Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sich selbst zu zerfleischen, wo sie nun niemanden mehr hat, an dem sie ihren Zorn und ihre Frustration abreagieren kann. Wir brauchen keine Krieger mehr, aber ich fürchte, wir brauchen Friedenswächter!
    Ist das nicht herzerfrischend?« Er wippte töricht auf seinen Zehen. »Stellt euch nur mal vor! Können wir Hama Druz jetzt nicht in sein wohl verdientes Grab legen? Aus seiner neurotischen Angst heraus wollte er unbedingt, dass die Menschheit statisch, unveränderlich blieb. Aber das negiert die elementare Kreativität des Universums, in das wir eingebettet sind – eine Kreativität, die von den Geschöpfen in diesem spektakulären Artefakt ausgeht, das ihr angegriffen habt, Pirius. Jetzt brauchen wir unser innerstes Wesen nicht länger zu verleugnen: Jetzt können wir mit dem Strom des Universums schwimmen, statt gegen die Strömung anzukämpfen – und vielleicht entdecken wir nun endlich unsere wahre Bestimmung als Kinder des Kosmos.«
    Das alles klang für Pirius ein bisschen vage.
    Bleibende Hoffnung sagte: »Aber, Kommissar, wenn wir morgen früh aufstehen – was sollen wir dann tun?«
    Nilis lachte onkelhaft und hob die ausgebreiteten Hände zum Himmel. »Tja, da draußen wartet ein ganzes Universum auf euch – jetzt, wo ihr nicht mehr sterben müsst, bevor ihr erwachsen werdet.« Er zeigte auf die höheren Offiziere, auf Kimmer, Seath und Marta. »Die sind zu alt, um sich noch zu ändern. Sie hatten bestimmt gehofft, sie würden vor dem Ende des Krieges sterben – tja, Pech gehabt! Aber jungen Leuten wie euch steht auf einmal die Zukunft offen. Vielleicht werden ein paar von euch mit mir zu Chandra fliegen, um dieses erstaunliche Nest transkosmischen Lebens zu erforschen. Und einige von euch werden vielleicht sogar in die Weiten außerhalb der Galaxis vorstoßen. Warum nicht? Wir waren immer so mit dem Kampf ums Überleben in dieser Galaxie beschäftigt, dass wir seit zwanzigtausend Jahren nicht einmal eine Sonde dort hinaus geschickt haben.«
    »Aber die Xeelee sind immer noch da draußen – sie sind überall, nur nicht hier«, gab Cohl zu bedenken.
    »Die Xeelee laufen euch schon nicht weg«, sagte Nilis sanft. »Ihr habt jedenfalls genug Zeit, um Familien zu gründen.«
    Ein fassungsloses Schweigen entstand.
    Pirius war schockiert. »Familien?«
    »Ja, warum nicht? Die alte Maschinerie ist noch immer vorhanden, selbst wenn wir sie nicht mehr benutzen. Und jetzt haben sich die Regeln geändert. Es wird euch gut tun, eine echte Familie zu haben, Wurzeln zu schlagen. Ihr wisst wirklich nicht, wie das ist.« Er zwinkerte. »Und ich wollte schon immer Großvater werden – zumindest ehrenhalber.«
    Pirius sah Torec an. Die Röte war ihr ins Gesicht gestiegen, und er sah Generationen der Konditionierung mit noch älteren Impulsen kämpfen. Er war noch nicht über den Verlust von Pirius Blau hinweg, aber ein Teil von ihm war – wenn auch schlechten Gewissens – froh gewesen, dass sein Zeitzwilling fort war, dass sein Leben ein wenig einfacher geworden war. Nun hatte es den Anschein, als würde es weitaus komplizierter werden. Er verspürte eine jähe, warme Aufwallung von Freude.
    Luru Parz löste sich aus der Menge und kam auf sie zu. Sie trug ein schlichtes weißes Gewand. Für Pirius war Luru Parz ein Albtraum aus seiner schwierigen Zeit im Sol-System. Eine unerklärliche Angst befiel ihn. Er fragte sich, mit welchen Begründungen sie sich wohl diesmal Zutritt verschafft hatte – aber wenn sie nicht einmal vor einer Generalbevollmächtigten zurückschreckte, war sie wirklich mächtig.
    »Glückwunsch, Pilot. Eine militärische Meisterleistung.«
    »Luru Parz«, sagte Nilis warnend, »dies ist kaum der richtige Zeitpunkt für weitere Kostproben Ihrer unzeitgemäßen Absonderlichkeit. Lassen Sie diese jungen Leute ihren Augenblick genießen.«
    »Ihren Augenblick?« Luru lächelte kalt. »O ja, diesen strahlend hellen Augenblick, dessentwegen sich das Leben einer Eintagsfliege lohnt.« Sie schaute wütend zum Himmel hinauf. »Und wir haben eine Galaxie gewonnen! Bei meiner Geburt – als die Menschheit auf einen einzigen Planeten beschränkt war und unter der Knute eines außerirdischen Besatzers stand – hätte niemand geglaubt, dass dieser Tag einmal kommen würde. Vorläufig und für kurze Zeit sind wir die Hechte in diesem Sternenteich. Aber was ist schon eine Galaxie? Da draußen – in Dimensionen jenseits unseres Wahrnehmungsvermögens – ist ein Ozean von Wundern und Gefahren, die wir uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher