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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen
Autoren: Andre Norton
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berührte sie. Unter meinen Fingern fühlte sie sich kaum anders an als die Pfote des ausgestopften Tieres, nur daß in ihr Leben pulsierte.
    »Ja.« Ich war überzeugt. Eet hatte recht wie zumeist – und gerade das brachte ein weniger logisches Wesen wie mich oft in Wut. In seiner eigenen Körperform war Eet zu bekannt, um unbemerkt zu bleiben – selbst in einem Raumhafen, wo ein Kommen und Gehen von allen möglichen Fremden herrscht. Er konnte vielleicht den Grund unserer Anwesenheit hier verraten. Ich hatte die Gilde und ihr Spionennetz nie unterschätzt.
    Aber wenn sie schon Aufzeichnungen von Eet hatten, was mochten sie dann alles von mir wissen! Sie hatten mir nachgestellt, lange bevor ich mit Eet zusammentraf – eigentlich schon seit der Ermordung meines Vaters. Irgend jemand mußte erraten haben, daß ich den Leitstein besaß, den ihre Leute nicht gefunden hatten. So hatten sie die Falle errichtet, die Ustle, aber nicht mich erwischte. Und man hatte mir eine neue Falle auf dem Freien Handelsschiff gestellt, der ich durch Eets Hilfe entkam. Auf dem Ruinenplaneten hatten sie mich sogar gefangengehalten, bis Eet mich befreite. Sie hatten also unzählige Möglichkeiten gehabt, mein Aussehen auf ihren Bändern festzuhalten – und nur ein ganz naives Gemüt hätte sich damit getröstet, daß sie es vielleicht nicht getan hatten.
    »Du wirst dir auch eine Illusion zurechtdenken.« Eets ruhiger Gedanke unterbrach meine Unbehaglichkeit.
    »Ich kann nicht! Vergiß nicht, die Fähigkeiten meiner Rasse sind beschränkt …«
    »Du mußt nur die Beschränkungen durchbrechen, die du dir selbst auferlegt hast«, erwiderte Eet ungerührt. »Du mußt begreifen lernen.«
    Er watschelte auf seinen kurzen Pookha-Beinchen auf die gegenüberliegende Seite des Zimmers und verwandelte sich so rasch in seine ursprüngliche Form, daß ich es kaum glauben wollte. Ich wußte, daß er geschmeidige Muskeln hatte, doch das hier …
    Mit einer seiner Hände tastete er nach einem Schalter, und an der Wand zeigte sich ein Spiegel. Ich sah hinein.
    Ich bin in keiner Hinsicht etwas Besonderes. Mein Haar ist dunkelbraun wie bei Milliarden Männern terranischer Herkunft. Ich habe ein Gesicht, das in Augenhöhe breit ist und sich zum Kinn hin verjüngt, und es ist weder hübsch noch ausgesprochen häßlich. Meine Augen sind grünbraun und meine Brauen und Wimpern schwarz. Da ich als Vondars Lehrling fast nur im Raum unterwegs war, hatte ich die Barthaare für immer entfernen lassen, als sie sich das erste Mal zeigten. Ein Bart innerhalb des Helms ist etwas Unangenehmes. Und aus dem gleichen Grund trage ich mein Haar sehr kurz. Ich bin mittelgroß im Vergleich zu meiner Rasse, und keines meiner Glieder oder Organe weist Veränderungen auf. Ich konnte irgend jemand sein – wenn nicht die Gilde ein genaues Erkennungsschema von mir angelegt hätte. Damit konnten irgendwelche Spione tiefer blicken, als mir lieb war.
    Eet kam mit seinen geschmeidigen Bewegungen durch das Zimmer, sprang mühelos auf meine Schulter und kroch mir in den Nacken. Hier richtete er sich auf, daß sein Kopf über dem meinen war.
    »Jetzt!« befahl er. »Denke an ein anderes Gesicht – ganz gleich an welches …«
    Merkwürdig. Bei diesem Befehl wollte mir absolut kein Gesicht einfallen – wenigstens anfangs nicht. Ich sah in den Spiegel und konnte mir nur das eigene Gesicht vorstellen. Eets deutliche Ungeduld machte die Sache noch schlimmer. Doch dann ließ sie nach. Ich war sicher, daß er sie bewußt zurückdrängte.
    »Denke doch an ein anderes Gesicht.« Das klang nicht mehr fordernd, sondern eher bittend. »Schließe die Augen, wenn es dir so leichter fällt …«
    Ich tat es und versuchte eine Art Bild in meinem Innern hervorzurufen – ein Gesicht, das nicht mein eigenes war. Weshalb ich mich für Faskel entschied, kann ich nicht sagen, aber irgendwie kristallisierte sich das verachtete Gesicht meines Halbbruders heraus, und ich konzentrierte mich darauf.
    Es war verschwommen, doch ich gab nicht nach. Das lange, schmale Profil, die Nase, wie ich sie zuletzt gesehen hatte – scharf und spitz über einem dünnen Schnurrbart. Faskel war der echte Sohn meines Vaters, während man mich als Pflichtkind adoptiert hatte. Und doch hatte man immer den Eindruck gehabt, daß ich im Geiste Hywel Jerns Sohn war, während Faskel ihm fremd blieb. Ich fügte die rötliche Narbe an Faskels Stirn dazu, ganz in der Nähe des Haaransatzes, und gab den Lippen den verdrießlichen Zug,
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