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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979)
Autoren: Klaus Frühauf
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entspricht. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. Die Bahn Astrats steht senkrecht auf der Ebene der Ekliptik. Während alle anderen Planeten des heimischen Systems eine etwa gleiche Bahnebene auf ihrem Weg um die Sonne einhalten, bewegt sich Astrat annähernd im rechten Winkel zu ihnen.
     
    Vor zwölf Tagen haben Kalo und seine Gruppe die Erde verlassen. Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit brach ein Raumschiff aus der Ebene der Ekliptik aus und tauchte ein in den Raum außerhalb der gewaltigen Linse des irdischen Systems. Weiter und weiter blieb die Erde zurück, verschob sich auf den Bildschirmen mehr und mehr nach steuerbord.
    In den Tagen, an denen die Objektive den heimatlichen Planeten noch ausreichend scharf und in genügender Größe aufnahmen, veränderte er sich nicht nur infolge der zunehmenden Entfernung. Weder Kalo noch die beiden anderen ließen die Erde aus den Augen. Zu beunruhigend waren diese Veränderungen. Zunächst fiel auf, daß sich die Wolkendecke über der südamerikanischen Region rasch dunkel färbte. Sie sahen Schlieren, die sich wie langgestreckte Wolken aus dem Andengebiet erhoben und in der Hochatmosphäre verteilten, diese schnell eintrübend. Hin und wieder glaubten sie sogar Feuerschein wahrzunehmen, aber dann sagten sie sich, daß die Entfernung für derart detallierte Beobachtungen wohl schon zu groß sei und ihnen wahrscheinlich ihre Einbildungskraft einen Streich gespielt habe. Die Unruhe aber blieb.
    Dann bemerkten sie, daß sich die über den Weltmeeren liegenden Wirbel veränderten. An sich sind diese Wirbel nichts Ungewöhnliches, täglich sind sie über fast allen Teilen der Erde zu beobachten, diese hier aber wirkten durch die dunkle, teilweise fast schwarze Marmorierung ungemein bedrohlich.
    Hinzu kam, daß sie bereits kurz nach dem Durchfliegender Exosphäre auf das Abhören des planetaren Funkverkehrs verzichten mußten, da der Reflexionsgrad der Höhenschichten offensichtlich zugenommen hatte.
    Um so bedenklicher war, daß sich die Raumflugbasis zu diesen Veränderungen überhaupt nicht äußerte, sondern nur Flugmeßdaten übermittelte.
    Am Morgen des vierten Tages wurde es Kalo einfach zuviel. Das Warten auf Nachrichten von der Erde begann ihn aufzureiben. Der Planet war auf den Bildschirmen zu einer wattigen Kugel zusammengeschmolzen, eigentlich ein normaler Anblick, aber im Gegensatz zu früheren Flügen war die Watte diesmal grau und schmutzig. Die Wirbel wirkten jetzt wie matte Flecke.
    Kalo zog das Mikro zu sich herüber. Es war ein spontaner Entschluß. Aus dem Tonträger kam noch immer die Stimme einer Frau. Sie nannte mit gleichmäßigem Tonfall Daten und Zahlen. Jedwede Emotion schien ihr fremd zu sein. Kalo stellte sich eine Frau mit straff zurückgekämmtem Haar und Knoten vor, eine unauffällige Frau mittleren Alters, die Haftschalen in der Farbe ihrer Augen zu tragen pflegte. Er hielt sie für jemanden, der sich selten versprach und nie irrte. 
    „Hör bitte auf, diese langweiligen Zahlen zu verlesen", rief er. 
    „Höhe vierundvierzig fünnef zwei. Azimut..." Die Stimme stockte. 
    „Wie bitte?"
    „Sag uns endlich, was es bei euch auf der Erde an Neuem gibt." 
    „Ihr seid auf Kurs, Kontakt drei!"
    „Das wissen wir, Kollegin. Wir werden auch bestimmt nicht vom Kurs abweichen. Aber jetzt möchten wir wissen, wie es zur Zeit auf der Erde aussieht. Wie heißt du eigentlich?"
    „Miranda Wil... Was soll der Unfug? Mein Rufzeichen ist BA zwölf quer acht. Ich gebe weitere Parameter."
    „Halt! Nicht jetzt, Miranda! Was geht auf der Erde vor? Sag uns das endlich!"
    Einen Augenblick lang schwieg die Stimme, die Frau schien durch die Unterbrechung aus der Fassung gebracht. Aber dann meldete sie sich erneut. „Das Wichtigste in Kurzfassung!" kündigte sie an.
    „Na endlich!" Kalo atmete auf.
    „In der Senke zwischen dem Berg Ararat und..."
    „Wissen wir, Miranda! Weiter!"
    „Im Bereich der Tukushima-Straße hat sich..."
    „Ist uns bekannt! Geschenkt!"
    William Randolph schüttelte den Kopf, aber es fiel Kalo schwer, sich zu beherrschen. Immerhin entschuldigte er sich. „Tut mir leid. Miranda. Ich weiß, ich sollte dich nicht immer wieder unterbrechen. Aber uns interessieren die neuesten Meldungen. Nicht die bereits eine Woche alten."
    Sie hörten das Umblättern von Papier. Offenbar kramte Miranda verzeifelt in ihren Unterlagen. Dann kam ihre Stimme wieder aus den Tonträgern: „Es gibt nichts Neues zu-berichten. In den
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