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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
Autoren: Bunch Cole
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Millimeter neben einem seiner Knie eine kleine Furche in den Schnee. Der Mann zuckte zusammen, vermied es jedoch, seinem Instinkt folgend zurückzuspringen oder davonzulaufen. Er wußte nur zu gut, daß im Falle seines Versagens weitaus schlimmere Dinge entstehen würden, als nur ein verkohltes Loch in seinem Körper.
    Er mußte Sten erwischen, bevor Sten ihn
    erwischte.
    Die winzigen Scheren umklammerten den Draht.
    Der Mann hielt den Atem an und wartete. Wieder krachte ein Laserstoß. Die Ferse eines Schneeschuhs explodierte, als der lasergeleitete AM2-Schuß detonierte. Schließlich meldete ihm ein Zirpen aus dem winzigen Gerät, daß alles in Ordnung war.
    Der Mann hechtete über den Draht und weiter in den Wald hinein. Genau in diesem Augenblick nahmen die Schützen ihre Beute unter Feuer. An der Stelle, an der sich der Mann noch vor einem Atemzug befunden hatte, brannte sich ein häßliches Loch in den Erdboden.
    Er verschwand im Dickicht, und die
    Jagdgesellschaf t heftete sich noch verbissener an seine Fersen. Auch sie umrundeten die kleinen Erhebungen, die ihr Opfer gemieden hatte, übersprangen den Draht und landeten federnd auf der anderen Seite. Ihr Anführer gab ein Zeichen, und die V-Formation löste sich auf. Die Jäger verteilten sich im Wald.
    Sten ging im Zimmer auf und ab. Er war nervös.
    Er nahm ein antikes, in Leder gebundenes Buch in die Hand, blickte auf den Titel, nahm ihn jedoch nicht wahr. Er warf es auf den Tisch zurück, ging zum Kamin hinüber und schürte das Feuer, bis die Flammen prasselnd aufloderten. Da ihm immer noch ein wenig kalt war, warf er noch ein Scheit hinein.
    Er wußte nicht was, aber etwas stimmte nicht.
    Wieder wanderte sein Blick über die Batterie von Überwachungsmonitoren, die einer wie der andere ein beruhigendes Grün anzeigten. Warum also beschlich ihn dieses Gefühl, daß sie ihn belogen?
    Seine Nackenhaare sträubten sich. Ein Teil seines Verstandes sagte ihm, daß er sich wie ein ängstlicher alter Knacker aufführte, der Angst vor der Dunkelheit hatte und bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammenzuckte. "Hör nicht drauf", befahl ihm dieser Teil seiner selbst. Doch die winzige Stimme des Überlebens ließ sich nicht niederbrüllen.
    Sten schaltete die Automatik der Monitore aus und ging auf manuelle Bedienung. Immer noch blieb alles grün. Er schaltete von Sektor zu Sektor. Nichts.
    Über sich selbst verärgert, schaltete er wieder auf Automatik zurück. Nur einen Herzschlag lang schienen die Lämpchen gelb aufzublinken, dann leuchteten sie wieder grün. Was war das? Er ging erneut auf manuell. Grün, verdammt noch mal!
    Dann wieder auf Automatik. Diesmal gab es kein verräterisches Gelb, die Lampen blieben konstant auf smaragdgrün. Er mußte es sich eingebildet haben.
    Er ging zur Vordertür, stellte sich ganz auf eine Seite, öffnete sie einen Spalt und spähte hinaus. Bis auf die unendliche, leere Schneelandschaft, die hell unter dem tiefhängenden Mond schlummerte, gab es nichts zu sehen. In mehreren Bäumen in der Nähe hatte er Reflektoren versteckt. Sten überprüfte sie.
    Er sah seinen eigenen Schatten, der hinter dem Türspalt ins Freie lugte. Weder auf der linken noch auf der rechten Seite der Kuppel lauerte etwas auf ihn.
    Obwohl er sich wie der letzte Schwachkopf vorkam, zog er aus dem kleinen Schlitz neben der Tür eine Mini-Willygun hervor, entsicherte sie und trat nach draußen.
    Dort gab es weder etwas Ungewöhnliches zu hören noch zu sehen. Stens Blick streifte über das Gelände, Millimeter für Millimeter. Nichts schien auch nur im entferntesten beunruhigend. Er ließ den Sicherungshebel wieder zurückschnappen, denn er sagte sich, daß er das verdammte Ding in seinem Zustand am Ende noch fallen ließ und sich ein Knie abschoß. Und doch: alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen - manchmal überhaupt nicht. Er schob die Pistole hinter den Gürtel, zog sich wieder in die Kuppel zurück und warf die schwere Tür hinter sich zu. Die massive Tür glitt noch träge auf den gut gefetteten Türangeln, als er sich bereits dem prasselnden Feuer zuwandte.
    Er blieb stehen.
    Sten hatte weder das Schloß klicken noch die Tür zufallen hören. Womöglich hatte er nicht fest genug gedrückt. Ja, wahrscheinlich.
    Er spannte die Muskeln seiner rechten Hand an.
    Die Muskelscheide, die sein chirurgisch in den Unterarm implantiertes Messer festhielt, zog sich zusammen, und die dünne, tödliche Klinge glitt aus ihrem Ruheplatz in seine
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