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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979)
Autoren: Klaus Frühauf
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hatte. Und sogar aus nächster Nähe, gewissermaßen auf Tuchfühlung. „Das wäre ja großartig", flüsterte er unwillkürlich.
    Tonder aber verzog das Gesicht. „Ich teile deine Auffassung nicht. Mir wäre es weit lieber, das Ding wäre geblieben, wo es hingehört." 
    „Aber weshalb denn nur? Wir werden etwas erleben, wovon unsere Vorfahren nur träumen konnten." 
    „Zu überleben wäre mir angenehmer, mein Lieber." 
    „Welch ein Unsinn, Tonder! Was soll uns denn geschehen? Wir werden einen fremden Raumkörper kennenlernen, einen Stern, der irgendwoher kommt und irgendwohin verschwinden wird. Aber wir werden die Chance haben, ihn zu untersuchen, Materie kennenzulernen, die nicht aus unserem Sonnensystem stammt. Es ist einmalig, Tonder." 
    Der Pilot schüttelte unwillig den Kopf. Die Bartspitzen senkten sich ein wenig, was den Eindruck der Ablehnung noch verstärkte. „Du mißverstehst mich! Er wird nicht irgendwohin verschwinden. Er bildet eine Gefahr für uns, die vielleicht größte Gefahr in der überlieferten Geschichte der Menschheit, um mit deinen Worten zu sprechen, denn er visiert genau die Sonne an. Das ist es. Seit ich davon weiß, rechne ich mit dem Schlimmsten. Diesmal wird es uns alle erwischen, so wahr ich Veyt Tonder bin." 
    Aus den Augenwinkeln sah Kalo eine heftige Bewegung im Nachbarsessel.
    Storm richtete sich auf. „Und der ist ein beliebtes Leitbild unserer Jugend", sagte sie scharf. „Halt bloß endlich die Klappe, Tonder!"
     
    So also lernte er Pela Storm kennen.
    Und jetzt hält er sich in ihrer Nähe, beobachtet aus den Augenwinkeln, wie sie Bodenplatten justiert, Plastbahnen befestigt und mit der Schaumstoffkanone hantiert. Jeder ihrer Handgriffe sitzt, als habe sie ihn hundertmal geübt, und sie ist so in ihre Arbeit vertieft, daß sie kaum einmal zu ihm herüberblickt.
    Erst als sie gemeinsam eine der Zwischenwände in die halbfertige Station tragen, sieht sie ihn an. „Seltsam", sagt sie. „Kaum hat man ein Dach über dem Kopf, schon fühlt man sich geborgen." Sie lacht, der Helmlautsprecher entstellt ihre Stimme, sie klingt rauh und heiser.
    „Vielleicht sind das noch immer Relikte der Verhaltensweisen unserer Vorfahren", sinniert Kalo. „Die bergende Höhle oder ähnliches." 
    „Hoffentlich haben sich auch noch andere Urtriebe erhalten, Kommunikationstechniker." Das ist nicht Pelas Stimme. Er schaut sich um. Hinter ihnen tragen zwei eine weitere Wand herein. Nur Dona Larin traut er eine derartige Bemerkung mit solch eindeutigem Unterton zu, und nur sie kann so boshaft in das betretene Schweigen hineinlachen. 
    „Später könnt ihr euch unterhalten, soviel ihr wollt", meldet sich Krokots Stimme. Sie klingt kalt und unbeteiligt, auch auf dem Umweg über die Elektronik, und Kalo denkt an die Augen des Ingenieurs, Augen ähnlich denen Tonders, aber noch kühler und doch voller Energie.
    „Bis morgen abend muß die Station bezugsfertig sein, wenn wir ab übermorgen mit der Montage der Antennen beginnen wollen", fährt Krokot fort, läßt die Trennwand in die Halterungen einrasten und überprüft die Funktion der Tür. Dann stapft er wieder nach draußen. 
    Dona Larin folgt ihm, aber in der Schleuse bleibt sie noch einmal stehen. „Eure Höhle könnt ihr auch später noch bewundern", sagt sie.
    Kalo hört Pelas tiefen Atemzug, aber bevor sie zu einer Entgegnung ansetzen kann, berührt er ihren Arm. Er ist überzeugt, daß sie eine scharfe Erwiderung auf der Zunge hatte, aber jetzt ergreift sie nur wortlos seine Hand und zieht ihn mit sich nach draußen.
     
    Sie arbeiten ohne größere Pause, bis Hal Krokot das Zeichen zur Beendigung des ersten Turnus gibt. Er tut das in einer Weise, an die sich Kalo erst noch gewöhnen muß.
    „Stop!" ruft Krokot ohne jede Vorankündigung. „Das reicht für heute. Eine Stunde Zeit noch für das Abendessen und dann Nachtruhe!
    Morgen werden wir die Arbeiten an der Station abschließen können."
    Morgen und heute, Abend und Nacht, all das sind Termini, die auf die Polstation des Planeten Pluto in keiner Weise zutreffen, das sind Begriffe, die sie mitgebracht haben nach hier. Die Rotationsachse des Planeten steht senkrecht auf seiner Bahnebene. Die Sonne befindet sich also in den Polgebieten immer in unmittelbarer Nachbarschaft des Horizontes, es ist immer Morgen, Morgen oder Abend. 
    Sie schleusen sich ein, duschen nacheinander im Bad der Landefähre und strecken sich in den Sesseln aus. Sie beginnen bereits einzuschlafen,
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