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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen
Autoren: James P. Hogan
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erklärt, warum eine Zivilisation, die im großen und ganzen ihre kriegerische Tradition aufgegeben und begonnen hatte, in konstruktiver Zusammenarbeit auf eine spätere Emigration zur Erde hinzuarbeiten, sich plötzlich in zwei feindliche Lager aufgespalten hatte, die sich dann schließlich gegenseitig vernichteten. Die Cerier waren die Eingeborenen und hatten sich aus den terrestrischen Primaten entwickelt, die die Ganymeder fünfundzwanzig Millionen Jahre zuvor nach Minerva gebracht hatten, während die Lambier von Jevlen stammten und aus einer fünfzigtausend Jahre in der Zukunft liegenden Zeit zurückgeworfen worden waren. Die Lambier hatten sich nie entwickelt – sie waren angekommen.
    All das enthielt noch genug Rätsel, um den Wissenschaftlern noch für viele Jahre Stoff für Diskussionen zu liefern. Wie konnten die Lambier zum Beispiel die Nachkommen ihrer eigenen Nachkommen sein? Ihre Gier und ihr Machthunger wurden endlich als charakteristisch für sie als Gruppe und nicht für die gesamte menschliche Rasse erkannt – aber wenn das der Fall war, wie waren dann diese charakteristischen Merkmale entstanden? Die Jevleneser hatten sie von den Lambiern geerbt und diese wiederum von den Jevlenesern, die auf Minerva gelandet waren. Wo und wann hatte das alles dann angefangen? Danchekker brachte die Spekulation vor, das Ganze sei durch einen von ihrer Reise durch die verzerrte Raum/Zeit verursachten psychologischen Schaden ausgelöst worden, aber diese Erklärung war nicht sehr befriedigend, weil die Bedeutung des Wortes ›ausgelöst‹ in diesem Kontext gelinde gesagt zweifelhaft war.
    Ein weiteres Rätsel ergab sich aus dem Wissen um die kommenden Ereignisse, das die Jevleneser wahrscheinlich mit zurückgenommen hatten. Wenn sie über die nächsten zweihundert Jahre, den Krieg und die Tausende von Jahren danach mit den Thuriern informiert waren und auch wußten, daß sie zum Schluß von VISAR geschlagen werden würden – warum hatten sie es dann zugelassen, daß all diese Ereignisse eintraten? Waren sie machtlos gewesen, die Abfolge der Ereignisse zu verändern? Sicher nicht. War in dem Bruch in der Zeit eine völlig neue Geschichte geschrieben worden, die das ersetzte, was ›vorher‹ gewesen war, was immer das auch bedeuten mochte? Oder hatten sie in ihrer Eile nur wenige sichere Aufzeichnungen mitgenommen und dann unter dem Druck der Ereignisse ihr Gedächtnis verloren, so daß sie bei ihrer Ankunft nicht mehr wußten, wer sie waren und woher sie kamen und sich so selbst dazu verurteilt hatten, einen endlosen, sich nie ver-
    ändernden Kreislauf von vorn zu beginnen?
    Auch die Thurier kannten die Antworten auf diese Fragen nicht, aber im Zusammenhang damit erhoben sich Probleme, die im Randgebiet ihrer eigenen theoretischen For-schungen lagen. Vielleicht würde es eines Tages zukünftigen Generationen von ganymedischen und terranischen Mathematikern gelingen, die seltsame Logik solcher Ereignisse aufzuschlüsseln. Auf der anderen Seite war es allerdings auch möglich, daß dies nie jemand herausbekam.
    Ein Geheimnis, über das sich die Terraner ebenso wie die Ganymeder und die Jevleneser den Kopf zerbrochen hatten – das Geheimnis des Geräts, das auf die erste Botschaft reagiert hatte, die von der Rückseite des Monds in einem uralten ganymedischen Code ausgestrahlt war, und sie direkt an VISAR weitergegeben hatte –, war aufgeklärt.
    Die Thurier hatten angenommen, das Gerät sei jevlenesi-

    scher Herkunft, die Jevleneser hatten die Thurier im Verdacht gehabt, und wegen der besonderen Umstände hatte keine der beiden Seiten die andere fragen können. Dann war es zerstört worden und konnte nicht mehr untersucht werden. Was also war es gewesen, und wie war es dorthin gekommen?
    Darauf war nun nur noch eine Antwort möglich: Es mußte die Sonde gewesen sein, die hinter den jevlenesischen Schiffen in den Tunnel hineingeflogen war. Sie war natürlich dafür programmiert, auf den Kommunikationscode ihres Mutterschiffs zu reagieren, und außerdem besaß sie eine Hyperraum-Verbindung mit Thurien. Durch eine Analyse der Botschaften, die in jenen letzten Sekunden ausgetauscht worden waren, gelang es Shilohins Wissenschaftlern, den Nachweis dafür zu erbringen, daß die Sonde direkt vor dem Zusammenbruch des Tunnels auf Empfang geschaltet gewesen war und die nächste Anweisung von der Shapieron erwartet hatte. Nachdem sie in der Nähe von Minerva mit der Geschwindigkeit in den Normalraum eingetreten war, zu
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