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Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits

Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits

Titel: Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
Autoren: Anonymous
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war wohl eine Gewohnheit von ihm, das Tuch zu zücken.
    Erleichtert sah sie, dass Sally noch einmal mit einem freundlichen Lächeln auf den Herrn zuging und ein paar kurze Worte an ihn richtete, ihm noch einmal mit der Puderquaste über das Gesicht tupfte und er ihr dann, offensichtlich mit einer Entschuldigung, das Tuch in die Hand drückte. Sally ließ es in ihrer eigenen Hosentasche verschwinden und nickte unauffällig in Richtung Regie, bevor sie mit dem Studioleiter aus den Kamerabildern verschwand. Bravo, Sally, auf dich kann man sich verlassen.
    Ein erneuter Blick auf den Chronometer.
    Noch zwei Minuten und 42 Sekunden.
    41 Sekunden.
    Wieder ein prüfender Blick über die neun Kamerabilder. Die Redaktionspraktikantin überprüfte ein letztes Mal die Namenseinblendungen, die Dinah jetzt nur noch an der passenden Stelle per Touchscreen ins Sendebild projizieren musste. Jalil, der Bildingenieur, fuhr vorsichtig mit seinem Finger an einem Regler seiner Touchscreenkonsole entlang, und Dinah sah, wie das Flimmern um Melvyns glänzenden Hemdkragen verschwand. Der Tontechniker steuerte ein letztes Mal die erdnussgroßen Mikrofone aus, die unauffällig etwa in Brusthöhe auf der Kleidung von Melvyn und seinen Gästen angebracht waren.
    Eine Minute und 23 Sekunden.
    22 Sekunden.
    Die Spannung in Dinah wuchs. Sie atmete tief durch, bevor sie den endgültigen Countdown begann. Sie berührte das leuchtend grüne Feld, das ihr Mikrofon mit allen Ohrhörern verband.
    Noch 35 Sekunden.
    34 Sekunden.
    »Hallo Leute, hier ist Dinah. Los geht’s. Noch eine halbe Minute bis zur Sendung. – Sundi?«
    »Studiocrew ist bereit«, erklang Sundis energiegeladene Stimme.
    Gut. Ich bin gespannt, was Melvyn aus den Gästen rauskitzeln wird. Ich werde jedenfalls dafür sorgen, dass die Technik alles gibt.
    »Noch zehn Sekunden bis zur Sendung, fünf zur Liveschalte … – Achtung. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins.«
    Dinah Mackintosh schickte ein Stoßgebet an die Götter der Medien und berührte das scharlachrot leuchtende Feld direkt vor ihr.
     
    *
     
    »… Los geht’s. Noch eine halbe Minute bis zur Sendung. – Sundi?«
    »Studiocrew ist bereit.«
    Der junge Mann stand höchstens drei Meter von ihm entfernt und das Lächeln, das er bei diesen Worten zur Schau stellte, empfand Walter als Hohn.
    Der lächelt schon die ganze Zeit so vor sich hin. Ist das bei diesen Medienfritzen so einprogrammiert? Der Talkmaster grinst auch schon, seit er sich mir und Sorensen vor einer Stunde in der Garderobe vorgestellt hat. Grinsen die so mechanisch, weil ihnen vor Lampenfieber so übel ist wie mir?
    Er fragte sich erneut, warum er sich auf diesen Mist eingelassen hatte. Er war alles andere als ein Medienmensch, dafür hätte der Konzern Far Horizon seine Pressesprecher. Warum also genau saß er hier? Weil ich unbedingt in die Politik wollte, um diese zugunsten unseres Konzerns zu beeinflussen. Nun , gab er sich selbst sofort die Antwort. Sieht so aus, als gehöre das hier dazu. Dennoch war ihm nicht wohl bei der Sache.
    Wie konnten Scheinwerfer von der Größe eines Tennisballs nur eine solche Hitze ausstrahlen? Walter fragte sich unwillkürlich, wie viele von den Dingern hier herumschwebten. Immerhin sah man sie in dem grellen Licht nicht, genauso wenig wie die Kameras.
    Wieder zuckte es in seiner rechten Hand. Beinahe hätte er wieder in seine Jackentasche gegriffen und das Tuch herausgezogen, mit dem er sich oft die Stirn abzuwischen pflegte. Doch er erinnerte sich noch rechtzeitig daran, dass er es ja gerade dieser ebenfalls dauergrinsenden Visagistin gegeben hatte.
    Wie auch immer, sie hat recht, das ist eine unangenehme Angewohnheit. Vielleicht sollte ich diese Sally mal fragen, welches Make-up sie verwendet. Damit sehe ich wenigstens nach außen hin etwas gelassener aus. Wäre auch für zukünftige Termine ganz nett.
    Der Studioleiter räusperte sich. »Wir gehen auf Sendung … jetzt.«
    Im Hintergrund war die Eingangsmusik zur Sendung zu hören. Doch Walter konnte gar nicht mehr weiter über die Abläufe in so einem Studio nachdenken, denn jetzt fing Melvyn Frohike mit seiner Anmoderation an. Er konzentrierte sich auf das Gesagte.
    Worauf habe ich mich hier eingelassen …
    »Guten Abend an Sie alle da draußen an den Bildschirmen. Ich bin Melvyn Frohike und heiße Sie zu einer Sonderausgabe meiner Sendung Zeitgeschehen hinterfragt herzlich willkommen.
    Jeder, der heute zusieht, teilt sie mit mir – die Trauer um Hunderttausende von
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