Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich
Autoren: Thomas Enger
Vom Netzwerk:
bereit sind, niemals genutzt zu werden. Die Uhr in der oberen rechten Ecke zeigt 19:01 Uhr, als er sich hinsetzt und das FireCracker-2.0-Icon anklickt. Es dauert eine weitere Ewigkeit, bis das Programm sich öffnet. 6tiermes7 ist eingeloggt. Er klickt den Namen an, und ein Fenster öffnet sich.
    > MakkaPakka:
    Hugger.
    Er wartet lange, bis endlich die Antwort kommt. Nicht einmal 6tiermes7 sitzt pausenlos an der Tastatur.
    > 6tiermes7:
    Mugger.
    Solltest du jetzt nicht in der Stadt unterwegs sein?
    > MakkaPakka:
    Ich war in der Stadt. Hat keinen Spaß gemacht.
    > 6tiermes7:
    Du willst lieber mit mir plaudern. Kann ich gut verstehen.
    > MakkaPakka:
    Ich würde dich gern was fragen.
    > 6tiermes7:
    Ist das dein Ernst? Jetzt?
    > MakkaPakka:
    Jetzt vielleicht mehr als irgendwann sonst.
    > 6tiermes7:
    Das klingt ernst. Worum geht es?
    > MakkaPakka:
    Eine der SMS , die Henriette Hagerup an ihrem Todestag bekommen hat, kam aus Mosambik. Weißt du, von wo in Mosambik?
    > 6tiermes7:
    Moment, lass mich das kurz checken.
    Hennings Finger verharren auf der Tastatur, bereit, jederzeit loszutippen. Es dauert einige Minuten, ehe 6tiermes7 sich wieder meldet.
    > 6tiermes7:
    Von einem Ort namens Inhambane.
    Ein neues, großes Puzzlestück fällt an seinen Platz, und das klaffende Loch, auf das er den ganzen Tag gestarrt hat, schließt sich mit einem ordentlichen Knall.
    > MakkaPakka:
    Der Fall ist noch nicht abgeschlossen.
    > 6tiermes7:
    Wie meinst du das?
    > MakkaPakka:
    Stefan Foldvik hat nicht Selbstmord begangen. Anette Skoppum hat ihn umgebracht.
    > 6tiermes7:
    Woher hast du das?
    > MakkaPakka:
    Von überall her. Es gibt zu viele Dinge, die nicht zusammenpassen. Ich muss dich um ein paar Gefallen bitten.
    > 6tiermes7:
    Das wäre?
    > MakkaPakka:
    Die Spuren, die ihr in Stefans Zimmer gesammelt habt, werden jetzt wahrscheinlich auf Eis gelegt, oder?
    > 6tiermes7:
    So ist es.
    > MakkaPakka:
    Das darf auf keinen Fall passieren.
    > 6tiermes7:
    Rechne nicht damit, dass es mir gelingt, so einen Beschluss zu ändern.
    > MakkaPakka:
    Nein, das ist mir klar. Ich sage nur, was getan werden müsste, um diesen Fall aufzuklären.
    > 6tiermes7:
    Wenn der Fall anhand dieser Spuren aufgeklärt wird, spielt die Zeit ja wohl keine so große Rolle?
    > MakkaPakka:
    Nein, abgesehen davon, dass Anette bis dahin über alle Berge sein kann. Die Sommerferien stehen vor der Tür, und wer weiß, in welches gottverlassene Nest sie sich dann verkrümelt. Sie hat schon die halbe Welt bereist. Sie kann sonst wo sein, bevor ihr die nötigen Beweise habt, um sie festzunehmen.
    > 6tiermes7:
    Ich sehe das Problem, kann aber nicht sehr viel daran ändern. Das wirst du direkt mit Gjerstad besprechen müssen oder mit Nøkleby. Versuch, sie zu überzeugen, dann kann ich dir später immer noch helfen.
    > MakkaPakka:
    Okay, verstehe. Aber es gibt da noch ein paar andere Dinge, bei denen du mir sicher weiterhelfen kannst.
    > 6tiermes7:
    Was?
    Er holt tief Luft, bevor er die nächsten Sätze schreibt, was kaum einen Effekt auf das Hämmern in seinem Brustkorb hat.

72
    Am Tag von Henriette Hagerups Beerdigung ist der Himmel wolkenlos, klar und blau. Es ist Montag, und Henning Juul hat den Staub von seinem alten Anzug geklopft. Er steht vor dem Spiegel, rückt den schwarzen Schlips zurecht, den er zu tragen hasst, und streicht mit den Fingern über die Narben in seinem Gesicht.
    Es ist lange her, dass er sie angesehen hat, wirklich angesehen . Aber jetzt, da er es tut, kommt es ihm fast so vor, als wären sie nicht mehr so markant, sondern irgendwie nach innen verschwunden.
    Er atmet tief durch. Die Luft im Bad ist noch immer feucht und warm nach der Dusche, die er vor einer halben Stunde genommen hat. Der Rasierschaum und die Klinge liegen auf dem Waschbeckenrand, und um den Abfluss kleben noch Reste von Bartstoppeln und Schaum.
    Bevor er die Wohnung verlässt, kontrolliert er noch einmal, dass er alles dabeihat, was er braucht. Das Wichtigste, das du immer dabeihaben musst, ist dein Kopf , hat Jarle Høgseth gesagt. Mag sein, denkt Henning, aber ein paar zusätzliche Hilfsmittel können auch nicht schaden. Einen klaren Kopf braucht er in jedem Fall, auch wenn er die letzten Tage redlich genutzt hat, um sich vorzubereiten. Er ist alle Gespräche, alle ihre Treffen noch einmal durchgegangen. Dr. Helge und 6tiermes7 haben wertvolle Tipps und Puzzleteilchen beigetragen, aber trotzdem ist er nicht sicher, ob es reichen wird.
    In ein paar Stunden kennt er vielleicht die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher