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Stern auf Nullkurs (1979)

Stern auf Nullkurs (1979)

Titel: Stern auf Nullkurs (1979)
Autoren: Klaus Frühauf
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Zeit schmelzen sie die sich an den Fundamentsäulen und Stützen bildenden Schneehügel weg, um ein Einwehen der Station und der Fähre zu verhindern.
    Als Kalo die Absicht äußert, sich um diese Ablagerungen zu kümmern, folgt ihm Pela in die Schleusenkammer. Sie müsse einfach mal wieder hinaus an die „frische Luft", erklärt sie beiläufig, aber in ihrer Stimme ist ein Unterton, der ihn an ihren Worten zweifeln läßt. Sie helfen sich gegenseitig in die Anzüge, laden sich den Hitzestrahler auf und gehen nach draußen. Die Helmlampe verbreitet trüben Halbdämmer, einzelne Lichtfunken gleiten über die Eisflächen zu ihren Füßen. 
    Noch bevor er den Brenner zündet, leuchtet die grüne Anzeige auf. Pela hat auf persönliche Frequenz geschaltet. Er hat sich kaum eingeblendet, als er auch schon ihre Stimme hört, leise und dunkel. 
    „... keinen Menschen, der auf dich wartet?"
    Sie brauchte ihre Frage nicht zu wiederholen, er weiß genau, was sie erfahren möchte, und doch antwortet er erst, als sie die Frage zum zweitenmal gestellt hat. Und auch dann noch versucht er Zeit zu gewinnen. „Doch, doch! Ich habe Freunde, gute Freunde. Und dann ist da auch noch Kregg..." 
    „Du weißt, daß ich nicht Kregg meine."
    Natürlich weiß er das. Aber die kaum wahrnehmbare Unruhe in ihrer Stimme tut ihm gut.
    „Nein..." Er dehnt dieses Nein, als überlege er. „Nein, sonst wartet niemand auf mich." 
    „Und Aikiko?"
    Woher weiß sie von Aikiko? Was weiß sie von ihr? Er überlegt angestrengt, aber ihm fällt keine Verbindung ein. Dann erinnert er sich, während des Fluges von seiner ehemaligen Gefährtin gesprochen zu haben. Jetzt ist er erstaunt, daß Pela sich noch darauf besinnt. 
    „Wir haben uns getrennt", sagt er. „Endgültig! Schon bevor ich diesen Auftrag erhielt. Ich glaube, wir haben nicht zusammengepaßt." Während er das sagt, sieht er Aikikos Gesicht vor sich, dieses schöne, ebenmäßige Gesicht mit der samtenen Haut und den schräggestellten Augen. Selbst ihr im Spott verzogener Mund war schön. „Es ist vorbei", sagt er leise.
    Zwei lange Atemzüge hört er in seinen Lautsprechern, und dann Pelas Stimme, nicht heiter, aber gelöst: „Wirf endlich den Brenner an, Kalo."

    Er zündet den Bohrer. Die Flamme frißt sich zischend in die Schneehügel. Bäche flüssiger Gase rinnen in dünnen Fäden an den Fundamenten entlang und erstarren in seltsamen, kristallinen Gebilden. Ringsum flammt das Eis in tausend Regenbogen, das Feuer zaubert Farborgien in die Flächen und Quader, auf die Blöcke und Säulen, blendende Lichter huschen über Zacken dahin. Es sieht aus, als brenne das Eis, als dringe das Leuchten tief aus dem Inneren des Planeten heraus. Die eben noch starren Brocken bekommen Leben, bei jeder Bewegung des Bohrers verändert sich die Umgebung wie das Bild in einem Kaleidoskop.
    Kalo hat den Brenner auf höchste Leistung geschaltet. Nicht daß er es besonders eilig hätte, aber das intensive Spiel der Farben fasziniert ihn.
    Nachdem er die Arbeit beendet hat, löscht er den Brenner, dann wendet er sich Pela zu. Und plötzlich sieht er sie erstarren. Wie eine Säule steht sie, den Blick hinüber auf die westliche Hügelkette gerichtet. 
    „Kalo, sieh nur!" flüstert sie. „Die Antenne!"
    Da fällt es auch ihm auf. Die Antenne des Hybridrechners bewegt sich. Stand der Spiegel eben noch senkrecht, so dreht er sich jetzt langsam in die Waagerechte, den bisher fast parallel zur Ebene verlaufenden Suchstrahl immer steiler nach oben richtend. Größer und größer wird der Abstrahlungswinkel. Und dann klingt hinter ihnen über der Eiswüste ein Geräusch auf, ein leises Wimmern zuerst, das sich in Sekundenschnelle zu einem durchdringenden Heulen verstärkt. 
    Ein rotleuchtender, langgestreckter Körper jagt mit unfaßbarer Geschwindigkeit heran und überquert die Station in geringer Höhe. Noch bevor sie die Ausmaße oder die genaue Form des Objektes bestimmen können, durchschlägt ein ohrenbetäubender Knall die Schallisolation der Skaphander. Sekundenbruchteile später ist das Projektil bereits über den Hügeln verschwunden. Unwillkürlich ducken sie sich vor der Wucht der Druckwelle. Der Korb der Antenne steht waagerecht, er erinnert an einen stark gewölbten Teller.
    Aber noch ist der Spuk nicht vorbei, noch dringt aus der Ebene jenseits der Hügelkette ein feines Singen herüber. Dann schießt am Horizont eine Fontäne aus Dampf und Flammen in den Himmel, und der Donner einer gewaltigen
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