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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut
Autoren: David Brin
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verschwand. Du solltest dich im Schütze unseres Konvois halten.« Keepiru rollte sich faul an Toshio vorbei, und mit lässigen Schlägen seiner Schwanzflosse glitt er neben dem Schlitten dahin. Die adrett verschränkten Arme seines Geschirrs schimmerten im Glanz des kupfernen Hügels rötlich.
    »Aber dann ist es um so wichtiger, daß man ein paar Proben nimmt, oder?« Toshio reagierte gereizt. »Zumindest sind wir deshalb hier!« Ohne Keepiru Zeit zu einer Antwort zu lassen, legte Toshio seinen Schlitten schräg und kurvte auf die schattige Erhebung zu.
    Es wurde dunkler um ihn herum, denn die Insel hielt das Licht der Nachmittagssonne zurück. Eine dahintreibende Schule silbrig glitzernder Fische schien vor ihm zu explodieren, als er schräg auf das dicke, fasrige Gestrüpp zuschwamm. Keepiru quiekte erschrocken hinter ihm her. Es war ein Fluch auf Delphin-Primal – ein Zeichen dafür, wie betroffen der Fin war. Toshio grinste.
    Der Schlitten summte friedfertig an dem Hügel entlang, der sich gebirgig zur Rechten aus dem Wasser erhob. Toshio legte sich auf die Seite und griff nach dem nächsten, was grün neben ihm aufblitzte. Es schnappte zufriedenstellend, als die Probe sich in seiner Hand löste. Kein Fin konnte so etwas! Genußvoll krümmte er die Finger, dann verrenkte er sich nach hinten, um den Klumpen in einen Sammelbeutel zu stopfen. Toshio blickte hoch und sah, daß die grüne Masse, statt zurückzuweichen, näher als vorher war. Keepiru quiekte jetzt auch lauter.
    Angsthase! dachte Toshio. Hab’ ich eben das Steuer für einen Augenblick losgelassen. Na und? Ich bin wieder bei deinem verdammten Konvoi, bevor du auch nur ein Fluchgedicht fertigkriegst.
    Er legte sich noch steiler in die Linkskurve und stellte gleichzeitig das Bugruder auf Aufstieg. Einen Moment später begriff er seinen taktischen Fehler: Durch dieses Manöver verringerte er seine Geschwindigkeit so weit, daß das Bündel der Fangarme, die sich nach ihm ausstreckten, seinen Schlitten erreichen konnte.
    Offenbar gab es größere Meerestiere auf Kithrup, als die Gruppe bislang zu Gesicht bekommen hatte, denn die Tentakel, die ihn jetzt von allen Seiten einschlossen, waren augenscheinlich darauf eingerichtet, große Beute zu schnappen. »Oh, Koino-Anti! Jetzt hab’ ich’s!« Er schaltete die Maschine auf volle Kraft und bereitete sich auf die erwartete Beschleunigung vor.
    Die Kraft kam... aber die Beschleunigung nicht. Der Schlitten ächzte, und die langen, seilähnlichen Fangarme streckten sich. Aber eine Vorwärtsbewegung kam nicht zustande. Dann verstummte die Maschine. Toshio spürte etwas Glitschiges an seinen Beinen, dann noch etwas. Die Tentakel strafften sich und begannen zu ziehen.
    Keuchend drehte er sich auf den Rücken und tastete nach dem Messer in der Scheide an seinem Oberschenkel. Die Greifarme waren sehnig und knotig. Die Knoten hafteten an allem, was sie berührten, und als einer von ihnen über Toshios ungeschützten Handrücken strich, ließ der sengende Schmerz dieser Berührung den Jungen aufschreien.
    Die Fins riefen einander, und ganz in der Nähe waren heftige Bewegungen zu hören. Ein kurzes Stoßgebet, daß niemand sonst gefangen sein möge, ging Toshio durch den Kopf, aber ansonsten hatte er wenig Zeit, an etwas anderes als den bevorstehenden Kampf zu denken.
    Das Messer glitt hoffnungsschimmernd hervor. Und aus der Hoffnung erwuchs neue Hoffnung, als zwei dünne Stränge unter der scharfen Klinge zerrissen. Einen dritten, größeren durchzusägen, erforderte ein paar Sekunden. Beinahe augenblicklich wurde er durch zwei neue ersetzt. Und dann sah Toshio, wohin er gezerrt wurde. Ein tiefer Spalt klaffte in der Seite des Metallhügels. Darin erwartete ihn ein Gewimmel von Ranken. Tief drinnen, ein Dutzend Meter weiter, lag ein schlankes, graues Etwas, umschlungen von einem Gestrüpp aus trügerisch trägen Lianen. Toshio fühlte, wie sein weit aufgerissener Mund die Sichtscheibe beschlagen ließ. Das Spiegelbild seiner eigenen Augen, groß und entsetzt, verschmolz mit Ssassias regloser Gestalt. Sanft, wie ihr Leben, aber nicht ihr Tod gewesen war, wiegte sie sich in den Fluten.
    Mit einem Aufschrei hackte Toshio weiter auf die Tentakel ein. Er wollte Hikahi rufen, wollte ihr von Ssassias Schicksal berichten, aber alles, was aus seinem Munde drang, war ein Schrei des Hasses auf diese kithrupanische Schlingpflanze. Blätter und Wedel wirbelten durch das brodelnde Wasser davon, aber es half ihm wenig, denn immer
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