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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen
Autoren: Andre Norton
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Pookhas beobachtet und mich trotz meiner Sorgen an ihrer Possierlichkeit erfreut. Ich konnte verstehen, weshalb sie viele Liebhaber fanden. Doch selbst ausgestopft waren sie sündhaft teuer.
    Das Tier am Boden war nicht größer als Eet, wenn er sich zusammenrollte, aber damit war die Ähnlichkeit auch schon zu Ende. Ein Pookha hatte das Rundliche, Weiche von einem Teddybären an sich – und zweifellos machte ihn das bei unserer Rasse so beliebt. Sein plüschartiger Pelz war von einer hellen graugrünen Farbe und zart gesprenkelt, so daß man unwillkürlich an den Moiré-Brokat von Astrudia denken mußte. Das Tierchen hatte stumpf abgerundete Vorderpfoten, die nicht mit Klauen, sondern mit Zähnen bewehrt waren und zum Zermalmen der Tich-Blätter dienten. Statt der Ohren war der Pookha mit einer dichten Mähne von Schnurrhaaren ausgestattet, die aufrecht und fein verteilt auf dem Kopf standen. Die Augen wiesen ein tiefes Grün auf. Der Pookha war lebensgroß und sehr hübsch – aber auch sehr, sehr teuer. Und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er in mein Zimmer gekommen war. Vermutlich wäre ich nähergetreten und hätte mir das Tierchen angesehen, aber ein scharfer Gedankenstrahl Eets hinderte mich daran. Es war eine Warnung, nichts zu verderben.
    Was verderben? Ich sah zwischen dem ausgestopften Pookha und meinem Partner hin und her. Obwohl ich schon viel mit Eet erlebt hatte und mir einbildete, daß mich von seiner Seite nichts mehr erschüttern könnte, schaffte er es nun doch, mich zu verblüffen.
    Er kauerte auf dem Boden, am Rande des hellen Lichtkegels. Und er starrte das Spielzeug so intensiv an, als beobachtete er das Näherkommen eines Feindes.
    Nur – Eet war nicht mehr Eet. Sein schlanker, fast reptilhafter Körper schien zusammengeschrumpft und plumper geworden zu sein und wirkte wie eine groteske Karikatur des Pookha. Auch der dunkle Pelz hatte sich aufgehellt und schimmerte grünlich.
    Völlig verwirrt und doch fasziniert von dem Schauspiel, sah ich zu, wie er sich in einen Pookha verwandelte. Nach und nach veränderten sich Glieder, Kopfform, Farbe und alles andere. Dann tappte er in den Lichtstrahl, setzte sich neben das Spielzeugtier und sah mich an. Sein Gedanke drang deutlich zu mir durch.
    »Nun?«
    »Du bist der hier.« Ich deutete mit dem Finger, aber sicher war ich nicht. Bis zur letzten Schnurrhaarspitze, bis zum letzten grünen Pelzbüschel war Eet ein Zwillingsbruder des Pookha.
    »Mach die Augen zu!« Sein Befehl kam so schnell, daß ich ohne Widerrede gehorchte.
    Ein wenig verärgert öffnete ich sie sofort wieder. Und wieder saßen zwei Pookhas vor mir. Ich erriet seine Absicht. Ich sollte ihn von dem Spielzeugtier unterscheiden. Aber so sorgfältig ich auch suchte, ich konnte keine Abweichung feststellen. Schließlich streckte ich die Hand aus und hob das nähere der beiden Tiere hoch. Es war der echte Pookha. Ich spürte Eets Befriedigung und Belustigung.
    »Weshalb?« fragte ich.
    »Ich bin einmalig.« War in seiner Stimme eine Spur von Selbstgefälligkeit? »Man würde mich also sofort erkennen. Es ist nötig, daß ich eine Verkleidung wähle.«
    »Aber wie hast du das da fertiggebracht?«
    Er setzte sich auf die Hinterpfoten. Ich kniete nieder, hielt noch einmal das ausgestopfte Tier neben ihn und suchte nach einem winzigen Unterschied. Ich entdeckte keinen.
    »Es ist eine Sache des Geistes.« Er schien ungeduldig. »Wie wenig du weißt! Deine Rasse ist von einer selbst errichteten Mauer umhüllt, und ihr macht nicht den geringsten Ausbruchsversuch.« Das war keine gute Antwort auf meine Frage. Ich weigerte mich einfach, einzusehen, daß Eet sich in einen Pookha denken konnte.
    Er verfolgte meine Gedanken mit Leichtigkeit. »Ich denke mich in eine Halluzination eines Pookha«, korrigierte er in seiner hochmütigen Art, die mich oft wütend machte.
    »Eine Halluzination!« Das glaubte ich schon eher. Ich hatte zwar noch nie erlebt, daß jemand mit solcher Perfektion am Werk war, aber es gab Fremde, die Illusionen hervorrufen konnten, und ich hatte schon viele Erzählungen darüber gehört. Aber man mußte empfänglich sein, um die Illusion aufzunehmen. Wurde ich nun getäuscht, weil ich Eet so lange begleitet hatte und zeitweise völlig unter seiner Herrschaft stand? Oder würde die Illusion auch bei anderen anhalten?
    »Bei jedem und so lange ich es will«, erwiderte er scharf. »Auch die Illusion der Berührung bleibt. Da – fühle!« Er schob die Pfote vor, und ich
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