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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut
Autoren: David Brin
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Episiarch, in seiner wütenden Ablehnung Dessen, was ist, hatte diese Passage für seine Tandu-Herren eröffnet, und die unerbittliche Kraft seines Ego hielt sie offen, seine grundsätzliche Weigerung, der Realität auch nur das mindeste Zugeständnis zu machen.
    Als das letzte Schiff hindurchgeschlüpft war, wurde der Episiarch zielstrebig abgelenkt, und die Öffnung stürzte mit lautloser Wucht in sich zusammen. Augenblicke später vermochten nur noch die Meßinstrumente festzustellen, daß sie einmal existiert hatte. Der Affront gegen die Physik war ausgelöscht.
    Der Episiarch hatte die Tandu-Armada weit vor den anderen Flotten zum Zielstern befördert – vor den Flotten, die den Tandu das Recht, das Erdenschiff in ihre Gewalt zu bringen, streitig machen würden. Die Tandu sendeten Lobimpulse in die Behagenszentren des Episiarchen. Er heulte und schwenkte dankbar seinen mächtigen, pelzigen Schädel. Für die Tandu hatte sich wieder einmal erwiesen, daß eine obskure und gefahrvolle Form des Reisens ihr Risiko wert war. Es war gut, wenn man vor dem Feind auf dem Schlachtfeld eintraf. Der Zeitgewinn würde ihnen einen taktischen Vorsprung verschaffen.
    Der Episiarch hatte kein anderes Interesse, als Dinge zu negieren. Jetzt, da seine Aufgabe vollendet war, wurde er in seine Kammer der Täuschungen zurückgebracht, wo er sich damit beschäftigte, eine endlose Kette von Ersatzrealitäten zu verändern, bis die Herren seine entsetzlichen Fertigkeiten wieder benötigten. Seine zottige, amorphe Gestalt rollte aus dem Sensornetz, und er wälzte sich davon, eskortiert von wachsamen Wärtern.
    Als der Weg frei war, kam der Akzeptor herein und kletterte auf spindeldürren Beinen zu seinem Platz ins Netz. Längere Zeit vertiefte er sich in die Realität, umschloß sie ganz. Der Akzeptor betastete, kostete, liebkoste diese neue Raumregion mit seinen weitreichenden Sinnen. Dann stieß er einen gurrenden Schrei des Behagens aus. »Wie undicht sie sind!« verkündete der Akzeptor freudig. »Ich habe schon vernommen, daß die Gejagten recht schludrige Sophonten seien, aber sie lecken ja sogar, wenn sie wissen, daß ihnen Gefahr droht. Sie haben sich auf dem zweiten Planeten versteckt. Nur langsam gerinnen die Ränder ihrer psychischen Schutzschilde, die ihren exakten Aufenthaltsort vor mir verbergen. Wer waren die Herren, von denen die Delphine gelernt haben, so leichte Beute zu sein?«
    »Ihre Herren sind die Menschen – selber noch nicht fertig«, antwortete der Pirschmeister der Tandu. Seine Stimme war ein rhythmisches Muster aus raschen Klick- und Schnapplauten in den gezahnten Gelenken seiner Mantisbeine. »Die Erdlinge sind vergiftet vom falschen Glauben und von der Schande ihrer eigenen Leichtfertigkeit. Der Lärm von drei Jahrhunderten wird verstummen, wenn sie verspeist sind. Dann werden wir Jäger frohlocken, wie du frohlockst, wenn du einen neuen Ort oder ein neues Ding entdeckst.« »O welche Freude«, stimmte der Akzeptor zu. »Und jetzt spute dich, damit du Einzelheiten erkundest«, befahl der Pirscher. »Bald werden wir mit Ketzern zu kämpfen haben. Ich muß deine Mitklienten mit ihren Aufgaben vertraut machen.«
    Der Akzeptor drehte sich in seinem Netz, als der Pirschmeister hinausging, und öffnete seine Gefühle für diesen neuen Flecken der Realität. Alles war gut. Er erstattete Bericht über das, was er sah, und die Herren bewegten die Schiffe entsprechend, aber mit dem größeren Teil seiner Sinne nahm er die winzige rote Sonne auf ... er akzeptierte sie, sie und jeden ihrer kleinen Planeten, das köstliche Erwartungsbeben eines Ortes, der bald zu einem Schlachtfeld werden würde.
    Nach einer Weile spürte er, daß weitere Schlachtflotten in das System eindrangen, eine jede auf ihre eigene Weise, jede von ihnen bezog eine schlechtere Position. Die frühzeitige Ankunft der Tandu ließ ihnen keine andere Möglichkeit. Der Akzeptor spürte die Gelüste der kriegerischen Klienten, und er spürte auch die kühlen Berechnungen der gelasseneren Älteren. Er fuhr liebkosend über glatte Psychoschilde, die gegen ihn errichtet waren, und erfragte sich, was wohl hinter ihnen vorgehen mochte. Er nutzte die Offenheit anderer Kombattanten, die ihre Gedanken keck nach außen strahlen ließen und den Lauscher trotzig aufforderten, ihre unverhohlene Verachtung zu empfangen.
    Er fing wütende Erwägungen über seine eigene Vernichtung auf, als die gewaltigen Flotten aufeinander zustürzten und die ersten strahlenden
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