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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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Faradh’im herbeizurufen, die nur wenige Ringe trugen. Sie warteten bereits darauf. Zu Dutzenden strömten sie in den Hof, verneigten sich vor Andry und nickten bestätigend, als Urival fragte, ob sie seine Farben auf dem Sonnenlicht gespürt hätten. Daraufhin wurde ihm der vierte Ring verliehen.
    In Stronghold wandte Sioned ihr Antlitz von der Flammenbeschwörung ab und den letzten Sonnenstrahlen zu, die über die Mauern im Westen fielen. Als die zarte, rosige Wärme ihre Stirn berührte, erkannte sie auf einmal, was Andry als Nächstes vorhatte, an wen er sich wenden würde, um seine Fähigkeit zu beweisen, das Sonnenlicht auch über große Entfernungen zu bereisen.
    So. Du siehst also zu.
    Wie könnte ich es unterlassen?, erwiderte Sioned. Sie wusste dabei zu verhindern, dass Andrys Farben die ihren ins strahlende Licht zerrten.
    Seid gegrüßt im Namen der Göttin, Herr.
    Auch Ihr, Herrin. Ich sehe Mutter dort und Hollis und Riyan.
    Es war äußerst merkwürdig, Andrys Gesicht im FEUER in der Kohlenpfanne zu sehen und zur selben Zeit seine Stimme in ihren Gedanken wahrzunehmen. Ja. Auch Rohan ist da, Ostvel und Euer Vater. Alle sind sehr stolz auf Euch, Andry.
    Und besorgt. Seht Euch nur Maarkens Gesicht an! Habt keine Angst, Sioned. Ich weiß, was ich tue. Andry zögerte. Ist … ist Alasen …
    Nein. Es tut mir leid, Andry. Sie sah, dass sich sein Gesicht ein wenig veränderte.
    Ich hätte es mir denken können. Sioned, bitte helft ihr, dass sie sich nicht so sehr vor dem fürchtet, was sie ist. Sie wird sonst niemals Frieden finden.
    Sie hat ihr Leben gewählt , erinnerte ihn Sioned sanft, und Ihr das Eure .
    Ja, natürlich. Eine kurze Pause. Eine Falte zeigte sich auf seiner glatten Stirn, und etwas wie Misstrauen vibrierte durch seine Farben. Sioned, was ist heute Abend mit Euren Farben? Ich spüre etwas, ich kann fühlen …
    Das Sonnenlicht nimmt hier ab, Herr , unterbrach sie ihn. Ihr solltet jetzt besser umkehren .
    Ihr … Dranath! Sioned, seid Ihr verrückt?
    Mit einem leichten Ruck löste sie sich aus dem Kontakt und drängte ihn auf die schwächer werdenden Lichtstrahlen zurück. Sie spürte seinen Zorn darüber, dass sie sich der Droge bedient hatte, und einen noch tieferen Unwillen darüber, dass sie sich seiner so mühelos entledigen konnte. Sie fing in seinen Gedanken einen flüchtigen Blick zu Pol auf und die Hoffnung, der Sohn möge nicht so mächtig werden wie seine Mutter. Mit der Droge, die in ihrem Blut summte, hätte sie ihm folgen und gleichzeitig die Flammenbeschwörung aufrechterhalten können. Es war ein reizvoller Gedanke, ohne Schrecken. Aber sie hatte das deutliche Gefühl, dass er sie eigentlich hätte erschrecken sollen.
    Andry hatte sich näher an das Freudenfeuer begeben. Weder Stimmen noch andere Gedanken wurden durch Sioneds Feuer übertragen, aber sie wusste, dass Urival ihn aufgefordert hatte zu erzählen, was er getan hatte und mit wem er gesprochen hatte. Während die Sonne unterging und sie darauf warteten, dass die Monde aufgingen – heute Abend war das früh der Fall, und das war der Grund, warum das Ritual gerade jetzt abgehalten wurde –, antwortete ihm Andry und ging dann im Kreis der Faradh’im herum und gab jedem die Hand.
    Sioned erinnerte sich an den Tag, als sie dasselbe getan hatte. Camigwen war neben ihr gewesen, verbunden in dieser Ehrung wie in allen anderen Bereichen ihrer Ausbildung. Sie war genauso vor jeden Lichtläufer getreten, um Grüße und ein Lächeln entgegenzunehmen, da sie nun eine von ihnen geworden war.
    »Sioned …« Ostvels halb erstickte Stimme holte sie nach Stronghold zurück.
    Verwirrt betrachtete sie seine schmerzgequälten grauen Augen und sah dann in die Flammen in der Kohlenpfanne. Dort sah man, hervorgerufen von ihrer Erinnerung und ihren Dranath -umnebelten Sinnen, nicht den heutigen Kreis von Faradh’im in der Schule der Göttin, sondern eine Gruppe von Menschen in strahlendem Sonnenlicht, darunter sie selbst und Camigwen Hand in Hand. Erstaunt und fasziniert ließ sie die beschworene Erinnerung noch ein Weilchen anhalten. Sie verspürte keinerlei Anstrengung dabei, das zu tun. Zum ersten Mal seit achtzehn Wintern schaute sie wieder in das Gesicht ihrer geliebten Freundin, sah deren bezaubernde, dunkle Augen und zarte Züge, beobachtete, wie Camigwen den Kreis umrundete und dann abwartend neben ihr stand und vor Aufregung fast tanzte, als Andrade vortrat, um ihnen ihren fünften Ring zu überreichen.
    »Sioned – bitte«,
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