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Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle

Titel: Sternenfaust - 075 - Das Tor zur Hölle
Autoren: Luc Bahl & San Fuller
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auf und versuchte, sich zu sammeln. Sein Kopf tat höllisch weh und seine Augen hatten sich noch nicht an das grelle Licht gewöhnt; seine Umgebung konnte er noch nicht erkennen. Beides lag höchstwahrscheinlich an der Hitze und der mangelnden Flüssigkeit. Er presste die Fingerspitzen an die Schläfen und atmete tief durch.
    Ein furchtbares Gefühl, unter diesem Sand begraben zu sein! Wie damals …
    Der Genetic erinnerte sich mit Schaudern an das Institut, in dem er entstanden war. Simon E. Jefferson war eine Waise, regelrecht gezüchtet in einem Labor. Nicht, dass es ihm dort schlecht gegangen wäre, die Genetics der Drei Systeme waren ja keine Unmenschen. Er war behütet aufgewachsen und es war auch für sein Wohlergehen in jeder nur möglichen Hinsicht gesorgt worden, aber dennoch – ein normales Familienleben hatte er nicht gekannt und es war von Anfang an klar gewesen, dass er nur eins werden konnte: Bergbauspezialist, bevorzugt auf einer Methanwelt.
    Man hatte schon im Reagenzglas seine genetische Struktur verändert und dafür gesorgt, dass er Facettenaugen, ähnlich denen eines Insekts, bekam. Sein Körper wurde unempfindlich gegen Kälte gemacht und seine Lungen verändert, so dass einer seiner beiden Lungenflügel Methan atmen und sein Körper dieses sauerstofflose Gas im Zweifelsfall überhaupt in den Stoffwechsel integrieren konnte. Seine Kindheit war – dank den Wachstumsbeschleunigern – nur kurz gewesen, schon mit 10 Jahren war er ausgewachsen. Schon da hatte für ihn, zumindest in der Theorie, der Ernst des Lebens begonnen. Das Training für seine Arbeit war nicht einfach gewesen, und besonders hatte er die Simulatoren gehasst, die ihn in dunkle Bergwerksstollen geführt hatten, in denen der Abbau wertvoller Erze geübt werden sollte. Das immer mangelhafte Licht und der Gedanke, in den Minen immer kilometerweit unter der Oberfläche zu sein, mit Milliarden Tonnen Gestein über sich, war mindestens so schrecklich gewesen wie die Übungen, mit denen sein Körper an die Stoffwechsel-Umstellung von Sauerstoff auf Methan gewöhnt werden sollte.
    Natürlich hatten neben der ständigen medizinischen Betreuung und den ständigen Untersuchungen und dem normalen Unterricht, der seiner schnelleren körperlichen Entwicklung Rechnung trug, auch Katastrophen-Übungen gehört. Übungen wie die, auf einmal unter Tage in eine Methangas-Blase zu geraten oder wie man sich am besten aus einem verschütteten Gang in den nächsten, der vielleicht freilag, durchgrub. Auch wenn man seine besonderen Facettenaugen, die ihm eine spezielle Infrarot-Sicht auf die Dinge ermöglichten, speziell »erfunden« hatte, damit er sich notfalls auch im Dunkeln orientieren konnte, hatte es Jahre gedauert und unzählige solcher Übungen – und auch etliche Therapiestunden bei geduldigen Psychiatern – gebraucht, bis er in den paar Sekunden, in denen sein Körper sich von Sauerstoff- auf Methanatmung umstellte oder in denen er auch im Infrarotbereich nichts sehen konnte, nicht mehr in Panik geriet. Mittlerweile war er sogar stolz auf seine besonderen Fähigkeiten und sah sie als Vorteil an und nicht als ein Handicap. Er war kein Krüppel, er war nur anders.
    Und so war auch jetzt, nach dem Sandsturm, zunächst nichts Beängstigendes an der Tatsache, dass seine Augen noch nicht wieder ganz normal funktionierten.
    Das war auch der eine, der wichtigste, Punkt gewesen, den seine Schöpfer nicht bedacht hatten: Dass Simon E. Jefferson trotz seiner genetischen Anpassungen keine Erfüllung darin fand, auf einer düsteren, toten und kalten Welt Bergbau zu betreiben. Jefferson war schließlich aus dem Genetischen Institut auf Darelis fort in die Solaren Welten gegangen. Niemand hatte ihn aufgehalten oder gehindert, schließlich war er kein unmündiger Mensch – und außerdem waren bereits andere Menschen mit fortschrittlicheren genetischen Veränderungen herangewachsen. Man war nicht mehr auf Simon E. Jefferson angewiesen. Die Star Corps-Akademie hatte ihn damals mit offenen Armen empfangen und so war sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen: ins Weltall zu reisen. Das war immer das Wichtigste gewesen: frei zu sein und Weite zu spüren.
    Nicht umsonst war er ein hervorragender und begeisterter Space-Surfer geworden.
    Doch jetzt ließen sich die grauenhaften Bilder von Enge, fehlender Atemluft und Dunkelheit, die das Verschüttet-Sein im Sand hervorgerufen hatte, auch mit den Gedanken an die Unendlichkeit des Alls beim Surfen auf den Lines
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