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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes
Autoren: Anonymous
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Teppiche und Tapeten. Es roch nach Qualm, verbranntem Plastik und Hoffnungslosigkeit. Emma lief der Schweiß in Strömen von der Stirn, heiß und kochend. Ihr Atem ging schleppend, und jeder neue, qualvolle Zug beförderte dicke Rauchschwaden in ihre ohnehin schon überreizten Lungenflügel. Sie fühlte sich, als schlüge die Haut auf ihrem Gesicht Blasen, so stark war die Hitze. Sie musste hier raus, sofort! Jede weitere Sekunde des Zögerns war eine Herausforderung des Schicksals und käme dem sicheren Tod gleich, und doch …
    »Rick!!«
    Katies Stimme, schrill und laut. Panisch. Katie, die in Flammen stand, lichterloh.
    Emma hielt sich den Arm vor den Kopf, als könne sie damit das blendende Feuer abwehren, öffnete den Mund und eine tiefe, männliche Stimme sprach aus ihr. »Ich bin hier, Liebling! Oh Gott, ich bin hier!«
    Für einen Moment wunderte sie sich – Wessen Stimme war das? Wessen Haus? –, dann zuckte Emma zusammen, schloss die Augen vor der unwirklich scheinenden Situation. Unvorstellbare Schmerzen wallten mit einem Mal durch ihren Körper, ließen sie zittern und qualvoll aufstöhnen. Als der Anfall abgeklungen war, spürte sie, wie eine Hand sie grob am Hinterkopf packte.
    »Raus mit der Sprache, Etienne«, knurrte jemand, und als Emma die Augen wieder öffnete, waren Feuer und Haus Vergangenheit. Stattdessen sah sie sich einem Schrank von Mann gegenüber. Der Koloss trug einen breiten Anzug und einen Hut, den er sich so tief in die Stirn gezogen hatte, dass seine Augen im Halbdunkel dieser heruntergekommenen Seitengasse kaum noch mehr als zwei glitzernde Punkte waren. »Wo ist dieser verlogene Kridan, hä?«, sagte der Fremde zischend, und kleine Spucketropfen flogen von seinem Mund auf die Brust von Emmas blauem Technikeroverall. Die Hand an ihrem Hinterkopf drückte noch fester zu. Die Pilotin wollte sich wehren, spürte aber, dass jemand hinter ihr stand und ihre Arme zusammenpresste. Sie war wehrlos!
    »Ich …«, hörte Emma abermals eine fremde Stimme aus ihrem Mund. Sie klang wimmernd, flehend. »Ich weiß nicht … wovon du redest, Tyler. Mann, echt nicht!«
    »Falsche Antwort«, knurrte der Schrank, drehte ihren Kopf zur Seite – und Emma sah vor Schreck, wie die unverputzte Hauswand plötzlich rasend schnell näher kam. Was geschah mit ihr? Sie kannte diese Ereignisse nicht, konnte sie nicht zu- oder einordnen, und dennoch waren sie mit einem Mal da, Teil ihres Gedächtnisses.
    Kurz bevor ihr Gesicht gegen die Mauer gepresst werden konnte, kehrten die Schmerzen zurück und hüllten Emmas Geist abermals ein, als wollten sie die junge Frau vor dieser Wirklichkeit, die doch nicht ihre eigene war, beschützen. Und als Emma dieses Mal die Augen wieder aufschlug, erkannte sie die Umgebung sofort. Es war ihr Krankenzimmer.
    Keuchend richtete sie sich im Bett auf und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das Gesicht, als wolle sie sichergehen, dass es weder verbrannt noch zerschmettert worden war. Was war das eben gewesen? Ein Albtraum? Nein, es hatte sich ganz anders angefühlt. Viel wirklicher. Eine Vision vielleicht? Aber seit wann hatte sie Visionen?
    Oder aber …
    »Es funktioniert nicht«, flüsterte Emma und spürte, wie ihr der Schreck über die Erkenntnis kurzzeitig die Kehle zuschnürte. »Die Behandlung läuft völlig falsch!«
    Anstatt ihre telepathische Gabe zu unterdrücken, schien Kremers Mixtur sie zu fördern! Emma konnte es sich selbst nicht erklären, doch war sie plötzlich sicher, dass die Bilder von eben Erinnerungen gewesen waren, Gedanken aus fremden Köpfen, die sie eingefangen hatte wie ein Funkempfänger das Signal eines Senders. Sie hatte telepathisch an den Gedanken anderer Menschen teilgenommen!
    (Sie sehen dich.)
    Als sie sich aus dem Bett schwingen wollte, um McAllister aufzusuchen, hörte sie das Flüstern – ein leises Wispern nur, das wie aus weiter Ferne zu ihr drang und das sie nicht verstehen konnte. Auch eine telepathische Empfindung, das wusste sie. Sie öffnete die Tür zum Flur des Hospitals …
    (SIE SEHEN DICH!!!!)
    … und brach sofort zusammen!
    Ihre Beine gaben nach, wurden weich und hielten ihr Gewicht nicht länger. Die Welt drehte sich vor ihren Augen, als wäre alles ein Karussell, das man anzuhalten vergessen hatte. Eines, das vielleicht nie wieder anhielt, auf ewig weiterfuhr, schneller und immer schneller werdend. Emma merkte, wie ihr das Mittagessen in den Hals schoss, konnte aber nichts dagegen tun. Ihr Körper entzog sich vollends
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