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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979)
Autoren: Klaus Frühauf
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kann, als sich schlafen zu legen, sich mit seinen Gedanken einzuschließen, weil es Gedanken sind, die er mit keinem anderen teilen möchte, es sei denn mit Pela selbst. 
    Als er hinter ihrem Sessel vorbeigeht, spürt er den feinen Duft ihres Haares. Er stockt, steht einen Augenblick lang hinter ihr mit hängenden Armen. Ihr Haar ist hell und glänzend. Er spürt einen Schauer, als sich ihre Hand in die seine schiebt, als ihre Wärme auf ihn überströmt. 
    Langsam wendet sie den Kopf. „Laß uns zu mir gehen", sagt sie.
     
    Am anderen Tag montieren sie die Antennen. Sie stellen Stützen, richten Streben auf und befestigen Konsolen, sie setzen Motoren und schließen Kabel an, justieren Steuerungen und vergießen Anschlüsse.
    Kalo blickt kaum auf. Es tut gut, die Gedanken an Aikiko und an die Vergangenheit durch angestrengte Konzentration auf die Arbeit zu verdrängen.
    Trotzdem...
    Wenige Meter neben ihm arbeitet Dona Larin, und wie immer ist Hal Krokot in ihrer unmittelbaren Nähe. Ob Krokot sich ähnlicher Gedanken erwehren muß?
    Mittels eines dünnen Seiles ziehen sie die Schale des Hybridstrahlers in deren Lager. Dieser Strahler ist Donas Lieblingsgerät, eine automatisch zielverfolgende Sucheinrichtung für sich schnell bewegende Raumkörper. Die Anlage ist nicht sehr groß, aber äußerst leistungsfähig, ihre Reichweite liegt bei dem Mehrfachen des Planetenhalbmessers.
    Neben Kalo steht plötzlich Pela. Ihr roter Skaphander wirkt im matten Licht der tiefstehenden Sonne fast schwarz. „Geschafft!" ruft sie. „Jetzt wird es Informationen regnen."
    In ihrer Stimme ist Hoffnung, die gleiche Hoffnung, die auch er so oft spürte und die jedesmal unter Aikikos zielsicherem Spott in nichts zerschmolz. Aber Pela ist nicht Aikiko, sie ist anders, sachlicher, und vor allem, sie ist Kommunikationstechniker wie er selbst. Sie würde nie behaupten, die Kommunikationstechnik sei eine platonische Wissenschaft.
    „Selbst wenn man die Existenz fremder Lebensträger nachweisen könnte", hatte Aikiko ihm eines Tages in vollem Ernst erklärt, „die Entfernungen im Kosmos sind so ungeheuer groß, daß die Menschen nie zu anderen Lebewesen Kontakt bekommen werden. Ihr schmort im eigenen Saft, mein Lieber."
    Es schmerzte ihn, daß sie ihn nicht ernst nahm. Vielleicht hätte er sich damit abfinden können, daß sie seinen Beruf geringschätzte, für seine Arbeiten und Theorien forderte er jedoch zumindest Toleranz, von Anerkennung ganz zu schweigen.
    Dabei hätte er nicht behaupten können, Aikiko sei ihm eine schlechte Gefährtin gewesen. Nein, das wäre gewiß eine Lüge. Sie versuchte stets, ihn zu begreifen, manchmal schien es sogar, als versuche sie ihm zu helfen, aber ihre überlegene Kälte bei derartigen Auseinandersetzungen fand er demütigend. Es gab Zeiten, da machte sie ein Gesicht, als wolle sie ihm sagen, er sei ein Versager, der immer auf die falschen Trümpfe setze. In solchen Stunden war er überzeugt, daß sie in grundverschiedenen Welten lebten, daß es keine Wege gab, auf denen sie jemals wieder zueinander finden könnten.
    Natürlich sagte sie nicht, sie halte ihn für eine lächerliche Figur, aber er sah, daß sie es dachte. Und sie bekam ihren skeptischen Blick immer dann, wenn ihn ein neuerlicher Mißerfolg zu deprimieren drohte, wenn er ihre Unterstützung am nötigsten gehabt hätte. 
    Wie lange aber ist ein Mensch imstande, das Urteil seiner Mitmenschen einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen? Ein Jahr, zwei Jahre oder zehn? Länger gewiß nicht. Spätestens dann wird er selber nicht mehr an sich glauben. Er wird Magenkrämpfe bekommen, wenn andere nur sein Lieblingsthema erwähnen, und er wird sich lieber die Zunge abbeißen, ehe er selbst daran zu rühren beginnt.
    Die Sorge, eines Tages nicht mehr an sich selber glauben zu können, war es, die ihn trieb, sich von Aikiko zu trennen. Sie zerstritten sich mehrmals derart, daß ihnen nur noch die Trennung blieb. 
    Stets jedoch, wenn sie auseinandergegangen waren, geschah etwas Eigenartiges mit ihnen. Vierzehn Tage lang hielten sie sich voneinander fern, dann rief einer den anderen an. Sie standen vor dem Videophon, musterten sich schweigend, einer forschte im Gesicht des anderen. Selbst wenn er in solch einem Augenblick Spott in Aikikos Gesicht gesehen hätte, er hätte ihn nicht bemerkt. Wie Magneten zogen sie sich an, auch über eine Entfernung von tausend Kilometern. Sooft sie Zeit erübrigen konnten, trafen sie sich erneut und waren tagelang
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