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Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Titel: Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil
Autoren: Anonymous
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bei solchen Gelegenheiten noch immer Solar, was seltsam war, denn die anderen Überlebenden der SF-7 hatten diese Sprache längst aufgegeben, nutzten sie nur noch, um einander aufzuziehen.
    »Dana«, grüßte Mitch und betrat den Raum. Es war ein großes Zimmer. Die holzverkleideten Wände und der Kamin ließen es sommers wie winters angenehm warm sein, und auf den vielen Regalen an den Wänden fand sich so ziemlich jedes Schriftstück, das je in den Westlichen Landen geschrieben worden war. Dazwischen standen, aufgehangen an metallenen Haltern, drei großformatige Landkarten, auf denen die Regionen des Westens, Südens und Nordens verzeichnet waren – alle Ländereien, die Dana befriedet hatte.
    »Komm rein, Mitch«, sagte Frost und sah von ihrer Arbeit auf. Sie saß an dem länglichen Tisch, den sie für Besprechungen nutzte. Etwa zwei Drittel der Tischplatte waren mit Schriftstücken, Kartenmaterial und einem Sammelsurium aus Sextanten und anderen Navigationsgeräten übersät.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Mitch halb scherzend.
    Die Atmosphäre war freundlich und der Umgang der beiden miteinander von entspannter Heiterkeit geprägt, doch wie immer, wenn Mitch der Frau, die nicht alterte, gegenüberstand, spürte er, wie sich tief in ihm die Wurzeln des Zorns regten, der ihn seit dem Ende der Kinder Grutt’zaahls nicht mehr ganz losgelassen hatte. Natürlich wusste er, dass Dana nichts mit dem Tod von Tanduu, Sordaal und den anderen zu tun gehabt hatte. Aber alte Wunden heilten langsam. Manche sogar nie. Zumindest nicht ganz.
    »Ach was.« Dana winkte ab.
    »Nein, wirklich. Die friedliche Vereinigung der vom Tau unterdrückten Stämme ist dein bisheriges Meisterstück. Du hast dieser Welt die Urform einer Demokratie gegeben, einer echten Chance auf kulturelle und gesellschaftliche Entfaltung – und zwar eine Chance jenseits von Unterdrückung und Ausbeutung.«
    »Ohne deine Hilfe und die von unseren zwei Turteltauben hätte ich es nie geschafft«, gab Dana zurück.
    Mitch nickte. Er dachte an Carl Sanders, Sergeant Seyam, Rob Messing. »Und jetzt? Die Zeit der Schlachten ist vorüber.«
    Sie hob die Brauen und trat zur Wand hinter ihr. »Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren?«
    Abermals nickte er, doch in seinem Innern machte sich ein ungutes Gefühl breit.
    Frost schlug eine der großen Landkarten um. Darunter kam eine Sternenkarte zum Vorschein. Mitch erkannte das Motiv sofort: Es war der Sternenhimmel über den Östlichen Landen, dem Ort ihres Absturzes. Die Wolkendecke, die Gandaron V jahrein, jahraus nahezu vollständig bedeckte, machte es schier unmöglich, hier unten der Astronomie zu frönen. Dennoch hatte Frost es irgendwie geschafft, die Sternenkonstellationen über Gandaron zu rekonstruieren.
    »Siehst du das hier?«, fragte sie nun und deutete auf eine rot markierte Stelle in der rechten oberen Bildhälfte. »Das ist die Position der STERNENFAUST. Ich habe sie genau berechnet. Captain Mulcahy und die anderen sitzen exakt hier und vermissen uns. Vielleicht erst seit Tagen, höchstens seit Wochen. Tagen. Wenn wir …«
    »Du gibst wohl nie auf«, unterbrach er sie leise.
    Dana sah ihn an, als verstehe sie nicht, was er damit meinte. Dann schloss sie den Mund und senkte den Blick. Ihre Züge nahmen wieder die Entschlossenheit an, die typisch für sie war. »Nein, Mitch. Nie. Und das solltest du auch nicht. Vier Tage, wenn meine Berechnungen stimmen. Mehr haben wir nicht verpasst, nicht nach der Zeitrechnung unserer Wirklichkeit. Und wir vier sind immer noch am Leben.«
    Er seufzte, setzte sich und fuhr sich mit der Hand durch das schütter gewordene Haar. »Aber nicht mehr im gleichen Leben wie damals, Dana«, sagte er sanft. »Sieh mich an. Ich bin dreiundsechzig Jahre alt. Der Mann, der vor diesen vier Tagen die STERNENFAUST verließ, war Anfang Zwanzig. Zwei Drittel meiner Lebenszeit verstrichen seitdem hier auf Gandaron V. Was immer da oben wartet – und du weißt genauso gut wie wir alle, dass wir die Existenz der STERNENFAUST nur vermuten können –, hat nur noch wenig mit mir zu tun. Mit dem, der ich heute bin.«
    »Und wer bist du heute? Selbst Robinson Crusoe kehrte nach 35 Jahren nach England zurück! Oder ist es wegen Emma? Hast du Angst, sie will nichts mehr von dir, weil du alt bist?«
    »Und jetzt wirst du mir sicher sagen, diese Angst sei unbegründet.«
    Dana schüttelte den Kopf. »Es wäre dumm, wenn ich das sagen würde. Aber allein die Angst vor der Zurückweisung sollte
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