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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition)
Autoren: Michael McCollum
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Schatten zu erkennen waren, das die Einzelheiten jedoch vor Thorpes Kameras verbarg. Der düstere Schein der Notbeleuchtung trug ein Übriges dazu bei.
    Der Grund für die Verzögerung wurde offenbar, als die Korridorkamera plötzlich ausfiel und wenige Sekunden darauf ein entferntes Wumm! durch die Hallenwände hindurch zu hören war. Die erste Absperrtür war gesprengt worden.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange, Leute. In die Anzüge! Schnell!«
    Thorpe hatte seinen vorsichtshalber bereits angelegt. Er schränkte zwar seine Beweglichkeit ein, würde ihm aber das Leben retten, wenn die Menge im Korridor es schaffte, die Anlage in den Raum hinaus zu entlüften. Die Ladehalle war von einer Größe, bei der eine Unterteilung durch Sicherheitsschotts nicht mehr möglich war. Wenn die Drucktüren in den Korridoren aufgebrochen wurden, wäre eine explosive und vollständige Dekompression die Folge.
    Er eilte zum Kontrollraum. »Wie lange noch, bis wir genug Ladung haben, um starten zu können?«
    »Wir brauchen noch neunzig Minuten bis zur vollen Ladung«, sagte Amber. Sie hatte ebenfalls ihren Raumanzug angelegt und ihren Helm aufgesetzt.
    »Wir haben nicht mehr die Zeit, bis zur vollen Ladung zu warten. Wann können wir frühestens starten, vorausgesetzt, dass nichts schiefgeht?«
    »In fünfundzwanzig Minuten«, sagte sie. »Damit kommen wir knapp über den Berg.«
    Der ›Berg‹ war Lunas Fluchtgeschwindigkeit. Von einem Schiff, das mit wenig mehr als den 2,38 Sekundenkilometern Fluchtgeschwindigkeit startete, sagte man, es sei ›knapp über den Berg‹. Es würde im Raum beinahe zum Stillstand kommen, bevor es in das Gravitationsfeld der Erde überwechseln und dann seinen langen Fall in Richtung des größeren Planeten beginnen würde.
    »In Ordnung«, sagte er. »Stell die Kontrollen auf einen Start in dreißig Minuten ein, dann mach, dass du in den Container kommst.«
    »Wir sollten eine größere Reserve haben«, warnte sie.
    »Wir haben nicht mehr die Zeit. Tu jetzt, was ich dir sage, verdammt nochmal!«
    »Ja, Thomas. In fünf Minuten bin ich unterwegs.«
    Thorpe suchte als Nächstes Segovia auf. »Was Neues?«
    »Weiß nicht. Ich glaube, ich habe vor ein paar Minuten einen Schatten im Gesichtsfeld gehabt.«
    »Wo?«, fragte Thorpe.
    »Genau da!« Er zeigte auf die Unterkante des Bildschirms. Die Sonne stand hinter der Kamera, und wenn jemand hinter ihr vorbeigegangen war, konnte sein langer Schatten gut in den Blickwinkel der Kamera geraten sein.
    Thorpe überlegte, was er tun sollte, wenn das Bild ausfallen sollte.
    »Wir sind jetzt so weit!«, sagte er. »Gehen Sie in den Container. Ich kümmere mich darum.«
    Während Segovia den Korridor entlangrannte, beugte sich Thorpe vor und tat einen Schritt über die hochgezogene Einfassung der Drucktür ins Innere der Schleuse. Vorsichtig spähte er um das Schleusensüll herum, bis er die zehn Zentimeter kleinen Fenster in der Außentür sehen konnte. Dahinter war das helle Sonnenlicht der Mondebene. Plötzlich erschien ein Schatten jenseits des Fensters. Der Schatten verschwand und machte einem ringförmigen Gegenstand Platz, von dem zahlreiche Drähte zur Glasaußenseite führten.
    Thorpe machte einen Satz rückwärts und stolperte über die Türeinfassung, als die Glasscheibe auch schon nach innen explodierte und ein Orkan an ihm vorbeibrauste. Der Orkan dauerte nur so lange, bis die Drucktür ihre Explosivladung zündete und aus der Wandvertiefung sprang, um den Korridor abzuschließen. Dabei verfehlte sie Thorpes Stiefel um einen Zentimeter. Er starrte sie ein paar Sekunden lang an und schauderte. Drucktüren waren so konstruiert, dass sie sich schlossen, ungeachtet dessen, was sich ihnen in den Weg stellte. Wäre sein Bein in der Tür gewesen, hätte sie es amputiert.
    Er rappelte sich auf und trat vor, um sich die Tür anzusehen. Die Eindringlinge hatten die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Sie konnten die Innentür aufdrücken, sie wieder schließen und den Zwischenraum belüften, was es ihnen ermöglichen würde, die Sicherheitstür zu öffnen. Oder aber sie konnten sie aufsprengen und die gesamte Luft des Massebeschleunigers ins Vakuum entlassen.
    »Helme aufsetzen, Leute!«, kommandierte er in sein Funkgerät. »Bestätigung.«
    Er wartete, bis er die unheimlich hallenden Antworten aus der Höhle empfangen hatte, dann setzte er seinen eigenen Helm auf.
    Fünf Minuten später befand er sich wieder am Container. Alle sechs anderen waren bereits
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