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Steinbock-Spiele

Steinbock-Spiele

Titel: Steinbock-Spiele
Autoren: Robert Silverberg
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Zeit, wo Verpflichtungen erfolgten und Entscheidungen fielen. Das Klirren von Eis in Gläsern, die dunstigen Dämpfe psychedelischer Präparate, die Berührung von warmer Haut rings um sie – sie war an alles angeschlossen, sie war lebendig und aufnahmebereit, sie trat ein in die zuckende Stunde, die Stunde galvanischer Zuckungen. Sie wurde wild und unbekümmert. Impulsiv küßte sie Bliss, reckte sich auf die Zehenspitzen, schob ihre Zunge tief in seinen erschrockenen Mund. Dann löste sie sich von ihm. Irgend jemand spielte mit der Beleuchtung: Sie wurde röter, dann gewann sie an Kraft und schwoll zu blauweißer Grellheit an. Weit drüben auf der anderen Seite des Raumes brandete und wogte eine Menge um die hingestürzte Gestalt Francis Xavier Byrnes, der schlaff an der Barwand lehnte. Seine Augen waren offen, aber glasig. Nicholson kauerte vor ihm, griff in sein Hemd, justierte die Regler des Kettenhemds darunter.
    »Alles in Ordnung«, sagte Steiner. »Laßt ihm Luft zukommen. Alles in Ordnung!« Wirrwarr. Tumult. Eine Sturzflut wirrer Sinneswahrnehmungen.
    »– heißt, daß sich die Wetterabläufe auf Dauer geändert haben. Von jetzt an kalte Winter, wegen der Staubmengen in der Atmosphäre, die die Sonneneinstrahlung hemmen. Bis wir um das Jahr 2200 völlig zu Eis erstarren –«
    »– aber das Kohlendioxyd müßte doch einen Treibhauseffekt auslösen, der wärmeres Wetter bringt, dachte ich, und –«
    »– der Vorschlag, Strom dadurch zu erzeugen, daß –«
    »– die San-Andreas-Verwerfung –«
    »– finanziert durch Obligationen, umtauschbar –«
    »– Kapseln mit Botulin –«
    »– zu verteilen im Maßstab eins pro tausend Familien in Grönland und des Hauptstadtbezirks Kamtschatka –«
    »– im sechzehnten Jahrhundert, als man wirklich noch hoffen konnte, sein eigenes Imperium in irgendeinem unbekannten Teil der –«
    »– ungelöste Konflikte der Steinbock-Persönlichkeit –«
    »– starke Konzentration und Meditation auf das vollendete Mandala, so daß der Inhalt der Arbeit auf Geist und Körper des Betrachters übertragen und mit ihnen identifiziert wird. Ich meine, technisch gesehen handelt es sich um eine Wiederaufsaugung kosmischer Kräfte. Im Prozeß des Aufbaus sind diese Kräfte –«
    »– Schmetterlinge, die man sonst nirgends mehr findet in –«
    »– aus dem Chaos des Unbewußten projiziert worden; im Prozeß der Aufsaugung werden die Kräfte wieder hineingezogen –«
    »– werfen ein Licht auf Verwandlungen der DNA im Lichtsammelorgan, das –«
    »– der Schnee –«
    »– tausend Jahre, können Sie sich das vorstellen? Und –«
    »– ihr Körper –«
    »– früher eine Kröte –«
    »– eben vom Mars zurück, und mit einem Blick –«
    »Halten Sie mich fest«, sagte Nikki. »Einfach festhalten. Mir ist sehr schwindlig.«
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Nur festhalten.« Sie preßte sich an kühlen, duftenden Stoff. Seine Brust, unnachgiebig. Steiner. Sehr männlich. Er stützte sie, aber nur einen Augenblick lang. Andere Aufgaben verlangten ihn. Als er sie losließ, schwankte sie. Er winkte jemand anderem, blond, weiches Gesicht. Der Gedankenleser, Tom. Reichte sie weiter, die Kette entlang, von Mann zu Mann.
    »Sie fühlen sich besser«, sagte der Telepath zu ihr.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Sehr.«
    »Können Sie jedermanns Gedanken hier im Raum lesen?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Sogar seine ?«
    Wieder ein Nicken.
    »Am deutlichsten von allen. Er gebraucht sein Gehirn schon so lange, daß alle Kanäle tief eingegraben sind.«
    »Dann ist er wirklich tausend Jahre alt?«
    »Sie haben das nicht geglaubt?«
    Nikki zuckte die Achseln.
    »Manchmal weiß ich nicht, was ich glaube.«
    »Er ist alt .«
    »Sie müssen es wissen.«
    »Er ist ein Phänomen. Er ist absolut außergewöhnlich.« Eine Pause, knapp, zupackend. »Möchten Sie in sein Gehirn blicken?«
    »Wie kann ich das?«
    »Ich schließe Sie an, wenn Sie wollen.« Die eisigen Augen blitzten in plötzlicher mutwilliger Wärme. »Ja?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich möchte.«
    »Sie sind ganz sicher. Sie sind krank vor Neugier. Machen Sie mir nichts vor. Keine Spiele, Nikki. Sie wollen in ihn hineinsehen.«
    »Vielleicht.« Widerstrebend.
    »Sie wollen. Glauben Sie mir, Sie wollen. Also. Entspannen, lassen Sie die Schultern ein wenig hängen, machen Sie sich locker, aufnahmebereit, und ich stelle die Verbindung her.«
    »Warten Sie«, sagte sie.
    Aber es war zu spät. Der Gedankenleser teilte
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