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Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt

Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt

Titel: Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt
Autoren: Michelle Stern
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graublauen Pflanzen, die wie ein Kelpwald in der Stille schwebte. Dann kam lange Zeit nichts als winzige zu Wolken geballte Punkte, die sich auch im Zoom nicht näher definieren ließen.
    Das Shuttle sank tiefer.
    William las an einer eingeblendeten Druckanzeige auf dem integrierten Armband-Kom ab, wie die Werte anstiegen.
    »Captain«, meldete sich Lieutenant Rodin erneut zu Wort. »Laut den neusten Messungen gibt es Anzeichen einer Zivilisation auf einem Plateau knapp zehn Kilometer entfernt. Es liegt laut Radar auf einer Höhe von elf Metern unter unserer Position. Datenübertragung auf die Armband-Koms läuft.«
    »Ansteuern.« Captain Mulcahy sah in die Runde. »Alle Anzüge schließen. Lassen Sie noch einen Zusatz-Check durchlaufen. Falls wir rausgehen, muss jeder Anzug einwandfrei funktionieren. Wir operieren in einer Tiefe, die hohe Belastungen bedeutet.«
    William schluckte nervös und nahm die nötigen Schaltungen vor. Es beruhigte ihn, das aufschnellende grüne Licht der Statusanzeige zu sehen. Sein Anzug funktionierte tadellos. Er warf einen bewundernden Blick auf die Marines, die nicht wie er, Taro und die Wissenschaftler schwere Schutzanzüge trugen, sondern Kampfanzüge mit Servomotoren.
    Das Shuttle nahm Fahrt auf. Ein ovales Tier mit Fühlern, doppelt so lang wie der Körper, erschien auf Williams Kom. Die Außenkameras erfassten immer neues Leben, zoomten es heran und machten Aufnahmen für spätere wissenschaftliche Auswertungen.
    Mit neuem Interesse wandte William sich wieder der Tierwelt zu, sah Parallelen und Unterschiede zu bereits Vertrautem. Besonders faszinierte ihn eine Art Krabbe, die überall am Körper Beine zu haben schien. Ob sie sich hauptsächlich in engen Tunneln bewegte, die kaum mehr als ihren Durchmesser besaßen? Das Tier maß kaum fünf Zentimeter.
    »So tief wäre ich mit Cyx nicht ins Meer gekommen«, sagte Taro neben ihm. »Vielleicht ist das Akoluthorum darum nie gefunden worden. Die Dodekor hatte sicher nicht solche Hilfsmittel. Und nur weil ihr Epone in dieser Umgebung überleben kann, kann sie es noch lange nicht.«
    »Aber Tenebrikoner haben Hilfsmittel«, widersprach Captain Mulcahy. »Sie benutzen Raumschiffe und verfügen sicher auch über andere Technik. Gut möglich, dass wir zu spät kommen.« Der Captain hielt kurz inne, als erste Bilder von Bauwerken hereinkamen. »Interessant«, sagte er knapp.
    William konnte nur innerlich zustimmen. Er vergrößerte rasch die Darstellung auf dem im Anzug integrierten Armband-Kom.
    Vor ihnen lag eine ganze Stadt aus beigefarbenem, marmorierten Material, das wie Stein wirkte. Die Gebäude waren so mannigfaltig, als hätten die Erbauer im Wettstreit miteinander gelegen. Kuben, Zylinder, Ovale, Kugeln, aber auch längliche Kästen und Sterne – jede nur erdenkliche geometrische Form war verwendet worden, ganz so, als würde die Statik keine Rolle spielen.
    Fasziniert betrachtete William ein würfelförmiges Haus und erkannte rasch, dass ihm eine Seite fehlte. »Das sind Ruinen«, sagte er leise. »Wer auch immer das gebaut hat, ist nicht mehr da.«
    Die Einschätzung wurde von Gerard Rodin aus der Pilotenkanzel bestätigt. Weit über tausend Gebäude lagen wie ein Ruinenfeld im Meer unter ihnen.
    Doch keins davon war bewohnt.
    »Ein Exodus?«, mutmaßte Captain Mulcahy. »Vielleicht nach einer Katastrophe.«
    »Möglich.« William sah von den Bildern auf. »Es kann aber auch etwas ganz anderes gewesen sein. Wir haben zu wenig Daten.«
    Taros bronzefarbene Haut wirkte eine Spur fahler. »Die Tenebrikoner kommen und nehmen die Bewohner mit. Alles, was ihnen Prana gibt.« Er kniff die Augen zusammen und betrachtete das Bild auf der anderen Seite über ihnen. »Es muss lange her sein. Oder die Pflanzen vergehen schnell in diesem Meer.«
    William folgte seinem Blick und sah das bläuliche Gewächs, das sich um eines der Häuser wand. »Vergehen?«, fragte er nach.
    Taro hob die Hand und schien einen Augenblick nach den richtigen Worten zu suchen. »Unsere Häuser sind wie lebende Pflanzen. Ich glaube, dass auch diese Häuser ganz von Pflanzen eingeschlossen waren. Seit sie leer stehen, sterben die Pflanzen ab.«
    »Da«, William zeigte auf ein neues Bild. »Das sieht aus wie ein Gerät, das einfach stehen gelassen wurde.«
    Gerard Rodin ging noch tiefer. Das Bild einer fluchtartig verlassenen Stadt wurde immer eindringlicher. William erkannte fremdartige Dinge, die eindeutig von einem intelligenten Volk geschaffen worden waren. Sie
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