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Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon

Titel: Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
Autoren: Guido Seifert
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Hamara dargeboten wurde. Als Liebhaber klassischer Musik – und er selbst war auch kein ungeschickter Violinist – hatte sich Ash auch mit der j’ebeemschen Musikkunst beschäftigt und erkannte jetzt die alte Komposition, die noch aus der Zeit der j’ebeemschen Reichsgründung stammte. In seiner Musik-Sammlung befand sich eine Aufnahme dieses Stücks mit der unvergleichlichen Tamfura Hattis an der Hamara.
    Ash überquerte den Platz und folgte der Richtung, aus der die Musik erklang.
    Auf halbem Weg blieb er stehen, um die seltsame Skulptur zu betrachten. Er erschrak, als er in der etwa ein Meter durchmessenden Marmorkugel, welche den oberen Abschluss der Skulptur bildete, die Erde erkannte. Es gab keinen Zweifel – die Umrisse von Nord- und Südamerika, von Eurasien, Afrika und Australien waren unverkennbar. Die Kugel ruhte auf einem Marmorsockel mit rundem Querschnitt, der oben kuppelförmig zulief. Der Künstler hatte aus diesem Sockel wulstige, horizontal angeordnete Bänder herausgearbeitet, die an dicke Taue erinnerten.
    Es fiel Ash wie Schuppen von den Augen: Der Sockel erinnerte an einen gigantischen Bienenkorb. Es war derselbe Gegenstand, den Ash bereits auf dem Würfelkapitell gesehen hatte.
    Es war nicht der Titan Atlas, der die Welt trug – es war ein überdimensionierter Bienenkorb!
    Ash schüttelte den Kopf. Wo war er nur hingeraten?
    Er setzte sich wieder in Bewegung und steuerte auf eine abzweigende Gasse zu, aus der ihm die Musik zu kommen schien.
    Die dicken Steinmauern, welche die Gasse bildeten, traten bald zurück und gaben den Blick auf einen weiteren Platz frei, der eine ovale Form aufwies und dessen linke Seite von den Tischchen und Stühlen eines – ja, eines Straßencafés eingenommen wurde.
    Ash blieb wie angewurzelt stehen. Nur einer der Tische war besetzt, und an ihm saßen die beiden Musiker, vertieft in ihre Darbietung. Ihre rote Hautfarbe identifizierte sie als Angehörige der J’ebeem. Zudem schienen sie dem Adel zu entstammen, denn sie waren kahlköpfig und trugen auf der linken Schädelseite eine Tätowierung, anhand derer üblicherweise die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Adelsgeschlecht dokumentiert würde. Frappierend wirkte auf Ash, dass sie ebenso wie die beiden Morax und er selbst in einem graublauen Overall steckten.
    Langsam bewegte sich Ash auf die beiden Musiker zu, die sich in ihrer Darbietung nicht stören ließen. Mit hoher Konzentration waren sie in ihr Konzert vertieft und blickten auch nicht auf, als Ash die äußeren Tische erreichte. Der Hamara-Spieler besaß keineswegs die hohe Kunstfertigkeit einer Tamfura Hattis, dennoch war die Darbietung der beiden J’ebeem-Musiker überdurchschnittlich. Ihre intensive Interpretation des alten Stücks, die wehenden Töne der Kinon und die schillernden Akkorde der Hamara ließen Ash ein wenig schwindelig werden.
    Tastend ergriff er eine Stuhllehne und ließ sich nieder. Noch immer unterbrachen die beiden J’ebeem ihre Darbietung nicht. Vor jedem der beiden Musikanten stand ein Glas, gefüllt mit einer safrangelben leuchtenden Flüssigkeit – vermutlich Mergart-Pflanzensaft, eine auf Ebeem bekannte Köstlichkeit.
    Ash fixierte die Schädel-Tätowierung des Hamara-Spielers, ohne große Hoffnung zu hegen, das Adelshaus identifizieren zu können. Die Embleme der Hohen Häuser Haskano und Candovan mochte Ash gerade noch erkennen können, aber dann war er mit seinem Latein auch schon am Ende. Ash verfolgte die Linien der Tätowierung – bis es ihn wie ein Blitz durchzuckte!
    Der Bienenkorb! Das ist nie und nimmer das Emblem eines j’ebeemschen Adelshauses! Das ist die stilisierte Darstellung des verdammten Bienenkorbs!
    Auch der Kinon-Spieler hatte dieses Symbol auf seiner Glatze tätowiert, wie Ash sogleich feststellte. Und was waren das für seltsame, kreisrunde Abzeichen, die beide J’ebeem auf der Brust trugen?
    »Guten Morgen, Nummer Neun. Was darf ich Ihnen bringen?«
    Ash erschrak fast zu Tode. Er hatte das Wesen nicht kommen hören und es im ersten Augenblick für einen Morax gehalten. Aber es war nicht das Gesicht eines Gorillas, sondern eher das eines Schimpansen, das ihn schmallippig anlächelte und dabei zwei Reihen spitzer Zähne sehen ließ. Die tiefliegenden dunklen Augen wurden von ausgeprägten Brauen überwölbt, und die breite, mittig etwas vorspringende Stirn ging oben in einen flachen, von schwarzer Hornhaut bedeckten Schädel über. Das Gesicht war von drahtigen Haaren bedeckt.
    Das Wesen steckte
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