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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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gedrückt, schlief Mia bald ein.
    Kathrin fiel es schwer, sich danach auf den amerikanischen Krimi zu konzentrieren, in den sie hineingezappt hatte. Ihr Blick fiel immer wieder auf die Schale mit den Äpfeln vor ihr, und ihre Gedanken wanderten zu ihrer plötzlich so ungezogen wirkenden Tochter. Tapfer hielt sie dennoch bis zum Ende des Films durch. Den Mörder, den der Kommissar präsentierte, glaubte sie zum ersten Mal zu sehen. Auch das Motiv verstand sie nicht. Wesentliche Teile der Krimihandlung waren wohl an ihr vorbeigegangen.
    Später, in ihrem Bett, wollte sie noch etwas lesen. Auch dies gelang ihr nicht. Als sie einen Abschnitt drei Mal durchgehen musste, um ihn zu begreifen, gab sie auf. Sie beugte sich zur Nachttischlampe, um sie auszuknipsen – da glaubte sie, ihr Herz bliebe stehen.
    Denn ihr Blick war wie zufällig auf ihren Kleiderschrank gefallen. Der reichte bis fast zur Zimmerdecke, und obenauf, in einer Höhe von über zwei Metern, entdeckte sie – ihre Cremedose!
    Plötzlich fühlte sie Kälte, in ihrem ganzen Körper. Ihre Hand am Kippschalter der Lampe zitterte.
    Wie sollte ein vierjähriges Kind dort hinaufgelangen?
    Wie hatte Mia das angestellt?
    Kathrin selbst benötigte einen Tritt, um an die Reisekoffer zu kommen, die sie auf dem Kleiderschrank deponiert hatte. Und vor den Reisekoffern lag – wie selbstverständlich – die Cremedose.
    Kathrin schob die Bettdecke zur Seite und stand auf. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen und erreichte so gerade noch den vermissten Gegenstand.
    Sie schlüpfte wieder ins Bett.
    Doch an Schlaf war nicht mehr zu denken.
    Erst Stunden später wechselte Kathrin in einen Dämmerzustand, der von kruden Träumen begleitet war.
    Charlie grinste sie darin hämisch an. Das Gesicht der Puppe völlig überschminkt, in ihrem hübschen rosafarbenen Kleid steckten blutige Nadeln, als hätte jemand einen Voodoo-Zauber mit ihr veranstaltet. Die Nadeln wackelten hin und her, und plötzlich wuchs Charlie. Sie wuchs immer weiter, bis sie schließlich mit ihrem Kopf an die Zimmerdecke stieß. In ihrer Reichweite lag nun die Cremedose auf dem Kleiderschrank. Charlie griff danach und steckte sie sich unters Kleid. Dabei stöhnte die Puppe lustvoll und rollte mit ihren Augen. Als sie die Hand erneut unter den Stoff schob, zog sie ein Baby darunter hervor. Das Baby sah aus wie Mia kurz nach ihrer Geburt. Oder war es Kathrins eigenes Gesicht als kleines Kind? Dann verwandelte sich der Kopf des Babys in einen Apfel. Charlie biss herzhaft hinein. Dann lachte Charlie. Sie lachte laut und höhnisch. Sie lachte und lachte – bis Kathrin schweißgebadet aufwachte.
    Sie erschrak. Die Sonne schien bereits durchs Fenster, ihre Tochter stand neben ihr.
    »Was ist los, Mama?«
    Kathrin hatte Mühe, sich zu orientieren und zurück in die Realität zu finden.
    »Ich habe Angst, Mama.«
    »Wovor?«
    »Du hast so seltsame Geräusche gemacht im Schlaf. Und so komisch gelacht.«
    Dann sah sie an ihrer Mutter hinab.
    »Was hast du denn da?«
    Kathrin folgte dem Blick ihrer Tochter. Ihre Finger hatten sich um etwas gekrallt. Als sie die Hand öffnete, kam die Cremedose zum Vorschein.
    »Da ist sie ja«, sagte Mia erleichtert. »Dann war Charlie es gar nicht.«
    Kathrin fühlte sich müde, schwach und völlig durcheinander.
    Sie starrte auf den hölzernen Tritt, der in der Nähe des Kleiderschranks stand, und ihr kam eine Idee.
    »Mia, erinnerst du dich an die lilafarbenen Löffeleier, die du an Ostern hier in der Wohnung gefunden hast?«
    Die Besorgnis verschwand schlagartig aus Mias Gesicht, ihre Augen weiteten sich.
    »Oh, die waren lecker. Und der Osterhase hatte sie gut versteckt.«
    »Ja, und ich weiß, dass du eines immer noch nicht gefunden hast.«
    »Wie? Wo?«
    Mia drehte sich aufgeregt um sich selbst, inspizierte das Schlafzimmer. Dann bückte sie sich und guckte unter dem Bett nach.
    »Auf dem Schrank«, sagte Kathrin.
    Mia begutachtete ihn.
    »Wo denn? Ich sehe keins.«
    »Ganz oben. Neben den Koffern. Man kann es erst entdecken, wenn man oben an der Kante ist.«
    »Aber wie soll ich denn da hinaufkommen?«
    »Du hast doch schon erlebt, wie die Mama das macht, oder?«
    »Du nimmst den kleinen Klappstuhl da.« Mia deutete auf den Tritt.
    »Genau.«
    »Aber du hast mir verboten, ihn zu nehmen.«
    »Heute darfst du, ausnahmsweise.«
    In Mias Gesicht war die Vorfreude auf die Süßigkeit unverkennbar.
    Sie eilte hinüber zu dem Tritt und klappte ihn unbeholfen aus. Dann
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