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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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Strichen und Klecksen.
    Was ihre Mutter wiederum veranlasste, ihr das Bild großherzig zu schenken und die Stelle an der Wand in Kathrins Flur vorzuschlagen.
    Und dort befand es sich nun.
    Und nur wenige Tage, nachdem Kathrin Voss das bunte Bild zurechtgerückt hatte, hing es wieder schief.
    Kathrin neigte kurz ihr Haupt.
    Diesmal lächelte sie nicht.
    Sie war irritiert. Das konnte doch kein Zufall sein.
    Sie stupste den Rahmen an, um ihn wieder in die korrekte Position zu bringen.
    Danach verdrängte sie den Gedanken daran.
    Als sich der Vorfall nach ein paar weiteren Tagen zum dritten Mal ereignete, machte sich doch Verwunderung breit. Ein Bild hing über ein Jahr an derselben Stelle, und plötzlich verschob es sich immer wieder – in nur kurzer zeitlicher Folge – im Uhrzeigersinn um mehr als einen Zentimeter?
    Das Bild an der gegenüberliegenden Wand – zum Glück gekauft und nicht von ihrer Mutter gemalt – hing stets akkurat.
    Wie konnte das sein?
    Für einen Augenblick verdächtigte sie ihre Tochter, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Das Bild befand sich zweifelsfrei außerhalb der Reichweite eines vierjährigen Kindes.
    Als ihr Blick weiter zur Ablagefläche an der Garderobe wanderte, erschrak sie. Auch die Cremedose lag nicht auf ihrem angestammten Platz. Schon wieder.
    Kathrin blickte zu Boden.
    Vielleicht war sie einfach hinuntergefallen.
    Doch auf dem Teppich entdeckte sie sie auch nicht.
    Sie war sich sicher, sich heute Morgen die Hände eingecremt zu haben, ehe sie aus der Wohnung gegangen war. Dann hatte sie Mia an ihre Hand genommen. Und Mia war seitdem im Kindergarten. Eigentlich konnte die Vierjährige gar nicht dafür verantwortlich sein. Oder?
    Täuschten sie ihre Erinnerungen?
    War es möglicherweise schon gestern gewesen, dass sie die Cremedose auf die Ablagefläche zurückgestellt hatte?
    Aber sie cremte sich doch immer vor dem Hinausgehen die Hände ein!
    Ob sie es heute vergessen hatte?
    Kathrin ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Falls es ein weiterer Streich ihrer Tochter war, so hatte sich Mia zumindest einen neuen Platz für ihr Versteckspiel ausgesucht: Im Kühlschrank lag die Dose nicht.
    Ein erster Rundumblick blieb erfolglos. Weit und breit keine Cremedose.
    Sie sah zur Küchenuhr; gleich würde sie Gelegenheit bekommen, ihre Tochter zur Rede zu stellen.
    Mias Kindergarten war keine zehn Minuten von ihrer Wohnung im Berliner Westend entfernt. Kathrin schnappte sich ihre Handtasche und ging los, um Mia abzuholen.
    Als sie wenig später zusammen zurückkehrten, gab sich Kathrin überrascht.
    »Oh, wo ist denn meine Handcreme?«
    Ihre Tochter schien die Frage zu ignorieren, denn sie setzte sich auf den Boden und zog sich die Straßenschuhe aus.
    »Weißt du, wo sie ist, Mia?«
    Mia presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Dann schlüpfte sie in ihre überdimensionierten Hausschuhe, die die Form von Mäusen hatten.
    »Mia, hast du sie wieder versteckt?«
    »Mm, mm«, verneinte Mia.
    »Mia, die Mama ist nicht böse auf dich. Aber du musst mir die Wahrheit sagen, ja?«
    Mia sah ihre Mutter mit großen Augen an.
    »Hast du die Cremedose wieder versteckt?«
    Mia schüttelte heftig den Kopf, ihr lockiges Haar wehte um ihr Gesicht.
    »Du hast sie doch neulich auch in den Kühlschrank gelegt.«
    »Aber das war ich nicht.«
    »Du sollst nicht lügen, Mia.«
    »Aber ich war’s nicht.«
    Sie schien zu überlegen.
    »Vielleicht hat Charlie die Dose.«
    Mia lief in ihr Zimmer, Kathrin hinterher.
    Das Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und schnappte sich ihre Lieblingspuppe, die in gewohnter Weise auf ihrem Schreibtisch mit dem Rücken zur Zimmerwand saß.
    Obwohl bereits zu erkennen war, dass diesmal nichts unter Charlies Kleidchen steckte, schob Mia ihre Finger tief unter den rosafarbenen Stoff.
    »Nichts«, sagte sie enttäuscht, als sie ihre leere Hand wieder herauszog.
    »Wo hast du sie dann hin?«
    »Ich hab sie nirgends hin«, sagte Mia trotzig.
    Als Kathrin sie streng ansah, wurden Mias Augen feucht. Sofort hatte Kathrin Mitleid mit ihr. Vielleicht sollte sie sie in Ruhe lassen und das Thema später noch einmal ansprechen? Möglicherweise kam die Tochter ja von alleine zur Vernunft.
    Kathrin nahm sie in die Arme und drückte sie.
    Während des Abendessens beobachtete sie ihre Tochter ganz genau. Sie verhielt sich wie immer. Oder spielte sie ihr etwas vor?
    Nach dem Sandmännchen ging es ab ins Bett. Ihre geliebte Puppe Charlie an die Wange
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