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Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Titel: Sternenfaust - 186 - Veränderungen
Autoren: Thomas Höhl
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»Womit es uns beiden gelungen ist, einander zu überraschen.«
    »Sie hatten nicht unrecht, als Sie sagten, dass die Regeln nicht für die Situation gemacht wurden, in der wir uns jetzt befinden.«
    Dana nickte. »Wenn die Regeln nicht mehr passen, dann braucht man neue Regeln. In unserem Fall brauchen wir Ausnahmeregeln.«
    Taglieri zog bestürzt seine dichten Augenbrauen zusammen. »Wie meinen Sie das?«
    »Dieses Schiff ist mehr geworden als ein Star Cruiser des Star Corps«, erklärte Dana. »Das Star Corps gibt es nicht mehr. Das hier ist jetzt unser Zuhause. Wir sind mehr als eine Crew, die auf einem Militärschiff dient.«
    »Im Grunde sind wir zwei Crews!«, sagte Taglieri.
    »Das kommt hinzu«, seufzte Dana. »Doch wir sind nun auch eine Familie. Wir sind die, so wie es aussieht, letzten Überlebenden der Menschheit. Und vielleicht sind wir auch die letzte Hoffnung unserer Galaxis.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Commodore?«, fragte Taglieri.
    »Ich kann nicht als Kommandant allein über das Schicksal dieser Menschen bestimmen.«
    »Aber Sie sind ihr Kommandant!«
    »Sie irren, Commodore Taglieri«, widersprach ihm Dana. »Ich bin Kommandant der STERNENFAUST. Ich bestimme nicht über das Leben meiner Besatzung. Normalerweise kann ein Mitglied der Crew seinen Dienst quittieren. Oder es kann sich auf ein anderes Schiff versetzen lassen. Es kann ein Privatleben führen, das mich nichts angeht. All das ist auf diesem Schiff nicht mehr möglich. Doch wir können von der Crew nicht erwarten, dass sie alle individuellen Sehnsüchte abstellt.«
    »Von einem Star-Corps-Offizier kann man viel erwarten.«
    »In seiner Dienstzeit, ja!«, erklärte Dana. »In einer Extremsituation, ja. Doch im Moment kann keiner absehen, wie lange unser Aufenthalt in dieser Galaxie dauern wird.«
    »Ich sehe das Problem«, gab Taglieri zu, »aber wie stellen Sie sich die Lösung vor?«
    »Wie Sie schon sagten«, erwiderte Dana, »wir brauchen Regeln. Und wenn die alten Regeln nicht mehr passen, brauchen wir neue Regeln.«
    Taglieri holte tief Luft. Ihm schien die Idee nicht zu behagen. »Und wer soll diese neuen Regeln aufstellen?«, wollte er wissen.
    »Das ist genau der Punkt. Meine Aufgabe als Kommandantin der STERNENFAUST ist es, die Gesetze zu befolgen. Es steht mir nicht zu, diese Gesetze notfalls zu ändern, aufzuheben oder neue zu erlassen.«
    »Wer sollte es sonst tun, wenn nicht Sie?«
    »Ein Senat an Bord dieses Schiffes«, sagte Dana unumwunden.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben richtig gehört. Ich dachte an neun Personen, die diesem Senat angehören und die in geheimer Wahl alle sechs Monate gewählt werden. Diese neun Personen bestimmen unter sich einen Präsidenten, und dieser Präsident wäre weisungsbefugt. Auch mir gegenüber.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, erklärte Taglieri, doch Dana konnte seiner nachdenklichen Stimme entnehmen, dass er den Vorschlag nicht kategorisch ablehnte.
    »Ich auch nicht«, gab Dana unumwunden zu. »Aber die Dinge können nicht so bleiben, wie sie sind. Die Menschen sind nun einmal Menschen. Sie werden private Beziehungen beginnen, und es bringt niemandem etwas, wenn wir sie zu einer scheinheiligen Heimlichtuerei nötigen, nur weil die Star-Corps-Vorschriften dies unter völlig anderen Umständen verbieten. Wir müssen uns ein Bestrafungssystem überlegen. Wir müssen entscheiden, was wir im Falle eines extremen Verbrechens als Strafe zu verhängen bereit sind. Das alles soll ein demokratisch gewählter Senat in Gesetzen festlegen.«
    »Was, wenn der Senat beschließt, sich lieber eine paradiesische Welt zu suchen und dort ein neues Leben zu beginnen?«
    »Dann würde ich mich dem fügen, so wie ich mich früher einer Anweisung des Hohen Rats der Solaren Welten gefügt hätte.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
    »Wir auf diesem Schiff sind die letzte Hoffnung der Menschheit! Gerade deshalb dürfen wir elementare demokratische Grundprinzipien nicht über Bord werfen.«
    »Wie ich sehe, haben Sie sich Ihre Meinung bereits gebildet«, sagte Taglieri. »Darf ich fragen, weshalb Sie mich haben kommen lassen?«
    »Ich möchte, dass Sie sich um die Durchführung der Wahl kümmern.«
    »Ich?«, fragte er bestürzt.
    »Ich erinnere mich an einen Taglieri, der in Fragen der Politik keine schlechte Figur machte.«
    »Wie Sie sagen, ein anderer Taglieri«, wehrte der Commodore ab.
    »Einer, der aus Ihnen hervorgegangen ist«, sagte Dana bestimmt. »Ich wäre nicht
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