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Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Titel: Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i
Autoren: Mara Laue
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haben gewusst, dass es eines Tages soweit kommen würde.« Corshoans Stimme klang so bedrückt, wie er sich fühlte. »Nicht umsonst hat das Krinoi’i schon dem vorletzten Hüter mitgeteilt, dass wir den siebten Planeten im Halakk-System als neues Tikara vorbereiten sollen.«
    Corshoan wusste aber auch, dass Ranaons acht Vorgänger dieser Aufgabe keine Priorität eingeräumt hatten, da es noch keine konkrete Bedrohung gab. Deshalb hatten sie nur veranlasst, dass auf Tikara-Halakk ein paar Siedlungen gebaut wurden, die vielleicht gerade mal zehntausend Tikar’Senn aufnehmen konnten. Ein paar Felder waren angelegt worden, auf denen die Hauptnahrungspflanzen wuchsen und teilweise wucherten. Mehrmals im Jahr reiste deshalb eine Erntetruppe hin, um die Nahrung abzuholen und wenn nötig die Häuser instand zu halten. Das war jedoch selten erforderlich, denn sie waren völlig anders als die Häuser hier: verborgen im Untergrund und von ihrer natürlichen Umgebung kaum zu unterscheiden.
    »Ja«, stimmte Ranaon ihm voller Bitterkeit zu. »Wir haben gewusst, dass das Krinoi’i wieder einmal bestrebt sein würde, sich selbst zu retten. Es bringt uns nur Unglück.« Er stand auf und straffte sich. »Ich werde alles Nötige veranlassen, damit die Evakuierung morgen beginnen kann.« Er blickte Corshoan anklagend an. »Und ich verfluche das Krinoi’i dafür, dass es mich zwingt, als Laluum eine Wahl zu treffen, wer von meinem Volk weiterleben darf und wer sterben muss.«
     
    *
     
    S.C.S.C. STERNENFAUST III
    in den unbekannten Weiten der Andromeda-Galaxie
    2. November 2273
     
    Dana Frost wusste, dass sie verlieren würde. Sie hatte bisher fast jede Schachpartie gegen Shesha’a verloren.
    Das Gehirn der Shisheni war nicht nur in der Lage, fotografisch alles zu speichern, was sie wahrnahmen, sondern auch erheblich mehr Züge vorausberechnen zu können als ein menschliches Gehirn.
    Dana hatte erst zweimal gegen Shesha’a gewonnen, weil sie zum Teil zufällig die perfekten Züge gemacht hatte. Trotzdem machte es ihr immer noch und immer wieder Spaß, mit ihrer shishenischen Adoptivschwester zu spielen. Sie liebte nicht nur die Herausforderung, sie hoffte auch, dass sich ihre genetische Cerebralmodifikation nicht nur in einem exzellenten und weit über dem Durchschnitt liegenden Gedächtnis ausdrückte, sondern dass der beständige Versuch, sich Shesha’as Hirnleistung anzunähern, entsprechende Verknüpfungen in ihrem Gehirn herstellte, die schließlich zu ähnlichen Leistungen führen würden.
    Schließlich konnte man nie genug Wissen und nie genug Fähigkeiten besitzen; gerade in der gegenwärtigen Situation. Sie bemerkte, dass Shesha’as faustgroße grüne Augen in einer Weise zu schimmern begannen, die ebenso ihre Freude ausdrückte wie die gleich darauf wispernden Schuppen ihres Schlangenkörpers.
    Dana seufzte, betrachtete die Figuren auf dem Spielbrett, konnte aber keinen Fehler erkennen, den sie gemacht haben könnte. »Entweder du willst mich verunsichern, oder du siehst mal wieder mehr als ich.« Sie blickte Shesha’a an. »Raus mit der Sprache: In wie vielen Zügen bin ich matt?« Dana sprach Shinea, das sie meistens gebrauchte, wenn sie sich privat mit Shesha’a unterhielt.
    Shesha’a raschelte mit den Schuppen und stieß gleichzeitig Laute aus, die einem menschlichen Lachen verblüffend ähnelten. Sie bewegte ihren Schlangenkopf in der Imitation eines menschlichen Kopfschüttelns von einer Seite zur anderen. »Weder noch, Dana. Ich habe gerade an ein sehr schönes Erlebnis gedacht, das ich bei einer unserer letzten Begegnungen mit Sessu’u geteilt habe. Es war sehr leidenschaftlich und beglückend.« Sie zwinkerte Dana zu.
    Die betrachtete Shesha’a nachdenklich. Sessu’u war, als die STERNENFAUST I zum ersten Mal Shishena besucht hatte, ein »Physischer Helfer« in Shesha’as Haushalt gewesen, eine Art Mann für alles, dessen Aufgabe es war, dafür zu sorgen, dass im Haus alles in Ordnung war und die Vorräte immer aufgefüllt waren. Später war er an Bord ihres Flaggschiffes Versorgungsoffizier gewesen und Shesha’as Lebenspartner geworden, mit dem sie irgendwann eine Familie hatte gründen wollen.
    Dana fand es immer wieder erstaunlich, wie selbstverständlich die Shisheni persönliche Verluste akzeptierten und verkrafteten.
    Sie selbst tat sich damit schwer. Sehr schwer. Das Bewusstsein, all die Menschen, die ihr persönlich als Familie oder Freunde etwas bedeutet hatten, nie wiederzusehen, weil nicht
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