clanangehörigen meines Bruders wurden nicht müde, mir Frauen anzubieten; mehr Frauen, als ich jemals zu haben wünschte. Einige davon wurden mir ziemlich ... nachdrücklich empfohlen.«
    Schwarzäugige Frauen, die ihre Messer mit den beidseitig geschärften Klingen selbst an der Speisetafel trugen? Reyna blinzelte verwundert, als sie sich vorzustellen versuchte, auf welche Art Danior die glutäugige Gefährtin angeboten worden war. »Also hast du dich von deinem Bruder getrennt.«
    »Und bin nach Hause gekommen. Gerade rechtzeitig, um Sonel willkommen zu heißen.« Er sah kurz zu Juaren, als wollte er ihn einschätzen, dann wandte er sich ab und bückte sich. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er ein zartes, zwei Jahre altes Kind mit kastanienbraunen Haaren und blitzenden, bernsteinfarbenen Augen hoch. »Ich vermute, Reyna, du hast auf der Reise die Gelegenheit genutzt, über einige Gebräuche bei uns nachzudenken. Etwa über die Tatsache, daß du eine der wenigen Palasttöchter bist, die ihren Vater kennen; die je ihren Vater an den Haaren gezupft und ihm Brei auf die Brust gespuckt haben. Die meisten erfahren nie auch nur den Namen ihres Vaters. Selbstverständlich ist es so Sitte.«
    »Ich ...« Aber Reyna bemerkte, daß er diese Feststellungen nicht eigentlich an sie richtete. Es war Juaren, zu dem er sprach. Und in dessen Arme legte er auch das Kind.
    Das war also ihre Schwester, Juarens Kind – die nächste Barohna des Terlath-Tals. Vater und Kinder betrachteten einander neugierig mit gut gespielter Zurückhaltung, und Reyna fühlte verwundert, wie Tränen unter ihren Augenlidern hervorquollen.
    »Das also ist die Schwester, die wir im kommenden Winter unterweisen werden, wenn du und meine Mutter in den Winterpalast gehen«, sagte sie, während sie die zerbrechliche Hand des Kindes berührte. Das war die Schwester, um die sie und Juaren sich kümmern würden und der sie Geschichten erzählen würden, während alle übrigen im Tal schliefen. Das war die Schwester, die sie auf den Sonnenthron vorbereiten mußten. Diese Schwester mußte eines Tages all die Dinge verstehen, die sie über Brakrath und das Universum erfahren hatten.
    »Das ist sie«, stimmte ihr Vater lächelnd zu und umarmte sie unvermittelt aufs neue. »Reyna, du bist die erste meiner Töchter, die ich als Erwachsene erlebe, und du bist die Person ii geworden, als die ich mir dich gewünscht habe.«
    Ein verwirrendes Lob. Ein Lob, das so unerwartet kam und Reyna so verlegen machte, daß sie kaum wahrnahm, daß er sie in den Thronsaal drängte; daß sie kaum mitbekam, daß sich die hohen Türen schlossen und alle die Leute ausschlossen, die Zeugen ihrer Wiedervereinigung gewesen waren. Reyna blieb kurz benommen von der Helligkeit des Thrones stehen, vor der dunklen Gestalt, die inmitten des Gleißens gefangen schien. Sie brauchte mehrere Augenblicke, um zu erkennen, daß Khira nicht allein war, und daß sie nicht länger so war, wie sie und Juaren sie verlassen hatte: einsam und niedergedrückt. Statt dessen redete sie angeregt mit Verra und sah mit einem Willkommenslächeln auf, als die drei näherkamen.
    »Meine Tochter ...« Sie schritt aus dem durch die Spiegel gebündelten Licht vom Thron herab. Die Hände, die sie Reyna reichte, waren warm und kraftvoll. »Ich hörte von meiner Freundin, daß du wohlbehalten zurückgekehrt bist. Und ich hatte eben das Vergnügen, ihr einen Wunsch zu gewähren.«
    Reyna warf Verra rasch einen Blick zu, als Khira den Thron wieder einnahm. »Du kehrst jetzt nach Arnim zurück? Um deine Kinder zu sehen?«
    Verra griff nach einem Ende der grünen Singseide, die sie als Kopfband trug, und wickelte es um ihre Finger. »Nein, nein. Ich nehme eine Stelle im Palast an; genau die Stelle, die du mir einmal angeboten hast. Ich werde eine Beraterin des Thrones sein. Ich bin sicher, daß mehr Fragen auftauchen werden, als ich beantworten kann; selbst wenn ich sie selbst stellen müßte.« Als sie die Verwunderung sah, die sich auf Reynas Gesicht abmalte, lächelte sie. »Habe ich dir nicht gesagt, daß ich eine Rebellin bin? Welche anständig erzogene Arnimi hätte jemals daran gedacht, die ganze lange Rückreise zwischen den Sternen zu unternehmen, nur um ihre Kinder zu sehen? Obwohl sie zu deren Entstehen nichts beigetragen hat als ein paar Gewebezellen? Ich habe mich
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