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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd
Autoren: David Gerrold
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Gesprächen der Männer zu lauschen. Eines der Axiome der Psychonomie lautet daß frühe Reaktionen immer eine Enttäuschung darstellen. Und wenn der Psychonomiker zu früh nach Resultaten sucht dann gerät er in Versuchung, auf die Bühne seiner Tat zurückzukehren und das System noch stärker zu stimulieren. Nein, wichtig ist seinen Instinkten lange genug zu vertrauen, um der geschaffenen Situation die Gelegenheit zu einer Entwicklung zu geben. Natürlich gibt es Ausnahmen zu dieser Regel – aber die saubere Anwendung der Psychonomie ist in diesem Fall eine Kunst für sich.
    Die erfolgreiche Psychonomiker sehen ihre Arbeit als eine Folge von Anstößen, die ein bereits bestehendes System unmerklich in eine bestimmte Richtung drängen, aber die Energie für diese Bewegung entstammt dem System selbst.
    Schließlich kommt man an den Punkt wo man einfach aufhören muß – und abwarten, was als nächstes geschieht. Und an diesem Punkt ist der Erste Offizier der Roger Burlingame, Jonathan Thomas Korie, jetzt angelangt.
    Er legt sich auf seine Pritsche, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und entspannt sich, entspannt sich zum ersten Mal vollkommen, seit er an Bord dieses Schiffes gekommen ist. So wird es für die nächsten Stunden bleiben.
    Sein Verstand beginnt zu treiben, und Bilder aus seinem Unterbewußtsein steigen vor seinem geistigen Auge auf.
    Die Menschen einer Welt die er niemals zuvor gesehen hat. Sie leben in Erdgräben, vier Meter tief im Boden, diesen Oberfläche mit einem wahren Dschungel von halluzinogenem Efeu überwuchert ist. Das Großhirn der Menschen ist ständig umnebelt und sie können ihrem Trott nicht entkommen. Von den Reben hängen große, runde Früchte herab; ihr Saft schmeckt süß, und das Fruchtfleisch ist aromatisch. Niemand strebt nach mehr. Sie leben nackt manche in Gruppen, manche allein. Es gibt nicht viele Kinder, und der Geschlechtstrieb ist fast nicht vorhanden. Es gibt keine Paare, keine Familien, nur… man könnte es Stämme nennen – jedoch besitzen sie keinerlei Strukturen. Hin und wieder fermentieren die Früchte, und ihr Genuß löst eine Orgie schwerfälliger Kopulationen aus. Danach werden gelegentlich Kinder geboren. Oft genug werden sie von ihren Müttern vergessen, kaum daß sie alt genug sind, allein zu laufen und Früchte zu pflücken.
    Auf dieser Welt die Korie niemals gesehen hat ist die menschliche Rasse degeneriert in ein primitiveres Stadium zurückgefallen. Das Klima ist angenehm, die Tage sind fröhlich, und die Wanderer summen unmelodische Lieder, während sie durch ihre Gräben ziehen. Von diesem Ort träumt Korie. Wie friedlich das Leben wäre, wenn man irgendwie zu dieser Herde gehörte. Wie schön es wäre, keine Sorgen haben zu müssen.
    Der Name der Welt lautet Eden.
    Korie schläft ein, während er von Eden träumt.
    Im Schlaf sieht Korie aus wie ein kleiner Junge. Er rollt sich zur Seite, zieht die Beine an und die Arme vor die Brust Hin und wieder erschauert er in seiner Fötushaltung, aber nicht weil es in der Kabine zu kalt wäre.
    Sehr weit weg und vor sehr, sehr langer Zeit fragte ein kleiner Junge einst »Papa, halt mich fest.«
    Und der Vater nahm ihn in den Arm und hielt und wärmte ihn, die ganze Nacht. Dann versteckt sich die Erinnerung aus Jon Kories Innerstem wieder in seinem Unterbewußtsein.
    Er lächelt einmal, schwach nur, dann Hegt er wieder still.

 
Kapitel 38
     
     
Mir wäre wohler gegenüber Ärzten, wenn das, was sie tun, nicht praktizieren genannt würde.
    SOLOMON SHORT
     
    Drei Stunden später betritt Korie die Krankenabteilung der Roger Burlingame. Er gibt sich bewußt ausgezehrt.
    Panyovskys Helfer ist damit beschäftigt den Operationstisch zu reinigen. Er wirft ein letztes Stück verschmutzter Gaze in einen bereitstehenden Eimer, dann wischt er das Blut vom Tisch. Auch auf dem Boden befinden sich Flecken. Sein Kittel ist verschmiert.
    Korie hebt die Augenbraue. »Was ist passiert?«
    Mike blickt hoch, macht ein besorgtes Gesicht und will antworten, aber da betritt Panyovsky den Raum, während er sich noch die Hände an einem kleinen Tuch abtrocknet. »Das sollte ich Sie fragen, Korie. Was haben Sie gemacht?«
    »Bitte?«
    Der Schiffsarzt mustert ihn neugierig. »Wissen Sie es wirklich nicht?«
    »Ich habe in den letzten vier Stunden versucht zu schlafen.«
    »Stimmt etwas nicht mit Ihrer Schlafbox?«
    »Nein. Ich schätze nur, ich brauche etwas Stärkeres.«
    »Sie sind wirklich ziemlich daneben, was?« Panyovsky
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