Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
am Leben zu bleiben – und sogar, wenn nicht –, entdecken sie vielleicht etwas Nützliches für die Zukunft.«
    »Die Möglichkeit besteht immer.«
    »Schau…«
    Das kleine, ferne Drama nahm seinen Lauf.

 
3
     
     
    An Bord der Claw kehrte eine seltsame Ruhe ein. Im Funk herrschte jetzt völlige Stille, bis auf das hektische Atmen von Pirius’ Besatzungsmitgliedern. Aber hinter ihnen kam die schwarze Wolke der Xeelee-Schiffe unablässig näher.
    Ein weiteres Schiff tauchte längsseits der Claw auf. Es war stark beschädigt. Eine Strebe war brutal amputiert worden, und eine zweite Blase schien voller Rauch zu sein; aber die Pilotenblase war ein heller Lichtfunke. Pirius schaute sich um, aber niemand sonst folgte ihnen: nur sie beide.
    Pirius erkannte das Zeichen des anderen Schiffes. »Dans?«
    »In voller Lebensgröße, Pirius.«
    »Ich hab dich an deiner lausigen Fliegerei erkannt.«
    »Ja, ja. Und, warum seid ihr noch nicht tot?«
    »Sei still.« Das war Cohl. »Halt den Mund.«
    »Immer mit der Ruhe, Navigatorin.«
    »Müssen wir uns diesen Müll anhören, ausgerechnet heute?«
    »Ausgerechnet heute können wir das echt gebrauchen«, meinte Bleibende Hoffnung.
    Pirius sagte: »Dans, deine Crew…«
    »Ich bin allein«, sagte Dans grimmig. »Aber ich fliege noch. Tja. Man lernt doch nie aus, stimmt’s? Diese Xeelee haben immer noch ein Ass im Ärmel. Falls sie Ärmel haben.«
    »Ja. Im Rückblick ist es eine nahe liegende Taktik.«
    Das stimmte. Die übliche Vorgehensweise der Xeelee bestand darin, einen Steinbrocken mit Feuer zu überziehen, um die Schützengräben zu säubern und an die Monopolkanonen heranzukommen, ständig bedrängt von Grünschiffen und anderen Abwehrkräften. Diesmal hatten sie ihren Angriff auf eine Seite des Asteroiden konzentriert und die dortigen Verteidigungslinien mühelos durchbrochen. Und sie hatten sich mithilfe ihrer Sternzertrümmerer mitten durch den Asteroiden gegraben, bis sie auf der anderen Seite wieder herausgekommen waren, hatten den Stein dadurch zerstört und waren ohne Vorwarnung über die verbliebenen Verteidiger hergefallen.
    »Wir werden uns überlegen müssen, was wir dagegen tun können«, meinte Pirius. »Vielleicht brauchen wir Aufklärer in größerer Distanz.«
    »Ja«, sagte Dans. »Und flexible Formationen, die dorthin ausschwärmen, wo der erste Angriff stattfindet.«
    »Aber ohne uns«, erwiderte Cohl grimmig.
    »Du bist doch noch nicht tot, Kleine«, rief Dans. Sie war zwanzig, ein Jahr älter als Pirius und mit nicht weniger als sechs Missionen bis zu diesem Tag bereits eine kampferprobte Veteranin.
    »Schaut euch diesen Schwarm hinter uns an«, sagte Cohl. Die Fliegen kamen weiterhin näher. »Wir können ihnen nicht entkommen. Eigentlich sollten wir’s auch gar nicht versuchen; unsere Befehle lauten, hier zu bleiben und zu kämpfen. Wir sind schon tot. Es ist unsere Pflicht, tot zu sein. ›Ein kurzes Leben brennt hell.‹«
    Das war der älteste Slogan der Expansion. Angeblich hatte Hama Druz persönlich ihn vor abertausend Jahren geprägt, als er in den Trümmern der besetzten Erde stand. In der Zeit eines nicht enden wollenden Krieges war es ehrenhaft, jung und im Kampf zu sterben, und ein Verbrechen, unnötig alt zu werden.
    In einer solchen Zeit war der Kindersoldat die höchste Form des Menschen.
    Aber Dans erwiderte grob: »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«
    Pirius hörte, wie Cohl nach Luft schnappte.
    »Meinetwegen kannst du mich gern melden«, sagte Dans.
    »Hör mal, Navigatorin, ein kurzes Leben ist ja gut und schön, aber weder Hama Druz noch einer seiner zahllosen Apologeten in den vergangenen Jahrtausenden hat behauptet, dass wir unser Leben wegwerfen sollen. Wenn wir den Kampf mit diesem Fliegenschwarm aufnähmen, würden sie uns nicht mal bemerken. Was soll das für einen Sinn haben?«
    »Pilotin…«
    »Sie hat Recht, Cohl«, sagte Pirius.
    »Ganz egal, wie nun die richtige Auslegung lautet«, mischte Bleibende Hoffnung sich ein, »darf ich darauf hinweisen, dass sie uns einholen? In drei Minuten haben sie uns…«
    »Dans«, sagte Pirius angespannt, »ohne dein Ego noch mehr aufblähen zu wollen: Ich nehme an, du hast einen Plan?«
    Dans holte tief Luft. »Klar. Wir gehen auf Überlicht.«
    »Unmöglich«, blaffte Cohl.
    Diesmal sprach die Technikerin in ihr, und Pirius wusste, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Die Aktivierung des Überlichtantriebs bedeutete einen Eingriff in die tiefste Struktur der Raumzeit, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher