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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder
Autoren: authors_sort
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Informationen über die Zukunft fortwährend in die Vergangenheit durchsickerten.
    Aber die Informationen waren nie vollkommen richtig. Und hin und wieder gelang es der einen oder anderen Seite, dem Gegner eine Überraschung zu bereiten. Dieses neue Manöver der Xeelee war in den ausführlichen Projektionen der Kommissare nicht enthalten gewesen.
    Pirius merkte, wie er die Lippen zu einem wilden Grinsen verzog. Das Drehbuch war weggeworfen worden. Heute war alles offen.
    Doch jetzt flammte überall um den zerklüfteten Horizont des Steinbrockens herum kirschrotes Licht auf.
     
    Über Funk prasselten die Befehle der Staffelführer auf ihn ein. »Haltet eure Positionen. Das ist eine neue Taktik, und wir sind noch dabei, sie zu analysieren.« – »Nummer acht, bleiben Sie an Ihrem Platz. Bleiben Sie an Ihrem Platz.«
    Pirius umklammerte seine Steuerelemente so fest, dass ihm die Finger wehtaten.
    Der grellrote Lichtschein breitete sich überall um die klobige Silhouette des Steinbrockens herum aus – eine bösartige Dämmerung. Von Pirius’ Position aus gesehen, spielte sich das Geschehen größtenteils auf der anderen Seite des Steins ab. Schon allein das sah den Xeelee ganz und gar nicht ähnlich; für gewöhnlich neigten sie dazu, in Schwärmen über jeden von ihnen angegriffenen Stein herzufallen.
    Die Claw würde vor ihrem Angriff geschützt sein, jedenfalls für den Augenblick. Das bedeutete, dass Pirius sich am falschen Ort befand. Er war nicht hier, um sich zu verstecken, sondern um zu kämpfen. Aber er musste seine Stellung halten, bis er andere Befehle bekam.
    Pirius erblickte eine Fliege in einigem Abstand von ihrem Zielobjekt. Sie breitete nachtdunkle Flügel aus – angeblich waren sie nicht stofflich, sondern Fehler in der Raumstruktur selbst – und sandte einen kirschroten Sternzertrümmerer-Strahl aus. Die saubere Geometrie dieser tödlichen Linien besaß eine gewisse kalte Schönheit, fand Pirius, obwohl er wusste, welch eine Hölle für jene Unglücklichen entfesselt wurde, die auf der ungeschützten Oberfläche des Steinbrockens festsaßen.
    Nun stieg jedoch ein wild wogender Nebel über den Horizont des Asteroiden und trübte die gradlinige Perfektion des Sternzertrümmerer-Strahls.
    »Was ist das für ein Dunstschleier?«, fragte Cohl. »Luft? Vielleicht stoßen die Sternzertrümmerer zu den verschlossenen Hohlräumen durch.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Bleibende Hoffnung ruhig. »Es ist Gestein. Ein Nebel aus geschmolzenem Gestein. Sie vergasen den Asteroiden.«
    Geschmolzenes Gestein, dachte Pirius grimmig, zweifellos versetzt mit Spuren ehemals komplexer, nun aber vollständig verbrannter organischer Verbindungen.
    Trotz aller Verwüstungen, die sie anrichteten, tauchten die Xeelee jedoch nicht über dem Horizont auf. Sie konzentrierten ihre gesamte Feuerkraft auf eine Seite des Steinbrockens.
    Pirius wartete immer noch auf Befehle, aber die taktische Analyse dauerte zu lange. Auf einmal kamen fliehende Menschenschiffe um die Krümmung des Steinbrocken, helle, erdgrüne Funken vor dem stumpfen Grau der Asteroidenoberfläche. Die Formation war also trotz der unablässig gebrüllten Befehle der Staffelführer zusammengebrochen. Und unten auf dem Stein schwärmten die kleinen Lichtpunkte aus – jeder ein im tödlichen Feuer gefangener Mensch – und verteilten sich aus dem Grabensystem übers offene Gelände. Selbst von hier aus wirkte es wie ein panischer, ungeordneter Rückzug.
    Es wurde noch schlimmer. Überall auf der sichtbaren Halbkugel des Asteroiden gab es Implosionen, als würde er von unsichtbaren Meteoriten bombardiert. Dann aber platzten die Sohlen dieser kurzlebigen Krater auf und brachen in sich zusammen, und unter einem Nebel aus grauem Staub stieg eine tiefere Glut aus dem Innern des Asteroiden empor. Die Oberfläche schien sich aufzulösen; es war, als brenne sich rosaweißes Licht durch die Steinhülle hindurch. Die Xeelee, dachte Pirius: Die Xeelee brannten sich einfach durch den Asteroiden.
    Bleibende Hoffnung begriff eine halbe Sekunde vor Pirius, was dort unten geschah. »Lethe«, sagte er. »Bring uns hier weg, Pilot. Hoch, hoch!«
    »Aber unsere Befehle…«, wandte Cohl kraftlos ein.
    Doch Pirius zog bereits an seinen Steuerelementen. Überall um ihn herum lösten sich Schiffe aus dem Verband und zogen sich zurück.
    Noch während der Asteroid unter ihnen wegfiel, sah Pirius das Ende kommen. Der Steinbrocken hielt noch einen letzten, erstaunlichen Moment lang
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