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Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)
Autoren: Anonymous
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überhaupt: Waren Jägerpiloten nicht von Natur aus geborene Adrenalinjunkies? Nichts nervte sie mehr als die Routine.
    Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum ich dich hinter meine Fassade gelassen habe, oh du öliger Mechaniker meiner schlaflosen Nächte. Du bist eine willkommene Abwechslung.
    Nein, das war nicht fair. Er war kein reiner Zeitvertreib für sie, keine Abendunterhaltung, mit der sie die Wartezeit bis zum nächsten Großeinsatz überbrücken wollte. Mike war – ja, was? Im ersten Moment war »nett« das Wort gewesen, was ihr in den Sinn gekommen war, aber das wollte sie ihm nicht antun. Selbst in Gedanken nicht. Nett ist die kleine Schwester von … na ja. Und wenn du eines nicht bist, Mike, dann ja wohl das.
    Emma Kalani wusste nicht, was es war, was sich da gerade zwischen ihr und Rossini entwickelte. Oder ob sich überhaupt mehr entwickelte als eine angenehm kurzweilige Affäre. Seit einigen Jahren war etwas Derartiges an Bord von Star Corps-Schiffen zwar offiziell nicht mehr verboten, aber doch weiterhin äußerst ungern gesehen. Sie hatte kein Interesse daran, das Verhältnis zu Rossini hier auf der STERNENFAUST zum Thema des Tages zu machen.
    Doch sie wusste, dass sie den Mittdreißiger aus der Technikercrew mochte. Sehr sogar. Und dass sein Kinn mit dem kleinen Grübchen, sein jungenhaftes Lächeln und seine kräftigen Hände sie halb wahnsinnig machten, nachts in der Abgeschiedenheit ihres Quartiers, wenn das Kerzenlicht sich auf Mikes Körper spiegelte und Schatten warf, die zur Erkundung einzuladen schienen.
    Sie verscheuchte den Gedanken. »Das hast du Lieutenant Sobritzky zu verdanken«, sagte sie auf seine letzte Bemerkung. »Man sagt, sie allein habe das Schiff die ganzen Stunden lang durch das Meteoritenfeld manövriert.«
    »Eine bemerkenswerte Frau«, sagte er. »Und eine mehr als beachtliche Leistung. Hey, vielleicht habe ich mir ja den falschen weiblichen Single an Bord ausgesucht. Stell dir mal vor, was Sobritzky und ich für ein Team …«
    »Wage es ja nicht!«, rief Emma empört, und mit einem Mal vergaß sie all die Gedanken und das Hinterfragen ihrer eigenen Handlungen. Sie beugte sich vor, umfasste Mikes Gesicht fest mit beiden Händen und stopfte ihm den Mund mit einem Kuss.
     
    *
     
    Verstehe einer diese Kalani , dachte Dr. Ashkono Tregarde, erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging zum Nahrungsreplikator, um sich einen zweiten Becher nambanischen Glutbeerensaft zu holen. Der 59-jährige Xeno-Mediziner langweilte sich auf der Krankenstation der STERNENFAUST, seinem persönlichen Reich. Es war wenig zu tun. – Man sehnt sich ja direkt nach den alten Zeiten auf der STERNENFAUST II , dachte er gereizt. Und so hatte er sich die Aufgabe gestellt, sämtliche Krankenakten der 545 Besatzungsmitglieder zu lesen und sie nach Möglichkeit auch zu verinnerlichen. Immerhin wusste man nie, wann eine gute Vorbereitung mal nützlich werden konnte.
    Hundertzweiundvierzig Akten hatte er schon hinter sich und dabei interessante Dinge erfahren, über die zu Schweigen ihm sein Berufsethos gebot. Aber er würde unter vier Augen ein ernstes Wort mit Lieutenant Curdin aus der stellaren Kartographie sprechen müssen, wenn er ihn das nächste Mal sah. Denn eins machte die Akte des jungen Franzosen sehr deutlich: Wenn Curdin seine Gewohnheiten nicht änderte, würde er sich in Bälde entweder von seinen Band- oder von seinen Kniescheiben verabschieden müssen. Und beide braucht er vermutlich noch.
    Und dann war da Kalani. Tregarde kannte die junge Pilotin flüchtig. Er hatte sie mehrmals im »Fuzzy’s« gesehen – so nannten die jüngeren Crewmitglieder den gut frequentierten Gemeinschaftsraum auf Deck F, wie Ashkono gehört hatte. Warum gerade »Fuzzy’s«, wusste er nicht zu sagen.
    Der Mediziner setzte sich erneut und nahm sich abermals die Akte vor, in der er eben gelesen hatte. Emma Kalani. 29 Jahre alt, 60 Kilo schwer, sportlich gebaut. Dunkelblonde Haare und ein leicht bräunlicher Hauttyp, was vermutlich auf ihre Heimat zurückzuführen war: Die junge Frau stammte nämlich von der Insel Hawaii.
    Keine nennenswerte medizinische Vorgeschichte , dachte Tregarde. Sämtliche Routine-Checkups wurden durchgeführt, immer pünktlich und immer o.B. – Ohne Befund. Die medizinische Abteilung der Star Corps-Akademie bescheinigte ihr bei ihrem Abschluss 2267, also vor zwei Jahren, vollkommene Gesundheit, und die Kollegen von den Schiffen, auf denen sie seitdem stationiert war,
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