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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes
Autoren: Anonymous
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er seine Befürchtungen doch zu bestätigen. Williams Unruhe wuchs.
    »Meister William«, begrüßte ihn Daniel Leslie atemlos, als er das Gebäude betrat, welches die letzten anderthalb Jahrzehnte seine Zuflucht gewesen war. Der Abt wirkte überrascht, ihn zu sehen. Als habe er nicht damit gerechnet. »Gut, dass Sie kommen. Wir haben ein kleines Problem …«
    Mit wenigen, präzisen Worten beschrieb Leslie, was vorgefallen war. Er berichtete von Emma Kalanis Therapie, von der experimentellen Medikamentierung und ihren unvorhergesehenen Resultaten. Williams Augen wurden groß.
    »Allem Anschein nach hat Dr. Kremers letzte Justierung der zu verabreichenden CC-4400-Dosis abermals einen gegenteiligen Effekt erzeugt. Vielleicht war der Lieutenant aber auch schon so nachhaltig geschädigt, dass eine korrekte Behandlung gar nicht mehr möglich war. Wie mir Doktor McAllister vor einigen Stunden mitteilte, könne man beides nicht mehr ausschließen, da es für diese Behandlungsmethode eben noch keinerlei Referenzfälle gibt. ›Offenbar machen wir doch noch Geschichte‹, hat er gesagt. ›Wenn auch nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten.‹«
    »Und Lieutenant Kalani hat Geiseln genommen, verstehe ich das richtig?« William schüttelte ungläubig den Kopf. Er musste an Ashkono Tregarde denken, an Dana Frost und seine anderen ehemaligen Schiffskollegen, die noch immer auf der STERNENFAUST Dienst taten. Wie es auch Kalani getan hatte.
    »Korrekt. Schwester Kirchhoff, der Sicherheitsbeamte Michael Weston und Frida Gudmundsdottir befinden sich mit ihr im Zimmer. Und natürlich McAllister selbst. Er hat uns über den Vorfall informiert.«
    Bei der Erwähnung der Novizin von Luytens Stern zuckte William zusammen. Befand sich also ein weiterer seiner Schüler in akuter Lebensgefahr – und das so kurz nach Mauritius Tod? Kein angenehmer Gedanke.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er.
    »Was können wir überhaupt noch tun?«, erwiderte Leslie sichtlich ratlos. »Lieutenant Kalani ist bewaffnet und hat gedroht, Gewalt anzuwenden, sobald irgendjemand ihrem Zimmer zu nahe kommt. Zwar habe ich den Sicherheitsdienst mobilisiert, doch kann er nur bis auf einen gewissen Abstand an die Patientin rankommen, ohne das Leben der Geiseln zu gefährden. Die junge Frau kann Gedanken empfangen, so hat es McAllister zumindest vermutet. Nicht immer und nicht so buchstäblich, wie wir uns das vielleicht vorstellen – sie ist kein klassischer Gedankenleser –, aber sie empfängt zweifellos etwas . Und da erscheint es mir ratsam, ihr nicht zu nahe zu kommen. Wenn sie spürt, dass unsere Sicherheitsleute ihr auf die Pelle rücken … Gott allein weiß, wie sie dann reagiert.«
    Leslie fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Er wirkte müde, erschöpft und ein wenig ratlos. »McAllister glaubt, sie wolle einen Telepathen sprechen, wissen Sie? Einen starken, erfahrenen Telepathen, der ihr helfen kann und ihr die verlorene Orientierung zurückgibt.«
    William nickte. »Ich verstehe«, sagte er ruhig.
    Leslie blickte ihn an. Für einen Moment schwiegen die beiden Männer, dann sagte er: »Ich kann Ihnen nicht raten, sich in Gefahr zu begeben, William.«
    »Das müssen Sie nicht, Daniel. Ich weiß selbst nur zu gut, dass ich nicht als erfahrener Telepath durchgehe. Aber Kalani weiß das nicht. Sie kennt mich nicht. Vermutlich bin ich die einzige Alternative, die wir jetzt noch haben.«
    William senkte den Kopf und besah sich den Sandverband, den ihm die Entität verpasst hatte. »Es wird Zeit, dass ich mich dem stelle, was ich bin, und damit einen Unterschied bewirke. Das Schneckenhaus ist längst zu klein geworden.«
     
    *
     
    Und Kal-El konzentrierte sich. Oh, wie sehr er sich anstrengte. Seine Äuglein kniff er zusammen und sein Schnabel hielt die kleine Feder, welche Kara-Zorel ihm gegeben hatte und die angeblich zaubern konnte, so fest, als hinge sein Leben von ihr ab. Er breitete seine Flügel aus und tat, wie die Freundin ihm geheißen hatte. Langsam und gleichmäßig bewegte er seine Flügel auf und ab, wurde schneller und schneller, hektischer und hektischer. Es sah gut aus, genau so, wie es aussehen sollte.
    Aber der kleine Kridan hob nicht ab.
    Egal, was er tat, blieb er doch auf dem Ast hocken. Nicht einen Millimeter weit entfernten sich seine Krallen von dem Holz. Es ging einfach nicht.
    Als Kal-El schließlich aufgab, ging sein Atem rasselnd, der Schweiß floss ihm aus allen Poren und benetzte sein Gefieder. Und Kara-Zorel blickte
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