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Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III

Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III

Titel: Sternenfaust - 130 - Inferno auf Hegel III
Autoren: Anonymous
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zeigte die Größe der Gravitationssenke an. Sie wuchs trügerisch langsam. Die Ränder bewegten sich nicht schneller als ein Minutenzeiger. Aber sie bewegten sich. Und in einer halben Stunde würde die Senke groß genug sein, um die Erdkruste von Hegel III aufzubrechen und die Atmosphäre des Planeten zu zersetzen.
    »Lieutenant Brooks«, grummelte Taglieri ungeduldig.
    »Verbindung steht, Sir«, erwiderte Brooks. »Doch die Gravitationssenke erzeugt heftige Interferenzen.«
    Das Bild des Alls verschwand, und auf dem Großmonitor erschien ein hagerer Mann mit lockigen, aber schlohweißen Haaren. Es zuckten immer wieder Aussetzer durch das Bild.
    »Guten Tag, Sir«, begann Taglieri und sprach unwillkürlich lauter als sonst, so als wolle er damit die schlechte Verbindung ausgleichen. »Ich bin Admiral Taglieri, Kommandant der STERNENFAUST.«
    »Guten Tag«, kam die Antwort. Der Ton rauschte und setzte immer wieder kurz aus, aber eine Kommunikation war möglich. »Sie sprechen mit dem Hegemon von Hegel III!«
    »Ich weiß«, erwiderte Taglieri gereizt. Diese schwachsinnige Etikette! Er kam sich vor wie jemand, der sich nach alten diplomatischen Regeln mit einem Ertrinkenden unterhält, bevor er ihm einen Rettungsring zuwerfen kann.
    Für einen Moment wurde der Bildschirm dunkel, dann zeigte sich wieder das Gesicht des Hegemon. Das Bild fror für einen Moment ein.
    »Sind Sie bereits von Professor von Schlichten informiert worden?«, wollte Taglieri wissen.
    Man konnte nicht sehen, ob der Hegemon verstanden hatte, was Taglieri gesagt hatte. Die Verbindung kam mit einer Verzögerung von 0,75 Sekunden auf dem Planeten an und benötigte noch einmal die gleiche Zeit, um die STERNENFAUST zu erreichen. Eine Verzögerung von 1,5 Sekunden. Dazu sprach er mit einem ältlichen Hegemon, einem Anführer einer weltfremden Kolonie, der offenbar mit der Situation überfordert war.
    Taglieris Geduld wurde hart auf die Probe gestellt. Immerhin standen unzählige Menschenleben auf dem Spiel.
    »Professor von Schlichten …« – wieder brach der Ton ab – »… Experiment fehlgeschlagen«, hörte man den Hegemon schließlich sagen.
    »Hören Sie gut zu!«, rief Taglieri. »Sie müssen umgehend Hegel III evakuieren. Nichts und niemand kann die Gravitationssenke, die sich auf den Planeten zu bewegt, aufhalten. In nicht einmal einer halben Stunde wird sie Hegel III unbewohnbar machen. Vor allem wird es ab diesem Zeitpunkt kaum mehr einem Schiff möglich sein, sicher zu landen oder zu starten.«
    Der Hegemon blieb reglos.
    »Haben Sie mich verstanden?«, wollte Taglieri wissen. Er hatte keine Ahnung, ob die Verbindung überhaupt noch stand. Am liebsten hätte Taglieri »Kapieren Sie nicht? Ihr verdammter Planet geht unter!« gebrüllt.
    »Ausgeschlossen«, kam schließlich die zögerliche Antwort. Es war nicht so, dass der Hegemon nicht verstand. Er wollte nicht verstehen.
    Erneut übertönten Brumm- und Zischgeräusche die Verbindung. Der Hegemon sagte etwas, doch Taglieri konnte es nicht verstehen. Schließlich hörte er ein: »… Sicherheitsprotokolle geprüft.«
    »Glauben Sie mir. Ich sehe die Anzeigen direkt vor mir. Ich musste die STERNENFAUST neu positionieren, um nicht selbst in den Einflussbereich der Senke zu geraten. Im Moment sind sämtliche Shuttles unterwegs zu Ihnen. Einige werden auch in Hawking eintreffen.«
    »Ich … ich kann das alles nicht glauben!«, erwiderte der Hegemon und sah sich Hilfe suchend um. Wieder fror sein Bild ein, ein Zeichen dafür, dass die Verbindung erneut unterbrochen war. »Ich muss das erst mit meinen Leuten besprechen.«
    »Dafür ist keine Zeit!«, schrie Taglieri und schlug mit der Faust auf das Geländer des Kommandobalkons. Er wusste nicht, ob er den alten Mann bedauern oder verteufeln sollte.
    Natürlich hatte Taglieri längst erkannt, dass es unmöglich war, alle Menschen auf Hegel III zu evakuieren. Die grausame Wahrheit war: Man konnte wahrscheinlich nicht einmal ein Prozent der Bewohner retten.
    Doch hier drohte es zu werden wie bei der historischen Katastrophe des Luxusdampfers Titanic. Die Tragik bei diesem Unglück war nicht gewesen, dass die Plätze in den Rettungsbooten nicht für alle Passagiere gereicht hatten. Besonders schlimm war gewesen, dass infolge haarsträubender Inkompetenz und Fehleinschätzungen noch nicht einmal die vorhandenen Kapazitäten in den Booten ausgenutzt worden waren.
    Das Monitorbild erstarrte, der Ton brach ganz ab.
    »Ich beschwöre Sie«, rief
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