Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
waren die größten von allen, gut zwei Meter zwanzig, mit Kieferzangen ausgestattet, die eindeutig Mordwerkzeugen glichen.
Ein guter Meter , schätzte Dana deren Länge. Olafsson hat Recht, das sind Soldaten …
Auch der starke, extrem bewegliche Stachel, der bei den Soldaten unter dem Gewand hervorragte und wohl ein Fortsatz des sich nach unten verjüngenden Unterleibes war, wies auf ihre Funktion als Kämpfer hin. Waffen sah Dana aber nirgendwo bei ihnen. Trotzdem, die riesigen Soldaten, gegen die sogar Olafsson wie ein Teenager aussah, waren Dana ein wenig unheimlich.
Der hervorgetretene Chaarck verneigte sich leicht, was verblüffend menschlich aussah. Er verströmte einen für Menschen stechenden Geruch, der Dana unwillkürlich die Nase rümpfen ließ, und sagte etwas mit dieser hohen, zirpenden Stimme, die typisch für die Chaarck war und die sich für das menschliche Ohr wie das Reiben von Eisen auf Beton anhörte – ziemlich unangenehm.
Der Handtranslator, den Lieutenant Stein als Kommunikationsoffizier mitführte, brauchte trotz seiner »Vorkenntnisse« eine ganze Weile für die Übersetzung. »Wir heißen die fremden Götter mit ihrem fliegenden Schiff auf Chaarck-Welt willkommen und entbieten ihnen unseren Gruß.«
Sie reden uns als Götter an, aber sie halten uns nicht wirklich für solche , sinnierte Dana.
Sonst wären sie höchstwahrscheinlich zu Boden gesunken, als Zeichen to’taler Unterwerfung. Die Chaarck aber blieben aufrecht stehen. Sie machten einen stolzen und unbeugsamen Eindruck.
Vielleicht auch nur ein Übersetzungsfehler.
»Wir grüßen euch ebenfalls, ihr edlen Chaarck«, übernahm Dana die Gesprächsführung. »Götter sind wir aber nicht. Wir kommen mit unserem Schiff aus dem Weltraum und wollen das Volk der Chaarck kennen lernen. Mein Name ist Dana Frost. Ich bin der Captain dieses Schiffes.«
Dana entging nicht, dass die Augenfühler der Chaarck, die im Vergleich zu den Kieferzangen nur sehr klein waren, mächtig ins Wackeln gerieten, während sie sprach. Wahrscheinlich klang die Menschensprache den Chaarck genauso unangenehm in den Ohren wie umgekehrt.
»Wir grüßen dich, Dana Frost, der du die Genetische Mutter dieses Schiffes von den Sternen bist. Und wir grüßen deine Kinder, die um dich sind und denen so viele Tage gegönnt sein mögen wie dir selbst«, spuckte der Translator nach längerem Rechnen aus.
Der Translator kannte natürlich die Vokabel »Dana Frost« und übersetzte natürlich die chaarck’sche Verballhornung ihres Namens entsprechend zurück.
Die Anrede ließ darauf schließen, dass die Genetische Mutter an der Spitze der Chaarck stehen musste, wenn der Translator nicht völligen Unsinn übersetzte. Das kam schon mal vor. Die Geräte waren noch nicht voll ausgereift. Da konnte es schon mal zu Missverständnissen kommen.
Die Kontaktaufnahme gestaltete sich auch weiterhin sehr friedlich und angenehm. Der Verhandlungsführer der Chaarck mit Namen Machkeck erwies sich als hoch intelligent. Er war ein Priester Erster Ordnung und sprach im Namen des Genetischen Vaters.
Nach gut einer Stunde deutete Machkeck an, dass nunmehr der Genetische Vater dazuzukommen wünsche, um der »Genetischen Mutter des Sternenschiffs« seine Aufwartung zu machen. Über ein primitives Funkgerät, das er als Wellengerät bezeichnete, nahm er Kontakt zum Genetischen Vater auf.
Der erschien kurz darauf am Waldrand unter dem Plateau. Er saß auf einem Wagen, der von 23 Chaarck, Dienern, wie Machkeck sagte, den Berg hochgezogen wurde. Dahinter bewegte sich ein großes Gefolge aus gut zweihundert Ameisenähnlichen.
Sergeant Olafsson kniff die Augen zusammen und musterte den Hofstaat misstrauisch. »Wenn wir von dieser Menge eingekeilt werden, erwarte ich im Ernstfall Verluste«, sagte leise zum Captain.
Dana nickte und wandte sich an den Christophorer, der neben ihr stand. »Wie schätzen Sie die Chaarck ein, Bruder William?«
Der lächelte etwas schüchtern, aber beruhigend. »Ich habe das Gefühl, dass die Chaarck keine bösen Absichten hegen, Captain. Sie machen einen absolut friedlichen Eindruck. Aber ich kann mich natürlich auch täuschen.«
Dem war sicher so. Doch bislang waren Bruder Williams Einschätzungen immer zutreffend gewesen.
»Nun gut«, sagte Frost. »Trotzdem werde ich das Gefolge dort nicht an uns heranlassen. Lieber einmal zu vorsichtig, als hinterher tot«, sagte sie, auch mit Blickrichtung auf Lieutenant Stein, der das Gespräch mit anhörte.
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