Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
Tonnen des Felsen in den Raum hinein verbrannt. Es würde länger als ein Jahrhundert dauern, bis das Gebiet rund um die Schubkammer kalt genug für den Abbau wäre. Selbst dann wäre es immer noch zweifelhaft, ob das Metall genutzt werden konnte.
    Thorpe legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den drei großen konischen Formen hoch, die über ihm Gestalt annahmen. Es handelte sich um die Erzcontainer, die das Transportsystem des Felsen für veredeltes Metall darstellten. Aus vakuumgeschäumtem Eisen bestehend, besaß jeder EC ein spezifisches Gewicht kleiner als eins. Wenn sie in die Erdatmosphäre fallengelassen wurden, verlangsamten sie sich rasch bis auf wenige Hundert Stundenkilometer. Am Ende ihres langen Falls angelangt, plumpsten sie in einen Ozean und schnellten anschließend wieder zur Oberfläche empor.
    »Laut Arbeitsplan wird in ein paar Minuten eine neue Ladung hochgebracht«, hallte Ninas Stimme in Thorpes Ohrhörer. »Lust, zuzusehen?«
    »Klar. Wir sehen uns mal an, wie dieser neue Aufzugführer mit seiner Crew klarkommt.«
    Thorpe führte Nina an der Führungsleine noch einen Viertelkilometer weiter. Während sie weitersprangen, hoben sich allmählich drei Türme über den Horizont. Sie hatten das Aussehen von altertümlichen Startrampen. Als sie sich ihnen weiter näherten, konnten sie eine dicke graue Metallplatte in der Mitte des Dreiecks liegen sehen, das die Türme bildeten.
    Die Türme stellten das Förderwerk samt Startrampe des Felsen dar. Drahtseile liefen über die Außenseite jeder Rampe und führten über die Spitze wieder nach unten, wo sie an den Ecken einer sechseckigen Metallscheibe befestigt waren. Beim Start wurden die Seile von elektrisch betriebenen Winden eingeholt, wodurch die Scheibe zwischen den Türmen hochgehoben und himmelwärts beschleunigt wurde. Wenn sie die Spitze erreicht hatte, wurden die Winden ausgekuppelt. Die Platte setzte dann ihren Aufstieg mit einer Geschwindigkeit weit über der örtlichen Fluggeschwindigkeit fort. Sie stieg so lange auf, bis sie sich den über ihr schwebenden Transportfahrzeugen genähert hatte. Dann wurden die sich abwickelnden Seile abgebremst. Wurde die Bremsung richtig ausgeführt, kam die Platte aus Nickelerz genau dann zum Stehen, wenn sie die Arbeitsebene zwei Kilometer über dem Boden erreicht hatte.
    Die beiden Beobachter sahen zu, wie sich die schwere Nickelerzplatte zu heben begann. Sie gewann rasch an Geschwindigkeit. Innerhalb von Sekunden schwebte sie, ungehindert von den nachschleifenden Seilen, nach oben. Thorpe beobachtete sie, bis sie beinahe unsichtbar geworden war. Er war gerade im Begriff, sich abzuwenden, als etwas Unvorhergesehenes geschah. Die Platte, die sich während ihres langen Aufstiegs vollkommen stabil verhalten hatte, begann plötzlich zu taumeln!
    »Was ist da los?«, fragte Nina, in deren Stimme deutliche Angst mitschwang.
    »Eins der Seile hat sich verklemmt!«, schrie Thorpe und schaute nach oben. Er erhaschte einen Blick auf ein herunterfallendes schlangenähnliches Etwas, rief eine Warnung, wandte sich um und rannte los. Als Nächstes fühlte er einen brennenden Schmerz in seinem rechten Bein. Sein Schrei verwehte in weniger als einer Sekunde, und sein Raumanzug wurde in eine Wolke roten Nebels gehüllt.

2
     
    Amber Hastings saß in der Kantine des Farside Observatoriums und genoss ihr Frühstück, das aus Waffeln mit Erdbeersirup, heißem Buttertoast und mit Levozucker gesüßtem Tee bestand. Beim Essen beobachtete sie den Panoramaschirm der Kantine. Normalerweise war er auf die Nachrichtenstation von Luna City eingestellt, doch diesmal hatte jemand das Bild einer der Oberflächenkameras eingestellt. Es zeigte ein großrädriges Geländefahrzeug, das sich, von Hadley’s Crossroads kommend, auf der holprigen Straße voranarbeitete. Der unebene Kraterboden ließ seine Scheinwerfer über den Bildschirm tanzen; zurück blieben die verblassenden Phantomspuren aktivierten Phosphors.
    Der Transporter war ein Rolligon der Translunar-Greyhound Gesellschaft. Er machte die Hundertzwanzig-Kilometer-Fahrt zweimal monatlich – einmal zu Beginn der langen Mondnacht und dann wieder kurz vor dem Einsetzen der Dämmerung. Hadley’s Crossroads war die nächste Haltestelle der mondumspannenden Einschienenbahn und der Ort, über den der gesamte Güterverkehr für das Observatorium lief.
    Während sie ihr Frühstück verdrückte, vergegenwärtigte sich Amber das Paradoxe daran, eines der fortschrittlichsten

Weitere Kostenlose Bücher