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Sternenfaust - 094 - Wandlungen

Sternenfaust - 094 - Wandlungen

Titel: Sternenfaust - 094 - Wandlungen
Autoren: Susanne Picard
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Schlaf keine physischen Ursachen. Miss Scott hier ist in jedem Fall sicher die Letzte, die Sie dafür verantwortlich machen können. Vielleicht sollten Sie sich bei ihr für Ihren unangemessenen Tonfall entschuldigen.«
    Kendra Scotts Röte vertiefte sich noch. Dass sich ihr verhasster Chef so vor sie stellte, war selten. Sie war so verblüfft, dass sie Bruder Williams kleinlaute Worte kaum hörte und nur froh war, als ihr Chef sie in ihr Quartier schickte.
    Beide Männer sahen ihr nach, der eine nachdenklich, der andere schuldbewusst. Tregarde sah den Christophorer, der in sich zusammengesunken, das Gesicht in den Händen, auf der Liege saß und spürte ehrliches Mitgefühl. Er hatte großen Respekt vor dem jungen Mann, der sich immer wieder als eines der wichtigsten Besatzungsmitglieder herausstellte und all die Gefahren, in die er durch seine besondere Position immer wieder hineinschlitterte, so tapfer durchstand. Gedankenverloren sah er wieder auf die Bilder, die der Computertomograf gemacht hatte und strich sich die dunklen Locken aus der Stirn. Der Bereich des Gehirns, der bei Träumen besonders aktiv war, war tiefblau eingefärbt, was bedeutete, dass aus medizinischer Sicht der Mönch gar nicht geträumt haben konnte . Die Hirnregionen wären sonst rötlicher eingefärbt gewesen.
    Aber wenn das nicht der Fall war …
    In Tregarde arbeitete es. Tatsache war, der Mönch erlebte etwas während des Schlafs. Irgendwo musste also sein Gehirn arbeiten. Doch auf den CT-Bildern war nichts Auffälliges zu erkennen.
    Doch, jetzt sah er es, allerdings bei den Ergebnissen der Blutanalyse. Die Neurotransmitterwerte waren extrem erhöht, und der Teil des Gehirns, der das Sprachzentrum beherbergte, war hochaktiv. Tregarde stutzte. Wieso denn das Sprachzentrum? Das war in der Regel im Schlaf inaktiv, es sei denn …
    In Tregardes Hinterkopf tauchte ein vager Erinnerungsfetzen auf. Er versuchte, den Gedanken einzufangen, doch es misslang. Nun gut, dann eben auf die wissenschaftliche Tour , dachte er.
    »Bruder William, bisher haben Sie angegeben, Sie hätten keine anderen Beschwerden als die Schlaflosigkeit – und die komme dadurch zustande, dass Sie so schlecht träumen, dass Sie aus dem Schlaf aufschrecken.«
    »Das ist korrekt«, murmelte Bruder William müde. »Aber Doktor, ich bin sicher, ich mache mich selbst nur verrückt. Mir ist, als hindere mich unbewusst etwas am Schlaf, etwas in mir selbst. Und das ist gar nicht mal so sehr der schlechte Traum. – Ach, das klingt völlig blödsinnig! Vielleicht brauchte ich auch einfach nur mal Urlaub«, fügte er kläglich hinzu.
    »Nein … das ist nicht blödsinnig«, meinte Tregarde nachdenklich. »Haben Sie eigentlich auch Kopfschmerzen? Ich meine, starke Kopfschmerzen?«
    Bruder William stutzte eine Sekunde und nickte dann. »Die habe ich wirklich. Seitdem wir hier im Devas-System sind, leide ich immer wieder mal unter Migräne. Ich hatte zum Beispiel einen solchen Anfall, kurz, bevor ich neulich im Aufenthaltsraum meinen Zusammenbruch erlitt. Ich denke aber nicht, dass das etwas mit meinem Schlafdefizit derzeit zu tun hat.«
    Tregardes Augen verengten sich bei dieser Antwort und begannen zu glitzern. »Nun, Bruder William, das macht Patienten so lästig«, erklärte er ungeduldig. »Überlassen Sie das Denken mir, ich bin der Arzt! – Sonst noch Beschwerden, die gar nichts damit zu tun haben können? Sagen Sie es jetzt, wenn ich Ihnen helfen soll.«
    »N-nein«, stotterte William überrascht von dem plötzlich scharfen Ton des Arztes. »Ein ständiges Prickeln im Nacken vielleicht, als beobachte mich jemand oder stünde direkt hinter mir. – Aber man spürt ja so viel, wenn man so lange so schlecht geschlafen hat.« Er sah auf und bemerkte, dass Dr. Tregarde ihn nachdenklich ansah. »Haben Sie eine Theorie, Doktor?«
    Der Arzt hatte sich der Konsole des Computertomografen zugewandt und tippte auf dem Touchscreen hastig ein paar Befehle ein. »Es wäre zu früh, ich brauche noch mehr Informationen. Aber ja, ich habe – endlich! – eine Idee.« Er atmete tief durch und sah Bruder William zögernd an. »Ich muss noch einige Fakten an der wissenschaftlichen Station auf dem Maschinendeck überprüfen. Ich bitte Sie aber, hier in der Krankenstation zu bleiben. Möglicherweise brauche ich noch ein paar Angaben von Ihnen. – Versuchen Sie, sich auszuruhen. Ist das möglich?«, fügte er dann mit etwas milderer Stimme hinzu.
    »Sicher. Ich kann sowieso nicht arbeiten«,
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