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Sternenfaust - 018 - Grüne Hölle

Sternenfaust - 018 - Grüne Hölle

Titel: Sternenfaust - 018 - Grüne Hölle
Autoren: Alfred Bekker
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sagte Bruder William.
    Mandoy nickte »Ja, Sie haben Recht. Es ist etwas schief gelaufen. Was die Plantagen angeht, so war das nie unser Ziel. Uns schwebte eine Mischkultur von Organismen vor, die zusammen ein sich selbst regulierendes System bilden sollten. Sie haben sich selbst reguliert – in einem viel stärkeren Maß, als das eigentlich vorgesehen war. Die Fähigkeit zur schnellen evolutionären Anpassung gehörte auch zu den Eigenschaften, die wir gentechnisch verankert hatten.«
    »Ihnen muss doch klar gewesen sein, dass die Kombination menschlicher und pflanzlicher Erbinformation nicht nur die Gesetze der Solaren Welten ignoriert, sondern wirklich jedes Maß überschreitet, das selbst Befürworter der Gentechnik noch gutheißen würden«, warf ihm der Christophorer vor.
    »Nahrung für Millionen Kolonisten – das war ein so unschlagbares Argument, dass man sich in der Konzernzentrale von TR-Tec. wohl gedacht hat, dass dadurch alle Bedenken früher oder später zur Seite gefegt und die Gesetze geändert würden. Jedenfalls entwickelte sich das Leben auf Green ganz anders, als wir geplant hatten. Die Pflanzen wurden sehr aggressiv. Sie bildeten immer neue Formen aus und vernichteten zunächst ihre natürlichen Feinde. Das tierische Leben wurde systematisch zurückgedrängt. Ein Mittel dazu war die Erschaffung der grünen Jäger. Ihre Gestalt und ihr Jagdinstinkt, das alles war in der menschlichen DNA enthalten und wurde ausgenutzt. Die einzige Tierspezies, die sich noch in zahlenmäßig nennenswerter Weise behaupten kann, sind diese Arachnoiden, die Sie sicherlich auch schon bemerkt haben. Das liegt wohl in erster Linie an ihrer Resistenz gegen die Säure der Killerbäume. Doch ihre Zahl wird weniger. Die grünen Jäger dezimieren sie.«
    »Sie haben uns daran gehindert, etwas für die von uns bewusstlos geschossenen Jäger zu tun«, sagte Tong. »Warum?«
    »Ihr Team besteht – mit einer Ausnahme – aus Alt-Menschen. Ich bin zumindest leicht optimiert, auch wenn ich meine Fähigkeiten natürlich nicht mit jenen messen kann, die jünger sind als ich und noch sehr viel effizienteren Optimierungsprogrammen entsprungen sind. Alt-Menschen neigen dazu, die äußere Form überzubewerten und nicht auf die Substanz zu sehen.«
    »Was hat das mit den Grünhäutigen zu tun, die von den Pflanzen skelettiert wurden«, erwiderte Tong.
    Mandoy zuckte die Achseln.
    »Es ist genau so, wie ich Ihnen gesagt habe. Die Pflanzen lassen die Grünhäutigen in Knospen heranwachsen – und später, wenn sie die ersten Zeichen des Alters oder körperlicher Schwäche zeigen, verschlingen sie die grünen Leute. Sie können überall im Wald Haufen von Kochen finden. Das Leben dieser Jäger ist ohnehin kurz. Die Reifungszeit in der Knospe dauert keine zwei Erdmonate. Nach einem halben Jahr sind sie meistens soweit, dass sie gefressen werden. In der Zwischenzeit erfüllen Sie eine äußerst wichtige Funktion für die Pflanzen.«
    »Sie halten ihnen die gefräßigen Arachnoiden vom Leib«, schloss Tong.
    »Sehr richtig«, bestätigte Mandoy. »Es ist mir anfangs auch schwer gefallen, beim Anblick einer menschlichen Gestalt nicht gleich an Intelligenz zu denken. Die Bäume sind zweifellos intelligent. Bei den Jägern weiß ich es nicht ganz genau, obwohl ich jetzt schon Jahrzehnte unter ihnen verbringe.«
    »Hat der Jäger, der mich berührte …«, begann Bruder William und stockte dann.
    »Er hat Ihnen einen Schlag gegeben – aber das war keine Absicht. Die Kommunikation läuft unter den Pflanzen auf elektrischer Basis ab – und dasselbe gilt natürlich auch für die Grünhäutigen.«
    »Dann hatte ich Recht!«, stellte Jefferson fest. »Er hat versucht zu kommunizieren.«
    »Wenn Sie davon sprechen, klingt das so, als meinten sie damit einen Austausch philosophischer Standpunkte oder etwas in der Art«, sagte Mandoy belustigt. »Stellen Sie sich lieber einen Hund vor, der mit dem Schwanz wedelt, das trifft es besser. Die Bäume, die die Grünhäutigen in Stauden heranreifen lassen und später fressen, enthalten genauso viel menschliche DNA wie die Jäger, sind aber zweifellos intelligenter. Glauben Sie mir, ich lebe mit diesen Kreaturen. Ich kann das beurteilen.«
    »Warum fristen Sie Ihr Leben hier auf Green?«, fragte Tong. »Sie können hier nichts bewirken, wenn ich das richtig sehe.«
    Mandoy schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich nicht. Diese Kreaturen – einen besseren Begriff habe ich nicht für sie, es sei denn, man
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