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Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)

Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)

Titel: Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
Autoren: Stan Wolf
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Fernglas ab und schaute auf die ihm bekannte Umgebung. Von Geleisen einer Bahnlinie war weit und breit nichts zu entdecken. Autos fuhren unten auf der Straße, und auch die Häuser und Gebäude waren ihm wohlbekannt.
    „Da ist eine Bahnstrecke gewesen und eine Dampfeisenbahn. Danach habe ich an derselben Stelle eine Straßenbahn mit Oberleitung gesehen. Hat es das hier tatsächlich einmal gegeben?“
    „Ja“, erwiderte der General, „als Sie die Dampfeisenbahn sahen, haben Sie das Gerät vermutlich auf die Jahrhundertwende eingestellt, und die elektrische Straßenbahn von Salzburg nach Berchtesgaden gab es nur bis zum Jahr 1938, bis der Führer Österreich wieder in das Deutsche Reich heimgeholt hat.“
    Als Wolf das Fernglas absetzte, sah er mit Entsetzen, dass bereits mehr als eine halbe Stunde auf seiner Armbanduhr vergangen war. Er dachte dabei an die Zeitverschiebung und daran, dass er womöglich längst als vermisst galt.
    Der General bemerkte Wolfs Unruhe und meinte: „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, hier draußen sind wir wieder in Ihrer Gegenwart, nur um einen halben Tag versetzt. Hier haben Sie keine Zeitverlangsamung zu befürchten. Wir sind zudem an einem anderen Ort am Berg herausgekommen. Vor hier oben können Sie alles viel besser betrachten. Versuchen Sie nochmals, am großen Rad zu drehen.“
    Wolf tat es und konnte jetzt erkennen, wie Kolonnen von deutschen Wehrmachtslastwagen auf der Straße unter ihnen in Richtung Berchtesgaden fuhren. Von der Straßenbahn war nichts mehr zu sehen, aber an manchen Stellen konnte man trotzdem noch die Schienentrasse der mittlerweile aufgelassenen Bahn erkennen.
    „Was sehen Sie jetzt?“, fragte der General.
    „Deutsche Militärlastwagen.“
    „Dann sind Sie jetzt vermutlich in den Jahren 1939 bis 1942.“
    Wolf war fasziniert von der Möglichkeit, die dieses Gerät bot. Man konnte damit wirklich in die Vergangenheit sehen. Durch die angeschlossene Batterie war das Chronoskop zwar etwas unhandlich, was aber der Blick in die Vergangenheit mehr als wettmachte.
    Wolf hätte sich das Gerät am liebsten vom General ausgeborgt. Er hatte da eine Idee. Seine eigene Vergangenheit zu betrachten – das wäre doch etwas.
    Wieder kam ihm General Kammler zuvor, als er sagte:
    „Sie können sich gerne mit dem Chronoskop drüben am benachbarten Obersalzberg ein wenig umsehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie dort auch den Führer und seine engere Umgebung sehen werden. Wir haben uns auch schon den Fliegerangriff der Alliierten angeschaut. Es ist beeindruckend, wenn man sieht, wie eine Bombe ganz in der Nähe einschlägt. Man hört kein Geräusch dabei, aber trotzdem zuckt ein jeder zusammen, der so etwas zum ersten Mal sieht. Ich gebe Ihnen Obersturmbannführer Weber mit. Sie werden sicher verstehen, dass dieses Gerät von Ihnen nur unter Aufsicht benutzt werden kann. Schließlich handelt es sich hierbei um eine Technologie, die eigentlich noch nicht bekannt ist. Kommen Sie in exakt vierzehn Tagen am Morgen wieder zum Brunnen beim alten Gasthof, dort wird Weber dann auf Sie warten.“
    Wolf war begeistert. Vermutlich würde er in zwei Wochen Dinge sehen, die anderen nur aus Geschichtsbüchern bekannt waren.
    Er bedankte sich beim General. Zurück im Berg legte ihm Weber wieder die Augenbinde an. Nach wenigen Schritten kamen sie bereits wieder ins Freie. In der Station musste tatsächlich auch noch eine Art Raumverschiebung existieren. Denn als Wolf das Tuch von den Augen genommen wurde, waren sie bereits wieder unten am Weg bei den ersten Häusern am Waldrand angelangt.
    Wolf wusste, dass in diesen knappen zehn Minuten, die er im Inneren des Berges verbracht hatte, gute drei Tage in der Außenwelt vergangen waren.
    Außerdem war es bereits Nachmittag.
    Er musste nun rasch zu Silvia fahren. Hoffentlich war sie schon abreisebereit.
    Aber seine Sorge war unbegründet. Nach einem kurzen Telefonat wusste er, dass er sie in einer Stunde abholen konnte.
    Sie würden gleich nach München fahren und dort, direkt am Airport, im Kempinsky Hotel übernachten, denn mit ihren offenen Hinflugtickets war nur ein Flug um sechs Uhr früh möglich. Auf der knapp zweistündigen Autofahrt zum Flughafen erwähnte Wolf Silvia gegenüber vorerst nichts von seinen Erlebnissen beim General im Berg. Es gab ja für die beiden auch so noch genug zu erzählen.
    Am Abend saßen dann sie unter den riesigen Kunstpalmen an der Hotelbar und nippten ein jeder genüsslich an einem
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