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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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und bemerkte, dass seine Kollegin Carmen Brandt-Jankovic an ihm vorbei ins Zimmer schielte.
    Dahinter standen Eriks drei Mitbewohner: ein Mann und zwei Frauen. Kron wusste bereits, wie sie hießen. Eine der beiden Frauen, Amelie Stutzkeis, hatte feuchte Augen, rote Ränder umrahmten sie. Alle drei wirkten nervös, verstört, fassungslos. Die Frauen hielten sich an den Händen.
    »Haben wir schon Fotos vom Zimmer, Frau Brandt-Jankovic?«, fragte Kron.
    »Ja, die Kollegen von der Spurensicherung waren bereits hier.«
    Kron glaubte nicht, dass es wichtig werden würde. Alles deutete für ihn auf einen Selbstmord oder einen Unfall hin. Dennoch musste er sämtliche Begleitumstände sorgfältigst untersuchen. Schließlich wurden Korrektheit und Pflichtbewusstsein von ihm erwartet.
    Die drei jungen Leute vor ihm wirkten anständig und adrett. Kron ertappte sich dabei, dass er langhaarige, verlotterte Langzeitstudenten erwartet hatte. Linke eben, die, anstatt zu lernen, spätkommunistische Verschwörungstheorien und Umsturzpläne erörterten.
    ›Wohngemeinschaft‹ assoziierte Kron mit dunklen, muffigen Kommunen, Pullover strickenden Männern und geifernden, das verhasste Patriarchat angreifenden Frauen.
    Und dann lebten sie auch noch in Friedrichshain. Im Osten! Kron fuhr nur über die ehemalige Grenze, wenn es unbedingt sein musste.
    Er sehnte sich nach den ruhigen Zeiten zurück, in denen die Sozialisten noch jenseits der Mauer saßen und sich nicht wie heute anschickten, auch im Westen hoffähig zu werden.
    Doch bereits der erste Eindruck, als er die Wohnung betrat, hatte Kron eines Besseren belehrt.
    Heinrich Denk, das dunkelbraune Haar zur Seite gescheitelt, trug ein weißes Hemd, gebügelt, den obersten Knopf offen, dazu eine schwarze Anzughose. Er hatte Kron und Brandt-Jankovic jovial begrüßt. Am meisten hatte Kron beeindruckt, dass er der Dame tatsächlich zuerst die Hand gereicht hatte, äußerst galant, obwohl Kron selbst einen höheren Dienstrang besaß.
    Cary Grant hätte genauso agiert.
    Danach führte Heinrich Denk die beiden Polizisten in die sehr geräumige Küche, die Platz für einen großen Esstisch mit sechs Stühlen bot. Alles wirkte sauber und ordentlich. Vermutlich hätte nicht einmal Krons penible Frau etwas zu beanstanden gehabt.
    Die beiden Frauen, die am Tisch saßen, standen auf, als die Besucher die Wohnküche betraten. Sie stellten sich als Kathrin Voss und Amelie Stutzkeis vor. Kron glaubte sogar, bei Letzterer einen angedeuteten Knicks wahrzunehmen. Beide trugen schulterlanges Haar, die eine blond, die andere brünett. Und beide waren nur dezent geschminkt, was Kron anerkennend zur Kenntnis nahm. Er hasste es, wenn Frauen zu viel Make-up auftrugen. Er schob sie dann gerne in eine Schublade und unterstellte ihnen ein eher freizügiges Verhalten. Seiner Frau hatte er das Schminken sogar ganz verboten. Bereits vor Jahren. Er wollte nicht, dass sie so aussah wie eine der ›Damen‹ von der Kurfürstenstraße.
    Kathrin Voss trug eine dunkelblaue Jeans und ein weinrotes T-Shirt, das ihre schlanke Taille betonte. Der schwarze Sweater, den Amelie Stutzkeis anhatte, ließ nicht erkennen, was für eine Figur sie besaß. Vom Gesicht her zu schließen, schien sie ihm ebenfalls normalgewichtig.
    Gemessen am Alter hätten alle drei seine Kinder sein können. Seiner Frau und ihm waren leider keine eigenen vergönnt gewesen, doch wenn sie welche gehabt hätten, wären sie sicher auch so gut geraten wie die drei, die nun vor ihm standen.
    »Darf ich Ihnen unsere Wohnung zeigen?«, fragte Heinrich Denk höflich, und Kron nickte.
    Im ersten Zimmer, in das ihn Denk führte, wohnte Kathrin Voss. Es wirkte sehr nüchtern auf ihn. Keine verspielten Kleinigkeiten oder jahreszeitlichen Dekorationen, die Frauen ansonsten so liebten. Auf den ersten Blick wäre nicht zu erkennen gewesen, ob hier ein Mann oder eine Frau lebte. Der Raum wirkte so, als würde regelmäßig geputzt und als hätte die letzte Reinigung erst vor kurzem stattgefunden. Genau wie die Küche. Irritierend wirkte lediglich das mannsgroße Skelett, das in einer Ecke stand. Doch noch nicht einmal auf diesem entdeckte Kron auch nur ein Körnchen Staub.
    Das nächste Zimmer entpuppte sich als das von Denk selbst. Es war ebenfalls sehr ordentlich, wobei Kron einige wenige Stellen entdeckte, die seine eigene Frau niemals als ›sauber‹ hätte durchgehen lassen. Kron war überrascht, als er auf dem Nachttisch eine Fotografie von Kathrin Voss
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