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Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i

Titel: Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i
Autoren: Mara Laue
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Hunderte von Opfern forderte und die Abspaltung der Kreru-Sekte, die sich auf den Inseln niedergelassen und den Kontakt zum Rest des Volkes abgebrochen hat.« Er seufzte tief. »Ich fürchte, dass man mir das anlasten wird, obwohl ich mir nichts vorzuwerfen habe. Meine Wahl war knapp genug, wie du weißt. Meine Gegenkandidatin wartet nur darauf, dass ich scheitere, und das halbe Volk mit ihr.« Er blickte Corshoan an. »Da du bis jetzt noch nie mit einer guten Nachricht zu mir gekommen bist, sehe ich dich in deiner Eigenschaft als Hüter des Krinoi’i am liebsten gar nicht.«
    Er deutete auf den Rock, den Corshoan übergestreift hatte, bevor er den Blauen Turm betreten hatte. Es war ein Insignium des Hüters.
    Corshoan warf einen Blick an die Decke, ehe er Ranaon in die Augen sah. »Dann wirst du dir wünschen, dass ich heute gar nicht gekommen wäre, denn was ich zu sagen habe, ist das Schlimmste.«
    Ranaon setzte sich nun ebenfalls.
    Corshoan sah ihm an, dass er alles Mögliche dachte, was das angekündigte »Schlimmste« sein könnte; ebenso, dass er es am liebsten nicht wissen wollte. Corshoan konnte es ihm nachfühlen, er selbst hätte Unwissenheit vorgezogen. Zumindest einerseits. Andererseits war dies nicht das erste Mal, dass sein Wissen über das, was kommen würde, Leben rettete.
    Nur dieses Mal würde es mehr Leben kosten als retten.
    »Unser Volk wird vernichtet werden, Ranaon.« Corshoan sah weder eine Möglichkeit, noch einen Sinn darin, die Katastrophe zu beschönigen oder darum herumzureden. »Tenebrikoner werden kommen. Sie wollen das Krinoi’i.«
    Ranaon starrte ihn mehrere Herzschläge lang an. Dann stieß er einen lang gezogenen Schrei aus, der die pure Verzweiflung ausdrückte. Corshoan wartete, bis sein Bruder sich wieder gefangen hatte.
    Der Blick, mit dem Ranaon ihn ansah, schmerzte ihn wie ein Schlag. Nein, schlimmer, denn in seinen Augen las er für einen Moment Abscheu und Hass, ehe die Verzweiflung diesen Blick auslöschte.
    »Du hast recht, Corshoan. Das ist das Schlimmste.« Er blickte ihn anklagend an. »Wieso hast du immer davon geredet, dass das Kommen des Auserwählten nahe wäre, wenn unser Volk vorher vernichtet wird? Wo ist dieser Auserwählte?«
    Corshoan wusste, dass nur die Mutlosigkeit ihn so reden ließ, denn Ranaon kannte die Antworten natürlich. »Er wird kommen. Bald. Aber das Krinoi’i hat mir nicht gezeigt, wann es soweit ist. Nur eins ist sicher: Die Tenebrikoner werden vor ihm hier sein. Wir müssen das Volk evakuieren, damit wenigstens ein Teil von ihnen überlebt.«
    Ranaon stampfte mit dem Fuß auf und verzog das Gesicht. »Wieder einmal! Das Krinoi’i hat uns nur Unglück gebracht.«
    Corshoan wusste, dass Ranaon das nicht wirklich so meinte. Schließlich war auch seinem Bruder gerade in seiner Eigenschaft als Laluum bewusst, dass die Tikar’Senn es ausschließlich den durch das Krinoi’i übermittelten Visionen zu verdanken hatten, dass in der Vergangenheit so manche Katastrophe verhindert worden war.
    Allerdings hatten die Tikar’Senn in den Jahrtausenden ihrer Existenz schon dreimal ihre Heimat aufgeben müssen, weil das Krinoi’i sie gewarnt hatte, dass sie andernfalls vernichtet worden wären. Beim ersten Mal war Tikara-Sorsheh, die Urheimat des Volkes, durch die Kollision mit einem Meteor zerstört worden. Das Krinoi’i hatte sie rechtzeitig gewarnt, sodass das gesamte, damals zahlenmäßig noch nicht sehr große Volk gerettet werden konnte. Beim zweiten Mal war die Oberfläche von Tikara-Opai von Vulkanausbrüchen so stark zerstört worden, dass ein Leben dort nicht mehr möglich war. Auch in diesem Fall hatte das gesamte Volk dank der rechtzeitigen Warnung durch die Visionen des Krinoi’i gerettet und auf eine neue Welt evakuiert werden können. Beim dritten Mal war die Katastrophe so schnell über Tikara-Palur gekommen, dass nur ein Sechstel des Volkes rechtzeitig fliehen konnte.
    Ein fremdes Volk hatten Tikara-Palur angegriffen, den fruchtbaren Planeten okkupiert und jeden Tikar’San getötet, den sie gefunden hatten. Die überlebenden Kinder Tikaras hatten lange gebraucht, um wieder zu einem Volk zu wachsen, das diese Bezeichnung verdiente.
    Und nun mussten sie auch noch von Tikara-Farrku fliehen.
    Und im Gegensatz zu den vorherigen Malen stand diesmal von vorneherein fest, dass nur wenige Tausend gerettet werden konnten. Das war entsetzlich, und dass ihr Volk zumindest nicht vollständig ausgerottet würde, war ein schwacher Trost.
    »Wir
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