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Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta

Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta

Titel: Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta
Autoren: Anonymous
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Abbo hatte das Gefühl, als schubse ihn jemand zur Seite. Er verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe die Treppe hinuntergefallen, wenn er sich nicht an den Streben des Geländers festgehalten hätte. Seine Ohren klingelten und er musste blinzeln, denn auf einmal lag Staub in der Luft. Er musste husten. »Was war das?«, krächzte er, nur um auszuprobieren, wie es seiner Stimme ging. Im nächsten Moment fiel ihm die Patientin ein, mit der er hier die Treppen hinuntergegangen war. Er rappelte sich auf, stöhnte, als er entdeckte, dass er sich heftig den Oberarm geprellt hatte und hastete die wenigen Treppenstufen zu der Frau wieder hinauf. Sie lag unter einem großen Wandstück, das durch den Druck der Explosion auf sie geschleudert worden war. Ein roter Blutfaden lief ihr kalkweißes und von Staub bedecktes Gesicht herunter. Für einen Moment war er nicht sicher, ob die junge Frau noch lebte, aber dann wusste er auf einmal: Sie lebte noch.
    Er versuchte hastig, die Trümmer beiseite zu räumen, um sie auf die Arme zu nehmen und dann die restlichen drei Stockwerke noch hinunterzutragen, als er Emmas Stimme weiter unten hörte.
    »Maury, du musst dich beeilen! Wir haben nur noch fünf Minuten!«
    »Ich …«, versuchte Abbo zu antworten, doch der immer noch herumwirbelnde Staub brachte ihn wieder zum Husten. »Ich kann nicht, Emma! Meine Patientin ist getroffen!« Emma war die Treppe wieder hinauf gehastet und sah jetzt durch das Geländer zu Maury hoch. Sie griff durch die Streben und packte die Schwerverletzte am Handgelenk. Sie ließ den Kopf sinken. »Maury, die Frau ist tot.«
    »Nein, das ist sie nicht.« Wieder warf Abbo eines der verbogenen Blechteile die Treppe hinunter. »Wir können sie nicht hier lassen.«
    »Das müssen wir!«, erwiderte Emma hartnäckig. Ihrer Stimme war die immer größer werdende Sorge anzuhören, doch Mauritio drehte nur kurz den Kopf, um ihr einen schiefen Blick zuzuwerfen. »Emma, jetzt hör mal zu. Du weißt genauso gut wie ich, dass diese Frau hier noch lebt. Erzähl mir nicht das Gegenteil. Ich werde sie nicht hier liegen lassen, sondern in jedem Fall mitnehmen. Du hast die Wahl – entweder du hilfst mir oder du gehst runter in den Schutzraum. Ich würde Letzteres vorschlagen und wäre nicht böse, wenn du das tätest. Aber ich würde mich auch freuen, wenn du mir hilfst.« Damit drehte er sich wieder um und hievte ächzend das letzte und größte Wandstück vom Körper der jungen Frau. Leise stöhnend bewegte sie sich. Die Nadel mit dem Tropf war ihr aus dem Arm gerissen worden, die Wunde blutete stark. Doch Maury interessierte das nicht. Er hob die junge Frau auf.
    Für einen Moment schwankte er.
    Sie war so schwer … Wie konnte er hoffen, sie wirklich die letzten rund 70 Stufen herunterzutragen?
    Emma stand noch immer unentschlossen an der Seite, als sie sah, wie ernst Maury es meinte. Der Christophorer-Novize hatte bei ihr einen Nerv getroffen.
    War es wirklich so, wie er sagte? War sie einfach nur scharf darauf, zu verleugnen, was sie war und warum sie überhaupt hier im Krankenhaus lag? Sie spürte, wie sie sich trotz aller Angst, die sie nicht nur um sich selbst, sondern nicht zuletzt um Mauritio hatte, anfing, in Grund und Boden zu schämen. Er hatte recht! Sie, die eine Pilotin war, eine entsprechende Ausbildung hatte, eigentlich genau hätte wissen sollen, wie man sich in solchen Gefahrensituationen hätte benehmen müssen, war diejenige, die ihn hätte belehren müssen – und was war? Sie musste es sich von einem angehenden Mönch ihrerseits erklären lassen, einem, der so aussah, als hätte er nicht genug Mumm in den Knochen, ihre eigene, teure und harte Ausbildung zur Offizierin durchzuhalten.
    Ich dachte immer, ich müsste auf ihn aufpassen. Und jetzt sagt er mir, wo’s langgeht. Er hat es wirklich besser drauf als ich.
    Emma gab sich einen Ruck. Maury hatte recht. Wenn ihr auch die eigene Gabe mit dieser zusätzlichen Empathie oder was auch immer das sein mochte, das ihr auf die Nerven ging, sie vom Fliegen wahrscheinlich für immer entfernt hatte und für den Rest des Lebens Kopfschmerzen bereiten sollte – dann war die einzige Möglichkeit wirklich die, dem ganzen einen Sinn zu geben. Und da kann wohl wirklich nichts besser sein, als ein Leben zu retten. Emma, die Superheldin. Sie grinste. Mike und Morten würden jetzt hier stehen und mich anfeuern. Der Gedanke gefiel ihr, doch sie verstaute ihn an einem Ort in ihrem Bewusstsein, auf den sie später würde
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