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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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flüsterte Ostvel rau.
    Sie fuhr zusammen, und das Feuer verging. »Ostvel – es tut mir so leid, ich hatte nicht gedacht …«
    Riyan biss sich auf die Lippen. Er war ebenso aufgewühlt wie sein Vater, aber aus einem anderen Grund: Er konnte sich kaum noch an seine Mutter erinnern, die gestorben war, ehe er zwei Winter zählte.
    »Vergib mir«, murmelte Sioned beschämt.
    Ostvel schüttelte den Kopf. »Es ist schon gut. Nur – ein Schock, sie wiederzusehen.«
    Sioned dankte der Göttin, dass Alasen nicht anwesend war, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem zu, was sie tun sollte. Das FEUER flackerte erneut auf, als sie es anrief, gerade rechtzeitig, dass die Zuschauer beobachten konnten, wie Andry nun den Kreis durchschritt und sich zu Urival gesellte, der am Freudenfeuer stand.
    Sie fühlte die Farben des Älteren, wie sie es erwartet hatte, denn es war notwendig, dass er den Mondschein nutzte, um Andrys Lichtlaufen zu bestätigen. Wieder war es gespenstisch, dass sie sein Gesicht erblickte, während seine Stimme auf den Mondstrahlen zu ihr sprach.
    Er ist ein bisschen beleidigt, weil du Dranath genommen hast.
    Er wird es verwinden.
    Warum bloß ist er ausgerechnet zu dir gegangen?, frage ich mich.
    Ich nehme an, das ist eine rein rhetorische Frage. Ach, mein lieber alter Freund, ich fühle heute Abend Traurigkeit an dir, und das bekümmert mich.
    Mach dir keine Sorgen. In meinen Gemächern wartet eine sehr große Flasche des besten Weines von deinem Bruder auf mich. Ich beabsichtige, mich heute Abend zu betrinken. In Gedanken an Andrade.
    Um die Erinnerungen auszulöschen, korrigierte Sioned ihn sanft. Ich wünschte, ich könnte bei dir sein.
    Nein, das wirst du nicht. Du hast genug, das dich beschäftigt, Höchste Prinzessin. Nun also weiter mit den Festlichkeiten.
    Plötzlich war er fort. Es schmerzte Sioned, sein Gesicht im FEUER zu sehen, während er verkündete, dass Andry tatsächlich eine Lichtläuferreise nach Stronghold unternommen hatte. Der fünfte Ring wurde auf seinen rechten Daumen geschoben, ein Ring aus dem speziellen rötlichen Gold, das nur die Faradh’im verwendeten.
    Es war ein Ring, den Andry nie zuvor getragen hatte. Bis zu diesem Augenblick hatte er nur die Fähigkeiten bewiesen, die von den vier Ringen angezeigt wurden, die er bereits vor diesem Abend erworben hatte. Doch nun war er als Lichtläufer voll anerkannt, mit allen Ringen, Ehren und Verantwortungen, die das mit sich brachte.
    Und es würde noch mehr kommen. Zu bald.
    Das Bild in der Kohlenpfanne zeigte, was weiter geschah, und dort erschien jetzt Andry, der seine Fähigkeiten bewies, indem er Mondlicht verwob, was kurz darauf von Urival bestätigt wurde. Sioned wusste nicht, mit wem Andry jetzt sprach; sie vermutete, dass es sich um jemanden handelte, der etwa so weit von der Schule der Göttin entfernt war wie sie selbst in Stronghold. Vielleicht der Faradhi auf Balarat in Firon oder Meath in Graypearl. Es ging darum, dass Andry seine Kraft bewies; dem respektvollen Ausdruck auf den Gesichtern der Lichtläufer nach zu urteilen, nachdem Urival alles bestätigt hatte, gelang ihm dies auf bewundernswerte Art.
    Und dann kam die nächste Abweichung von der Tradition. Statt des silbernen Ringes, des sechsten, der für den kleinen Finger der rechten Hand bestimmt war, hatte Andry Urival angewiesen, ihm mit diesem gleichzeitig einen anderen Silberring für den linken Mittelfinger zu geben. Das spiegelte die Veränderung in der Reihenfolge wider, die Andry vorgenommen hatte: Nun stand der sechste für einen Lehrling und der siebte für die Vollendung seiner Fähigkeiten als Mondläufer. Bislang hatte der siebte Ring für die Fähigkeit gestanden, eine Beschwörung ohne FEUER vollenden zu können. Dies hatte Andry noch nicht von Urival gelernt. Doch statt sein Unwissen zu verraten, zog er es vor, die Regeln zu ändern.
    Sioned spannte sich, während sie in die Flammen starrte. Sie wusste, was als Nächstes kommen würde. Der achte Ring war immer für die Lehrer bestimmt gewesen, für diejenigen also, die begabt und klug genug waren, andere in den Faradhi -Künsten zu unterweisen. Andry hielt sich an das Ritual, indem er einen Schüler mit nur einem Ring anrief und dem Knaben, der kaum jünger war als er, zeigte, wie man LUFT anrief. Doch statt Silber für den linken Daumen, steckte Urival dort einen neuen goldenen Ring hin und erklärte Andry zum Meister – ein Titel, der bislang den Trägern des neunten Ringes vorbehalten
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