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Sternenjagd

Sternenjagd

Titel: Sternenjagd
Autoren: David Gerrold
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mustert den Ersten Offizier nachdenklich. »Mike, lassen Sie das für jetzt. Es kann warten. Holen Sie sich einen Kaffee. Und reden Sie mit niemandem über die Geschichte. Ich will zuerst mit dem Kapitän sprechen.«
    Mike nickt verstehend und schlüpft aus seinem Kittel. Schnell ist er zur Tür hinaus.
    Korie blickt zu Panyovsky. »Was ist passiert?«
    »Sie haben wirklich nichts gehört? Wolfe ist wieder auf Rogers losgegangen. Diesmal hat er ihm drei Rippen und die Nase gebrochen. Seine Milz ist gerissen. Er ist in ziemlich schlechtem Zustand. Sieht schlimm aus.«
    Korie antwortet nicht sofort. Er sieht Panyovsky nicht an. Dann sagt er leise, wie zu sich selbst. »Der arme Bursche. Anscheinend muß er eine Menge einstecken…«
    »Sie haben es ihm bestimmt nicht leichter gemacht Jon.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Oh, nichts. Ich schätze nur, es hat mich ein wenig mitgenommen. Das schlimmste an der Medizin ist die Folgen brutaler Gewalt zu behandeln. Und wenn man das Opfer mag, dann ist es noch schlimmer.«
    »Ja, ich schätze, Sie haben recht.«
    »Wollen Sie einen Drink?«
    »Nein. Aber tun Sie sich keinen Zwang an.«
    »Ich trinke nicht gerne allein.«
    »Also schön, ich leiste Ihnen Gesellschaft. Aber geben Sie mir nur einen ganz kleinen.«
    Panyovsky beschäftigt sich mit den Gläsern und meint beiläufig: »Ich hätte mir denken können, daß Sie Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben, Jon – es ist nicht leicht sich mit diesen Problemen konfrontiert zu sehen.«
    Korie antwortet nicht.
    Der Arzt schiebt ihm ein Glas hin, aber Korie rührt es nicht an. Panyovsky mustert den Ersten Offizier mit wissenden Blicken. »Verraten Sie mir etwas, Jon: Was ist das für eine Masche, die Sie da abziehen?«
    »Wie bitte?«
    »Jon, ich bin es. Panyovsky, der Schiffsarzt. Ich habe Zugang zu medizinischen Dateien, die selbst Sie oder der Kapitän nicht einsehen dürfen, es sei denn, ich entscheide es anders. Und nicht nur zu medizinischen, sondern auch zu psychologischen Dateien. Ich weiß, daß Sie ein Alpha sind, Jon. Ich wußte es seit dem Tag, an dem Sie das Schiff betreten haben. Ich schätze, Brandt weiß es ebenfalls. Aber selbst wenn es nicht in Ihren Dateien stünde, hätte ich es inzwischen herausgefunden. Sie haben etwas vor, Jon. Ich weiß nicht wieso ich das weiß, aber ich weiß es einfach. Ich fühle es. Irgend etwas stimmt nicht… ein eigenartiger Druck bei den Männern. Und dann die Sache mit Rogers. Er sah aus wie jemand, der dem Koch aus dem Bratentopf gesprungen ist. Die ganze Zeit hat er beteuert daß er Ihnen nichts gesagt hat. Die ganze Zeit immer wieder. Es war dem Jungen wichtig, daß jemand ihm Glauben schenkt und er Ihnen nichts verraten hat als Wolfe ihn beim ersten Mal zusammengeschlagen hat. Nicht daß es jetzt noch etwas ausmachen würde. Diesmal gibt es eine Menge Zeugen. Barak und sogar der Kapitän zum Beispiel. Aber Jon, ich glaube dem Jungen. Er hat Ihnen nichts verraten, oder?«
    »Nein, nichts. Und ich habe ihn schon mindestens seit einer Woche nicht mehr danach gefragt.«
    »Und warum war Rogers dann so hartnäckig? Warum hat Wolfe ihn angegriffen, wenn er glaubt daß Rogers geplaudert hat? Irgend jemand hat Wolfe diese Idee in den Kopf gesetzt – ich habe genug Ahnung von Psychonomie, Jon, um zu wissen, daß in einem überwachten System nichts geschieht wenn es nicht einen Grund dafür gibt. Und der Grund ist ein wenig zu verdächtig. Ihr Name fiel ein wenig zu oft Jon.«
    Korie blickt dem Sanitätsoffizier direkt in die Augen, als er zu sprechen beginnt – mit einer vollkommenen Offenheit und in einem Ton, den niemand je an Bord so gehört hat. »Selbst wenn ich an etwas arbeiten würde, Panyovsky – ich könnte nicht mit Ihnen darüber sprechen. Heisenberg, Sie wissen doch…«
    »Ich hatte befürchtet daß Sie das sagen würden.« Panyovsky mustert ihn mit beruflichem Interesse. »Sind Sie sich dessen vollkommen sicher, was Sie vorhaben, Jon?«
    »Ich bin wirklich… der Meinung, daß wir nicht darüber sprechen sollten, Doktor.«
    »Jon, Sie sind der einzige Mann an Bord, der sich niemandem anvertrauen kann. Ich hatte gehofft daß ich Ihnen als… als eine Art Beichtvater dienen könnte, wenn Sie etwas bedrückt. Ich habe versucht immer für Sie da zu sein. Ich vermute, daß Sie der einsamste Mensch an Bord des gesamten Schiffes wären – immerhin gibt es auf der Roger Burlingame niemanden, der auch nur halbwegs an Ihre intellektuellen Kapazitäten heranreicht…
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