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Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Titel: Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
Autoren: Luc Bahl
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Lippen lautlos bewegten. Kein Ton kam aus seinem Mund, aber er schien direkt in die Kamera seines Helms zu sprechen, den er in seinen Händen hielt. Soweit das überhaupt erkennbar war, hielt er den Blick seiner Facettenaugen auf das leuchtende Daten-Ei gerichtet.
    Schließlich begriff Dana. Für sie unsichtbar musste im Infrarotbereich etwas auf der Hülle des Eis eingeprägt sein. Und Jeffersons Lippen schienen nur zwei verschiedene Worte in unterschiedlicher Reihenfolge zu bilden.
    Ein binärer Code … Dana kam nicht mehr dazu, diesen Gedanken weiterzuverfolgen.
    Plötzlich bebte die Erde unter ihren Füßen. Heftige Stöße warfen Bruder William und Dr. Gardikov zu Boden. Dana versuchte verzweifelt, stehen zu bleiben. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass das Ei abrupt aufgehört hatte zu strahlen. Die Halbkugel schloss sich mit einer raschen Bewegung über dem geheimen Datensatz und verschmolz wieder mit der Wand.
    Zwei Meter daneben bekam die Wand Risse.
    »Helme schließen!«, bellte Takashi, während er und seine Marines näher zu ihren Schutzbefohlenen traten.
    Ein dumpfes Grollen übertönte nahezu alle anderen Geräusche und griff wie mit einer stählernen Faust nach Danas Magen, um ihn mit sadistischer Grausamkeit langsam umzudrehen. Sie spürte, während sie hastig ihren Helm befestigte, wie die Reste ihrer letzten Mahlzeit unerbittlich ihre Kehle heraufgepresst wurden. Kalter Schweiß überzog ihre Haut …
     
    *
     
    »Raus hier!«, schrie Dana und drängte Dr. Gardikov, den anderen Mitgliedern der Gruppe zu folgen. Schon mit der ersten Erschütterung hatte es die Ärztin von den Beinen gefegt. Auch andere hatten sich nicht aufrecht halten können, aber sie schien besonders unglücklich gestürzt zu sein. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
    Großartig! , fluchte Dana voller Sarkasmus in ihren Gedanken. Ausgerechnet unsere Bordärztin verletzt sich.
    Sie hatte kaum noch auf die Worte geachtet, die das weiße Oktaeder an sie richtete, als das Chaos losbrach.
    Es war unnötig, ihren Befehl näher zu begründen. Jeder von ihnen besaß genug Fantasie, um sich auszumalen, was geschehen würde, wenn hier alles zusammenbrach. Es mochte für Roboter ungefährlich sein. Aber die Menschen standen bereits bis zu den Knöcheln im Wasser. Dana hing an ihrem Leben und wollte es nicht auf einer namenlosen Wasserwelt, begraben unter Tonnen von zusammenstürzenden Mauern, beenden. Mit der gleichen Intensität peitschte sie das Gefühl der Verantwortung vorwärts. Sie war als Captain in nahezu jeglicher Beziehung für ihre Untergebenen verantwortlich.
    Frost blickte in die schmerzverzerrte Miene Dr. Gardikovs. »Aktivieren Sie Ihr Antigrav! Versuchen Sie nicht zu laufen!«
    Die Ärztin gehorchte – in ihrer Angst war sie nicht selbst darauf gekommen – und offensichtlich ließ der Schmerz nach.
    In der Schleuse packte sie eine neuerliche Erschütterung, aber noch schien das gewaltige halbkugelförmige Gebäude standzuhalten. In medizinballgroßen Blasen entwich die Luft aus der Schleuse und sie schwammen ins Freie.
    »Das ist nur die erste Etappe«, rief Dana in ihr Helmmikro. »Wir müssen so schnell wie möglich nach oben und auch die Abdeckung der Stadt hinter uns lassen …«
    Bisher hatte niemand von ihnen eine Ahnung, was die furchtbaren Erschütterungen auslöste. Gab es im Inneren dieses Planeten vulkanische Aktivität, die Seebeben verursachten? Sie hatten bei ihrem hektischen Aufstieg auch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Stattdessen mussten sie umstürzenden Türmen ausweichen. Die gewaltigen Brocken sanken im Wasser zwar langsamer als im freien Fall innerhalb einer Atmosphäre, aber dafür bewegten sich auch Dana und ihre Leute entsprechend langsamer. Irgendwo zerrissen einige der durchsichtigen Leitungen und Teile der herabschwebenden Röhren und drohten sie wieder nach unten zu drücken.
    Erst als sie fast an der gewaltigen Kuppel angekommen waren, sahen sie es. Die Kuppel über ihnen wölbte sich ebenso vielgestaltig wie die Bauten, die sie auf der anderen, der äußeren Seite bildeten, über den riesigen Komplex der Stadt.
    »Das ist keine Naturkatastrophe«, hörte Dana die Stimme von Bruder William aus ihrem Helmlautsprecher.
    Sie blickte ihn an, sah, wie er nach unten wies, und schaute in diese Richtung.
    »Sukotekl wird angegriffen …«, erkannte sie und Entsetzen mischte sich in ihre Stimme.
    Es waren raupenförmige Unterwasserfahrzeuge. Ihre Größe war noch kaum abzuschätzen, da sie
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