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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition)
Autoren: Siegfried Langer
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beinahe um waren, war Theo Kron kurz davor, die Suche zu beenden und bei Morgengrauen fortzusetzen. Doch falls der Schneefall nicht nachließ, würde das Tageslicht kaum eine Verbesserung bringen. Und die beiden noch vermissten Leichenteile wären sogar weitaus schwieriger aufzufinden.
    Kron stieß mit der Stiefelspitze gegen eine Wurzel.
    Er wunderte sich: kein Baum weit und breit.
    Also ging er in die Hocke. Der Stoß mit dem Stiefel hatte das, was nun vor ihm lag, größtenteils von seiner Schneeschicht befreit.
    Keine Wurzel.
    Kron fühlte gleichzeitig Schaudern und Erleichterung.
    Es entpuppte sich als die gesuchte untere Hälfte des Beins.
    Wie zwei kleine Pilze reckten sich zwei blutleere Zehen durch die Schneeschicht.
    Das Knie am anderen Ende des Körperteils lag in einer kleinen Blutlache, die bereits zu gefrieren begann. Daneben ein zerfetzter Schuh.
    »Kron hier«, sprach er in sein Funkgerät. »Ich habe das Bein gefunden.«
    Als nach wenigen Minuten der Kollege von der Spurensicherung aus der Dunkelheit auftauchte, stapfte Kron zurück zu der Stelle, an der sie den Torso gefunden hatten.
    Seine Mitarbeiter ließ er weitersuchen.
    Schließlich fehlte noch der linke Arm des Toten.
    Als er bei der Leiche eintraf, beugte sich gerade ein Kollege von der Spurensicherung darüber, seine Hände in Plastikhandschuhen.
    Er musste an den Fingern bitterlich frieren, der arme Kerl.
    Mit der einen Hand hob der Beamte den Torso so an, dass er mit der anderen in die Gesäßtasche greifen konnte.
    Er fischte ein Portemonnaie heraus.
    Krons Funkgerät knisterte, er ging auf Empfang.
    »Brandt-Jankovic«, meldete sich seine Kollegin.
    Kron hatte sie beauftragt, den Zug zu untersuchen, der immer noch im Bahnhofsgebäude des Ostbahnhofs stand.
    »Ja?«
    »Ich glaube, wir haben den Arm.«
    »Was meinen Sie mit ›ich glaube‹?«
    »Wir haben das, was von ihm übrig ist. Na ja, das meiste davon.«
    »Sprechen Sie!«
    »Er wurde sauber an der Schulter abgetrennt.«
    Das wusste Kron bereits. Er blickte zum Torso und sah die Gegenstelle vor sich.
    »Dann wurde er mitgeschleift. Er kam mehrfach unter die Räder. Wir haben den Unterarm und den Oberarm und drei der Finger, alles in keinem guten Zustand.«
    »Verstanden. Suchen Sie weiter.«
    »Herr Kron?« Der Polizist vor Kron bat um seine Aufmerksamkeit.
    Kron beendete das Funkgespräch und wandte sich dem Beamten zu.
    Mit den Fingern seiner Linken verschaffte sich der Kollege Bewegung, um Blut hineinzupumpen, zwischen Zeigefinger und Daumen der Rechten hielt er mehrere DM -Scheine.
    »Kein Personalausweis drin«, sagte er enttäuscht. »Und auch sonst keine Dokumente, die auf seine Identität hinweisen.«
    Kron besah sich das Gesicht des Toten.
    Nase und Unterkiefer gebrochen, ein Auge geschlossen, das andere geöffnet, das Gesicht blutverschmiert. Darüber tanzende und landende Schneeflocken.
    Kron zuckte mit den Schultern.
    Er konnte sich nur schwer vorstellen, wie der Mann einmal ausgesehen hatte.

4
    Heute
    D as Bild hängt schief.«
    Unweigerlich musste Kathrin an den alten Sketch von Loriot denken.
    Vorsichtig schob sie den Bilderrahmen wieder zurück an seine richtige Position. In Gedanken sah sie Vicco von Bülow, wie er im Zimmer hin- und hertorkelte, Blumenvasen, Lampen, Kerzenständer, Fenstervorhänge und schließlich alles andere mit sich riss.
    Sie lächelte.
    Das Bild selbst hatte ihre Mutter Jutta Voss gemalt. Seit Kathrins Vater gestorben war, besuchte ihre Mutter einen Volkshochschulkurs nach dem anderen. Papierschöpfen, Klöppeln, Ikebana, Korbflechten.
    Kathrin hielt ihre Mutter für unausgelastet, weil sie an derartigen Kursen teilnahm. Andererseits war sie froh, dass sie so wenigstens unter Leute kam und nicht vereinsamte.
    Von den zehn Bildern, die in »Abstraktes Malen« entstanden waren, hielt Kathrin jenes, das bei ihr im Flur hing, für das am wenigsten misslungene.
    Voller Stolz hatte Jutta ihre Ergebnisse präsentiert. Kathrin hatte die Bilder gemustert und sich danach ein »Interessant« herausgepresst. Einen ehrlicheren Kommentar hatte sie nicht über die Lippen gebracht. Denn sie hatte sich daran erinnert, dass ihre Mutter früher stets alles über den Klee gelobt hatte, was sie selbst als Kind aus dem Handarbeitsunterricht nach Hause gebracht hatte. Egal, ob Kunstwerk oder Materialverschwendung.
    »Das gefällt mir am allerbesten«, kommentierte Kathrin schließlich die seltsame Ansammlung von hellblauen, türkisfarbenen und dunkelgrünen
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