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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder
Autoren: authors_sort
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zusammen, und dieses innere Licht hob das komplexe filigrane Muster des Grabennetzes hervor, als wäre sein Antlitz von einer Landkarte aus leuchtenden Fäden überzogen. Der unregelmäßige Horizont des Asteroiden stieg auf und wölbte sich.
    Und dann flog der Steinbrocken auseinander.
    Auf einmal befand sich die Claw inmitten eines Hagelschauers aus weiß glühenden Trümmern, die von unten heraufgeschossen kamen. Um diesen tödlichen invertierten Sturm zu überstehen, tanzte das Grünschiff um sämtliche Achsen. Trotz der Trägheitsschirme, die es umschlossen, spürte Pirius tief in den Knochen einen geisterhaften Rest der schnellen, ruckartigen und beunruhigenden Bewegungen seines Schiffes.
    Auf dem Stein waren jetzt bestimmt schon alle tot, dachte er, während das Schiff ihn zu retten versuchte. Es war ein schrecklicher, monströser Gedanke, der ihm schwer zu schaffen machte. Und das Sterben war noch nicht vorbei.
    Pirius’ Staffelführerin verlangte Disziplin; ihre Teams sollten sich neu gruppieren und dem Feind Widerstand leisten. Aber dann wurde die Verbindung unterbrochen.
    »Fliegen!«, kreischte Cohl. »Da kommen sie…«
    Pirius sah sie: einen Schwarm Fliegen, die aus dem Kern des geborstenen Steinbrockens emporstiegen wie Insekten aus einer Leiche und ihre nachtschwarzen Flügel entfalteten. Sie hatten sich ihren Weg durchs Innere eines Asteroiden gebrannt. Einige Grünschiffe warfen sich schon wieder ins Xeelee-Feuer. Aber die Xeelee setzten ihre Sternzerstörer-Strahlen ein; beinahe liebevoll berührten die tödlichen Zungen die flüchtenden Grünschiffe.
    Pirius hatte keine brauchbaren Anweisungen erhalten. Also ergriff er die Flucht. Die Claw entfernte sich mit hoher Geschwindigkeit von dem zerstörten Steinbrocken. Die Trümmerwolke lichtete sich, und die ruckartigen Bewegungen der Claw ließen nach. Doch als Pirius zurückschaute, sah er eine massive schwarze Wand, eine Phalanx von Xeelee-Nachtjägern.
    Er hatte keine Ahnung, wohin er floh, wie er den Xeelee entkommen konnte. Er floh trotzdem.
    Und die Xeelee setzten ihm nach.

 
2
     
     
    Aus weiter Ferne beobachteten kalte Augen und in geordneten Bahnen denkende, geduldige Gehirne die Schlacht im Zentrum der Galaxis.
    Port Sol war ein Kuiper-Objekt, ein Eismond. Er gehörte zu hunderttausend solchen Objekten, die in der Dunkelheit am Rand des Sol-Systems kreisten. Er war nicht das größte; hier draußen gab es monströse kleine Welten, die größer waren als der Pluto. Aber er war mindestens ebenso weit von anderen Planetesimalen entfernt wie die Erde vom Mars.
    Dieser gewaltige Gürtel war ein Überbleibsel der Geburt des Sonnensystems. Um die schnell wachsende Sonne herum hatten sich Staub- und Eispartikel zu ganzen Scharen solcher kleinen Himmelskörper akkretiert. In der Nähe des unruhig brennenden jungen Sterns war die Planetesimaldichte so hoch gewesen, dass sie anschließend zu Planeten verschmolzen waren. Weiter draußen jedoch – hier draußen –, war zu viel Platz gewesen. Die Entstehung größerer Körper war zum Stillstand gekommen, und die uralten Planetesimale hatten überdauert und trieben nun weiter in der Dunkelheit und der Stille dahin.
    Port Sols menschliche Geschichte hatte begonnen, als ein eigenartiges Sammelsurium von Ingenieuren, Prospektoren, Flüchtlingen und Dissidenten aus dem inneren Planetensystem seine weit verstreute Asteroidenfamilie bevölkert hatte. Seither waren über zwanzigtausend Jahre verstrichen. Die große Zeit von Port Sol war längst vorbei. In seinen von gewaltigen Ruinen bedeckten Eislandschaften herrschte wieder Stille.
    Dennoch funkelten Lichter auf seiner Oberfläche.
    Diese einsame kleine Welt war die Heimat von Luru Parz, und zwar schon länger, als sie zurückdenken wollte. Manchmal fühlte sie sich genauso alt wie Port Sol, und ihr Herz kam ihr ebenso kalt vor wie sein urgeschichtliches Eis. Doch von hier aus beobachtete sie die Aktivitäten der Menschen von den belebten Welten des Sol-Systems bis hin zum Herzen der Galaxis.
    Und jetzt beobachtete sie Pirius, Dans und deren Teams, die ihren Xeelee-Verfolgern zu entkommen trachteten. Das Geschehen, das ihr von geduldigen, halbintelligenten Monitoren zur Kenntnis gebracht wurde, entfaltete sich in einem virtuellen Bild, einer gleißend grellen Lichtscheibe aus dem Zentrum der Galaxis hier am Rand des Sol-Systems.
    Faya, ihre Cousine, war bei ihr. »Sie sind verloren«, seufzte Faya.
    »Mag sein«, sagte Luru. »Aber wenn sie es schaffen,
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