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Sternenfaust - 099 - Das Ziel

Sternenfaust - 099 - Das Ziel

Titel: Sternenfaust - 099 - Das Ziel
Autoren: Sascha Vennemann
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Tagen hatten sie und alle anderen Dronte, die in ihrem Konvoi flogen, es gespürt. Hier lag das Ziel ihrer Reise. Sie mussten nicht mehr weiterfliegen.
    Sie waren erwartet worden. Einige hundert Schiffe waren bereits am Materialisationspunkt gewesen und hatten ihre Artgenossen begrüßt. Er hatte sich wie die Seinen, die einen Anderen in sich hatten, von den anderen verabschiedet und war nach einer längeren Wartezeit von einem Shuttle abgeholt worden. Mit dem Eintreffen des Herrn konnte es endlich richtig losgehen und sie konnten ihre Bestimmung erfüllen.
    Wie lange haben wir darauf gewartet?, fragte er den Anderen.
    Zu lange, mein Freund. Zu lange, antwortete dieser.
    Das genetische Programm, das sie alle zusammentrieb, war durch den Ruf aktiviert worden. Instinktiv hatten sie zu diesem System gefunden, gehofft, gebangt, ungeduldig verharrt, bis ihr Anführer mit den Plänen eingetroffen war, die dabei helfen sollten, die anstehende logistische Meisterleistung zu bewältigen.
    Nie hätte ich mich getraut zu träumen, auf einem der ersten Transporte mitfliegen zu können, freute sich der Fremde. Was für eine unglaubliche Ehre.
    Langsam näherten sie sich dem Mond. Seine glatte, braunschwarze Oberfläche wirkte auf ihn magisch anziehend. Von hier war der Ruf gekommen, hier war das Ziel.
    Wird es wehtun?, fragte er den Anderen.
    Ich weiß es nicht, antwortete dieser. Es ist zu lange her, als das sich ein Dronte noch daran erinnern könnte, wie es ist, wenn man ein Teil der Gemeinschaft wird. Wie sich das Ganze für einen Wirt anfühlt, darüber kann keiner von uns etwas wissen.
    Ich kenne meine Aufgabe, dachte er und sah auf die Gefährten, die den Anderen in sich nicht spüren konnten, wie er wusste. Sie waren der Andere. Ein falscher Weg, fuhr ihm durch den Kopf, doch dann verdrängte er den Gedanken unwillkürlich. Jedes Leben war so gut wie das andere, das hatte Turanor immer gesagt. Wir alle haben unsere Aufgabe erfüllt. Wir sind hier. Alles andere ist unwichtig.
    Das Shuttle wurde langsamer, je näher es der Mondoberfläche kam. Schließlich ging es in einen sanften Sinkflug über, landete auf den vorgegebenen Zielkoordinaten und ließ den Antrieb im Leerlauf aktiviert.
    Der Pilot drehte sich zu der Besatzung um. Sein Name war Humvoor und er war einer von ihnen, ein Fremder. Allerdings einer, der keinen Anderen in sich trug. Damit auch die nicht telepathisch begabten Reisenden ihn verstehen konnten, artikulierte er sich akustisch. Seine Stimme klang rau und holprig – er hatte wie die Seinen im Laufe der Evolution seines Volkes diese Fähigkeit verlernt. »Ihr wisst was ihr zu tun habt. Die Anweisungen des Herrn sind zu befolgen, damit alles rasch vor sich gehen kann. Wenn ich die Schleuse öffne, tretet ihr geordnet heraus. Keine Angst, euch wird nichts geschehen. Der Mond hält eine künstliche Atmosphäre aufrecht, die euch vor Kälte und der Weltraumstrahlung schützt. Zumindest so lange, wie es notwendig sein wird.«
    Zustimmendes Gemurmel erklang. Die Reisenden verstanden und wussten, was sie erwartete.
    »Danach bringt ihr zuerst die Fracht an Bord, bevor ihr euch zu eurem Planquadrat begebt. Wenn das Shuttle voll ist, fliege ich zurück zur Flotte, um weitere von uns hierher zu bringen. Die Fracht wird an Bord eines leeren Schiffes gebracht. Macht euch darüber keine Gedanken. Diese Aufgabe wird von anderen übernommen. Wichtig ist, das alles schnell und geordnet abläuft!« Mit diesen Worten öffnete Humvoor erst das innere und gleich darauf das äußere Schott.
    Die Dronte liefen gemäßigten Schrittes heraus. Sie wurden bereits von anderen erwartet, die ihnen schwere, in weiße Tücher gehüllte Ballen überreichten. Jeder der Dronte bekam so ein Paket und trug es in das Shuttle, bis die Höchstmenge an Traglast erreicht war. Gleich darauf wurden die Schotts geschlossen, die Antriebe hochgefahren und ohne ein Wort des Abschiedes hob der Shuttlepilot ab.
    Wir sind fast am Ende unserer Reise, sagte der Andere in ihm, als sie sich zu Fuß dorthin aufmachten, wo sie sich laut Plan aufhalten sollten. Unser Leben wird vollkommen sein. Die Gemeinschaft ist das Ziel unseres Seins. Wir werden ein Teil von ihr werden. Ist das nicht wunderbar?
    Ja, das ist es, antwortete der Fremde. Er ließ den Blick über die karge Wüstenlandschaft des Mondes gleiten. Es gab hier keine Unebenheiten oder auch nur kleinere Erhebungen. Falls sich in der Nähe kleinere Krater von Kometen oder Meteoriteneinschlägen befinden
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