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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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schob seine Hände zur Seite, als handelte es sich dabei um lästige Insekten.
    »Was ist mit ihm? Nun sagen Sie schon! Hatte er einen Unfall?«
    Kron rang nach Worten.
    »Leider habe ich die traurige Pflicht …«
    »Oh, mein Gott.«
    Nun sank Carolin doch zurück auf ihren Stuhl. Norbert stellte sich hinter sie und legte erneut seine Hände auf ihre Schultern. Dass ihm selbst schwarz vor Augen zu werden drohte, versuchte er zu ignorieren.
    »Leider muss ich Ihnen mitteilen«, begann Kron von neuem, »dass Ihr Sohn …«
    »Er ist tot!«, unterbrach ihn Carolin, und Kron nickte. Er schien erleichtert darüber, dass er es nicht selbst hatte aussprechen müssen.
    »Wie ist das passiert?«
    Norbert wunderte sich, dass seine Frau so schnell reagierte und solch eine Frage stellen konnte. Er hatte das Gefühl, bei ihm sei die Information noch nicht einmal angekommen.
    Es arbeitete in ihm.
    Sein Sohn sollte tot sein?
    »Die genauen Umstände kennen wir noch nicht. Es könnte ein Unfall gewesen sein.«
    »Ein Unfall? Mit einem Auto? Aber er hat doch gar kein Auto.«
    »Nein. Kein Autounfall. Wir haben Ihren Sohn unterhalb der Warschauer Brücke gefunden.«
    Norbert spürte an seinen Händen die warme Berührung durch die Finger seiner Frau.
    »Er ist von der Brücke gefallen?«
    »Gefallen, oder …«
    »Was meinen Sie?«
    »War Ihr Sohn suizidgefährdet?«
    »Setz dich doch hin, Norbert. Deine Hände sind eiskalt. Nicht dass du uns umkippst.«
    Ohne darüber nachzudenken, nahm Norbert wieder auf seinem Esszimmerstuhl Platz.
    »Erik suizidgefährdet? Aber nein! Er liebt das Leben.«
    ›Liebte‹, dröhnte es plötzlich in Norberts Kopf.
    Erbarmungslos unterhielt sich seine Frau weiter mit den Eindringlingen, die ihr Leben zerstörten.
    »Niemals würde er sich umbringen!«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    Norbert überlegte noch, da antwortete Carolin bereits.
    »Das muss vor etwa einer Woche gewesen sein. Ja, genau. Es war letzten Montag. Wir hatten telefoniert. Warum?«
    »Wir haben seine Leiche bereits vor fünf Tagen gefunden.«
    Kron schien die unausgesprochene Frage gehört zu haben und fuhr fort: »Wir konnten seine Identität erst gestern Nacht bestimmen. Seine Mitbewohner hatten ihn als vermisst gemeldet.«
    Schien es Norbert nur so, oder hatte Kron das Wort »Mitbewohner« mit einem seltsamen Unterton ausgesprochen?
    »Da wir es seit Dienstag mit einem unbekannten Toten zu tun hatten, fiel es meinen Kollegen leicht, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Mitbewohner Ihres Sohnes konnten die Leiche sofort identifizieren.«
    Norbert fühlte sich gar nicht mehr wohl.
    Krons Blick wanderte zur Tageszeitung.
    »Es wurde von dem unbekannten Toten berichtet.«
    Schwang da etwa ein Vorwurf mit?
    »Ich lese die Morgenpost nur am Wochenende intensiv.« Norbert hatte das unbestimmte Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen: »Während der Woche überfliege ich sie nur. Ich muss ja bereits um acht Uhr im Büro sein.«
    »Ich würde Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Das kann aber auch erst morgen oder übermorgen stattfinden. Wenn Sie psychologische Betreuung benötigen …?«
    »Fragen Sie!«
    Wieso behielt seine Frau nur solch einen klaren Kopf? Kam der Zusammenbruch erst später?
    Norbert sah, dass seine Hände zitterten. Rasch legte er sie sich in den Schoß, damit weder seine Frau noch die Polizisten es bemerkten.
    »Wussten Sie, dass Ihr Sohn Drogen nahm?«
    »Mein Sohn nimmt keine Drogen«, entgegnete Carolin mit solch einer Überzeugung, dass Kron nicht weiter nachhakte.
    »Ich möchte ihn sehen!«, sagte sie dann.
    Norbert erschrak.
    »Ich halte das für keine gute Idee«, antwortete Kron für ihn.
    »Ein Zug hat ihn erfasst«, ergänzte Carmen Brandt-Jankovic leise.
    Norbert fühlte, wie seine Augenlider flackerten.
    »Ich möchte ihn sehen!«, wiederholte Carolin in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
    Danach schwanden Norbert die Sinne.

6
    Heute
    K athrin wusch sich die Hände.
    Sie drehte das Wasser ab, hielt danach prüfend die Finger unter den Hahn.
    Aus. Kein Wasser mehr.
    Sie sah auf ihre Armbanduhr.
    Axel war bereits überfällig, seit fünf Minuten.
    Sie ging ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa, zog ihre Beine an ihren Körper und schlang die Arme darum.
    Ihr Blick fiel auf die Obstschale.
    Vielleicht sollte ich sie einfach wegräumen, dachte Kathrin. Aus den Augen, aus dem Sinn.
    So gingen ihre Gedanken immer wieder zurück zu dem angebissenen Apfel, den sie
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